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Madita

Madita

Titel: Madita
Autoren: Astrid Lindgren
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Sahnebonbons. Madita
    hat Lisabet versprochen, ihr zwei davon abzugeben, und
    darum kann Lisabet es an diesem Tag kaum abwarten, daß
    Madita aus der Schule kommt. Endlich ist sie da. Schon auf dem Flur läuft Lisabet ihr entgegen.
    »Arme Lisabet«, sagt Madita. »Deine Bonbons hat Richard
    aufgegessen.«
    »Richard müßte Haue kriegen«, sagt Lisabet und ist sehr
    betrübt.
    Ja, dieser Richard hätte wirklich eine Tracht Prügel verdient, denn dies ist keineswegs sein letzter Streich.
    Eines Tages kommt Madita nach Haus und hat nur einen
    Überschuh an. Der andere ist fort. Und es war ein so feiner Überschuh, schwarz und blank und innen mit rotem Futter.
    »Wo hast du denn den andern Überschuh?« fragt Mama.
    »Den hat Richard mir weggenommen und in den Gully ge-
    schmissen«, sagt Madita.
    »Richard müßte Haue kriegen«, sagt Lisabet.
    Mama ist sehr böse auf diesen Richard.
    »Es ist schon ein Kreuz, daß ihr so einen Jungen in der Klasse habt«, sagt sie. »Ich muß doch wirklich einmal mit der Lehrerin sprechen.«
    Aber Mama hat so viel zu tun. Sie hat einfach keine Zeit, zur Lehrerin zu gehen. Und Richard macht weiter seine dummen
    Streiche. Fast täglich heckt er etwas Neues aus.
    Madita kommt mit einem großen Tintenklecks auf ihrem neuen 28

    Kattunkleid nach Hause... natürlich Richard! Eines Tages hat Maditas Schiefertafel einen großen Sprung... weil Richard sie an die Wand geschmissen hat. Er wollte nur mal sehen, ob sie richtig haltbar ist. Und das war sie nicht. Jedenfalls nicht so haltbar.
    In Maditas Lesebuch ist eine Königin abgebildet, die früher in Schweden gelebt hat. Jetzt ist sie tot, aber im Lesebuch ist ihr Bild. Eines Tages hat die Königin einen Schnurrbart.
    »Nein, so etwas!« sagt Mama streng. »Margareta, warum hast du das Bild beschmiert?«
    »Hab ich ja gar nicht«, sagt Madita. »Das war Richard.«
    »Richard müßte Haue kriegen«, sagt Lisabet.
    Tagtäglich hat Madita beim Mittagessen etwas von diesem

    29
    nichtsnutzigen Richard und all seinen Schandtaten zu berichten. Es ist kaum zu fassen, wie sich die Lehrerin mit ihm herumärgern muß. Während des Unterrichts treibt er Unfug, und so gut wie immer muß er in der Ecke stehen.
    »Und stell dir vor, Mama, heute hat er meinen Radiergummi aufgegessen«, sagt Madita.
    »Ist denn das die Möglichkeit!« ruft Mama entsetzt.
    »Mit dem Jungen scheint etwas nicht in Ordnung zu sein«,
    sagt Papa.
    »Richard müßte Haue kriegen«, sagt Lisabet.
    Eines Tages kommt Madita mit einer ganz neuen Frisur aus
    der Schule. Natürlich wieder dieser Richard! Auf dem Heim-weg hat er sich von Madita die Handarbeitsschere ausgeborgt, und dann hat er ihr Ponys geschnitten. Und was für Ponys!
    Aber jetzt ist Mamas Geduld zu Ende. Keinen Tag länger darf das so weitergehen.
    »Morgen gehe ich zur Schule und spreche mit der Lehrerin«, erklärt sie entschieden.
    »Richard müßte Hau...« beginnt Lisabet.
    »Halt den Mund!« schreit Madita erbost. »Richard kann gar keine Haue mehr kriegen. Er geht gar nicht mehr in unsere Schule. Seit heute nicht.«
    »Ach«, sagt Mama erstaunt. »Warum denn nicht?«
    »Er... er hatte keine Lust mehr«, sagt Madita.
    »Keine Lust mehr!« sagt Mama. »Unsinn! Er zieht wahrscheinlich um und kommt deshalb in eine andere Schule, so wird es sein.«
    »Ja, er soll wohl woanders in die Schule gehen und da die Radiergummis aufessen«, sagt Lisabet zufrieden.
    Ein paar Tage später hat Tante Lotte Geburtstag. Tante Lotte, 30
    die in demselben Häuschen direkt neben der Schule wohnt.
    Mama nimmt ihre beiden Töchter zum Gratulieren mit.
    Gerade vor Tante Lottes Haus treffen sie die Lehrerin. Mama bleibt stehen, und es nützt auch nichts, daß Madita versucht, sie am Rock fortzuziehen.
    Madita möchte auf gar keinen Fall mit der Lehrerin reden, aber Mama möchte es.
    »Wie macht sich denn unsere Margarete in der Schule?« fragt Mama. Eigentlich ist die Frage überflüssig, denn Madita hat ja erzählt, daß es famos geht. Aber natürlich möchte Mama es gern von der Lehrerin selber hören, daß Madita die Beste in der Klasse ist.
    Seltsamerweise sagt die Lehrerin etwas ganz anderes.
    »Nun, wenn Margareta sich erst eingelebt hat, wird es schon besser werden«, sagt sie. »Manchen Kindern fällt es eben
    schwer, sich an den Schulbetrieb zu gewöhnen.«
    Mama macht ein nachdenkliches Gesicht. Meint die Lehrerin wirklich, daß Madita zu diesen Kindern gehört? Was muß sie dann erst von diesem Richard halten!
    »Ach,
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