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Madita

Madita

Titel: Madita
Autoren: Astrid Lindgren
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doch viel schö-
    ner.
    »Madita, weißt du was? Ich will nicht mehr aufs Dach«, erklärt sie.
    »Stell dich jetzt bloß nicht an, sonst wird aus dem ganzen Ausflug nichts«, sagt Madita. »Komm, ich helfe dir.«
    Lisabet hat solche Angst, daß sie am ganzen Leibe zittert.
    Aber Madita zieht und zerrt sie hoch, und zu guter Letzt glückt es ihr auch, sie aufs Dach zu holen, obwohl Lisabet die ganze Zeit über jammert:
    »Du bist verdreht, Madita, du bist bestimmt verdreht.«
    Erst als die beiden rittlings auf dem Dach sitzen und den Korb zwischen sich haben, macht es auch Lisabet Spaß.
    »Ha, ich kann Nilssons in die Küche gucken«, ruft sie. Madita nickt befriedigt.
    »Ich habe dir doch gesagt, daß man Aussicht hat. Man kann genau sehen, was Nilssons machen. Ich hab schon oft zuge-guckt.«
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    Eine gute Weile sitzen sie nur da und starren zu Nilssons hinunter. Dort unten steht Abbe wie gewöhnlich am Backbrett.
    Tante Nilsson ist nirgends zu sehen, aber Onkel Nilsson liegt auf der Küchenbank und schläft.
    »Der ist bestimmt betrunken«, sagt Madita. »Das ist er samstags immer.«
    Da schaut Abbe auf und entdeckt die beiden. Er hört auf zu backen, geht ans Fenster und schneidet so fürchterliche Gri-massen, daß sie sich vor Lachen ausschütten. Madita kann
    gar nicht fassen, daß jemand sein Gesicht so verziehen kann wie Abbe. Sonst ist Abbe richtig hübsch, findet sie, er hat so helles Haar, und seine Augen sind so blau, ja, Abbe ist hübsch.
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    Aber jetzt zieht er das Gesicht zusammen, daß er aussieht wie ein Troll und gar nicht mehr hübsch ist, aber so ulkig, daß man vom Dach fallen könnte.
    Nach einem Weilchen kommt er heraus.
    »He, ihr beiden!« ruft er und schielt zu Madita und Lisabet hinauf. »Sonst geht’s euch aber gut, ja?«
    »Uns geht’s fein«, ruft Madita.
    Besser kann es einem wirklich nicht gehen, als wenn man auf dem Schuppendach sitzt und mit Abbe redet.
    »Wir machen einen Ausflug«, erklärt Lisabet sicherheitshalber.
    »Ja, das sieht man«, sagt Abbe. »Was habt ihr denn da in
    euerm Korb?«
    »Fleischklößchen und Würstchen und noch allerhand«, sagt
    Madita.
    » ’n ganzen Haufen gute Sachen«, bekräftigt Lisabet.
    Abbe lehnt sich auf den Holzzaun, der Birkenlund von Waldesruh trennt; so heißt nämlich Nilssons Haus. Er steht da ganz still und sieht recht nachdenklich aus.
    »Wollen wir wetten«, sagt er schließlich, »wollen wir wetten, daß ihr mir kein Fleischklößchen in den Mund werfen könnt, und wenn ihr’s noch so oft probiert?«
    Madita und Lisabet jubeln. Keinem fällt so viel Ulkiges ein wie Abbe.
    »Haha, das wirst du gleich sehen«, ruft Madita und greift flink nach einem Fleischklößchen. Sie zielt lange und gründlich, und dann saust das Fleischklößchen auf den offenen Mund da unten zu. Aber es trifft Abbe mitten auf die Stirn, und dann fällt es zu Boden und legt sich auf einem Polster von vergilbtem Laub zur Ruhe. Schwups, hat Abbe es aufgehoben und in den Mund gestopft.

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    »Hab ich’s nicht gesagt? Ihr könnt eben nicht richtig zielen. Da seht ihr’s selber.«
    »Das war ja gelacht«, sagt Madita und greift nach dem nächsten Fleischklößchen. »Jetzt aber, aufgepaßt!«
    Dieser Fleischkloß saust an Abbes Ohr vorbei und fällt ebenfalls zu Boden. Abbe hebt ihn auf und steckt ihn in den Mund.
    »Da siehst du’s!« ruft er. »Du kannst eben nicht zielen, Madita.«
    »Jetzt will ich mal«, sagt Lisabet. »Ich will auch mit Fleischklößchen schmeißen.«
    Sie schleudert eins auf gut Glück, und dies fliegt nicht einmal bis zum Zaun.
    »Unmöglich seid ihr, eine wie die andere«, sagt Abbe. Er
    schiebt seine mehlige Hand durch die Zaunlatten und holt sich auch diesen Fleischkloß.
    Madita und Lisabet versuchen es noch einmal. Ja, sie versuchen es noch viele Male, bis Madita schließlich sagt:
    »Jetzt können wir nicht mehr üben, die Fleischklößchen sind alle.«
    »Na, vielleicht geht’s mit den Würstchen besser«, sagt Abbe.
    »Die halten besser Kurs von wegen der Form. Probiert’s mal!«
    Madita und Lisabet versuchen es bereitwillig mit den Würstchen. Ein Würstchen trifft Abbe genau zwischen die Augen, aber Madita glückt es auch mit den andern nicht besser.
    »Jetzt sind nur noch zwei Würstchen übrig«, sagt sie, »und die müssen wir selber essen.«
    »Na, ihr bildet euch doch nicht etwa ein, daß ich hier den ganzen Tag rumstehen kann, nur damit ihr zielen lernt«, sagt Abbe. »Nee, ihr beiden Wickelkinder, sucht euch jemand
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