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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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Freundlichkeit, verriet dann aber doch sein Unbehagen, indem er mit den Füßen in der Binsenstreu he-rumscharrte, was ein sicheres Zeichen seines Schuldbewusstseins war.
    Iain atmete tief ein, ließ den Atem langsam wieder aus und fragte, während er den Blick des alten Manns erwiderte: »Wo sind die Fensterläden überhaupt?«
    Über den schmallippigen Mund kam keine Antwort, aber in den wässrigen blauen Augen des alten Mannes erschien ein Anflug von Mitgefühl... es war der gleiche mitleidige Blick, den lau schon in Gavins offenem Gesicht gesehen hatte.
    Und dieses Riesenrindvieh vermied jeglichen weiteren Blickkontakt mit ihm. Der stämmige Insulaner hielt seinen strubbeligen, rötlich braunen Kopf tief über die mit Edelsteinen besetzte Reliquienschatulle gebeugt und polierte unentwegt ihr silbernes Gehäuse ... obwohl kein einziger Ruß fleck mehr darauf zu sehen war.
    Das kostbare Behältnis für heilige Reliquien glänzte wie eine Speckschwarte.
    Ein gänzlich un einschüchternder Blick auf seine Schwägerin brachte Iain auch nicht mehr ein als ein unverbindliches Achselzucken.
    Ein Achselzucken und einen höchst beredten Blick auf ihren Ehemann.
    Woraufhin auch Iain seinen Bruder ansah.
    Die sehr gerade Haltung des Clanoberhauptes der MacLeans verhieß nichts Gutes, aber Iain war viel zu aufgebracht, um sich darum zu kümmern. »Du warst das«, stellte er fest und kniff die Augen zusammen, um sie vor der grellen Sonne zu schützen, die durch die jetzt offenen Fenster fiel. »Du hast das Entfernen der Fensterläden angeordnet.«
    Donall der Kühne versuchte nicht einmal, es abzustreiten, sondern verschränkte nur die Arme und presste seine Lippen zu einer schmalen, unnachgiebigen Linie zusammen.
    Erneut beschlich Iain eine gespannte Unruhe, doch diesmal lief sie ihm nicht einfach nur über den Rücken, sondern ergriff seine Nervenenden und durchströmte ihn wie eine Welle böser Vorahnungen, die nicht minder beunruhigend waren als die verschwundenen Fensterläden und die grimmige Haltung seines Bruders.
    Die anderen Anwesenden im Zimmer ignorierend, fixierte Iain Donall mit einem nicht minder grimmigen Blick, doch sein Bruder blinzelte nicht einmal. Und auch seine Gesichtszüge wurden nicht weicher oder ließen auch nur eine Spur des Mitgefühls erkennen, das Iain auf den Gesichtern der anderen gesehen hatte.
    Iains Hände verkrampften sich an seinen Seiten, seine Nägel gruben sich in seine Handflächen. Es war eine Frage der Ehre, dass er die Dekrete seines Bruders akzeptierte und befolgte. Donall war der Lehnsherr, nicht er, und noch nie zuvor hatte Iain es als unerträglicher empfunden, nur der jüngere Sohn zu sein.
    Aber Donall hatte auch noch nie zuvor als Oberhaupt des Clans die Schwelle zu Iains Privatgemächern überschritten.
    Nur als sein Bruder und sein Freund.
    Dass er nun so gebieterisch in seine Privatsphäre drang, und zudem auch noch in einer dermaßen düsteren Stunde, hinterließ einen bitteren Geschmack in Iains Mund.
    Und so straffte er die Schultern und zwang sich, seine weichen Knie und die seltsame Schwere und Steifheit seiner Zunge zu ignorieren. »Glaubst du nicht, ich hätte heute schon genug gelitten?«, gelang es ihm schließlich mit etwas kräftigerer Stimme zu fragen.
    Dann machte er eine weit ausholende Bewegung mit dem Arm und deutete auf das lodernde Kaminfeuer und die unzähligen brennenden Kerzen. »Willst du zur Strafe für meine Verfehlungen meine Gemächer auf eine verkohlte Wüste reduzieren?« Oder - » Er schlenderte zu den blendenlosen Fenstern, wobei er ganz bewusst die von Gavin MacFie besetzte Nische mied, und fuhr dann wieder zu seinem Bruder herum. »Oder versuchst du gar, mich blind zu machen?«
    Donall reagierte mit aufreizender Gelassenheit auf Iains spöttische Bemerkung. »Du hast dich selber blind gemacht.« Er warf einen raschen Seitenblick auf Gavin, der noch immer emsig damit beschäftigt war, die Reliquienschatulle zu polieren. »Wir versuchen nur, dich von dieser selbst bewirkten Blindheit zu heilen.«
    »Das mag ja sein«, räumte Iain ein und stemmte seine Hände in die Hüften. »Aber ich bin gar nicht sehr erpicht darauf, mein ... Sehvermögen wiederzugewinnen.«
    Dann wandte er sich wieder dem Fenster zu, umklammerte sein kaltes Mauerwerk und hielt sich an dem kunstvoll gearbeiteten Filigranmuster des Rahmens fest. Sein Herz begann sogar noch heftiger zu pochen, als er auf die ungeheure Weite des Ozeans hinausstarrte und sein Blick unfehlbar zu
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