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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos
Autoren: Johanna Benden
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ließen Schnee und Raureif funkeln.
    In der Mitte des Pavillons stand Jaromir in Drachengestalt und wartete voller Freude auf sie.
    Der Nebel zog sich noch ein kleines Stückchen zurück und enthüllte weitere Drachen, die sich in ihrer wahren Gestalt um den Tempel herum versammelt hatten: Lenir, der Kerstin auf seinem Rücken trug, Abrexar, Mandolan, Narex und Nodexter. Lexia, Tujana und Linea. Der blaue Plasch war ebenfalls dort, genau wie elf weitere Drachen verschiedener Rassen, die sie in den vergangenen Monaten besucht hatten, und mit denen Jaromir und sie eine Freundschaft verband.
    Victoria schluckte gerührt und trat in den Tempel an Jaromirs Seite.
    „Du bist wunderschön, Kleines“ , begrüßte ihr Gefährte sie bewegt.
    Hoggi verbeugte sich noch einmal galant vor ihr und zog sich zu den anderen zurück, wo auch er sich in einen Drachen verwandelte.
    Nun trat Lenir neben Victoria und meinte augenzwinkernd: „Na, nervös, Vici? Deinen Herzschlag höre ich ja sogar von hier oben…“ Dann hockte er sich kurz hin und ließ seine Gefährtin absteigen.
    Kerstin strahlte übers ganze Gesicht, umarmte Victoria und stellte sich neben sie. Lenir erhob sich und begab sich an Jaromirs Seite.
    Schließlich tauchte ein großer Schatten im Nebel auf und trat zu ihnen in den Tempel. Es war Grimmarr.
    Er verbeugte sich vor den Gefährten und bemerkte mit einem breiten Grinsen in Abrexars Richtung: „Ein schwarzes Vögelchen hat mir gezwitschert, dass sich unsere Gefährtin in Wahrheit eine kleine, informelle Zeremonie wünscht…“ Er strahlte. „Diesem Wunsch komme ich nur zu gern nach.“
    Dann wurde sein Gesicht ernst und er sendete mit volltönender Gedankenstimme: „Jaromir und Victoria, das Schicksal hat euch beide zusammengeführt. Auch wenn keiner von euch wusste, was das bedeutet, so war euch doch vom ersten Augenblick an klar, dass der andere etwas ganz Besonderes ist. Ihr habt euch mutig aufeinander eingelassen, wie sich Drache und Mensch schon seit Jahrhunderten nicht mehr aufeinander eingelassen haben. Ihr hattet keine Ahnung, wohin euch das führen würde – ihr habt ganz einfach eurem Gefühl vertraut.
    Ihr zwei habt viele Unsicherheiten und Widerstände überwunden und von Anfang an bedingungslos zueinander gehalten. Victoria hat große Veränderungen für dich, Jaromir, hingenommen und mit ihrer bestimmten Art dafür gesorgt, dass ihre Familie und ihre Freunde dich an ihrer Seite akzeptieren. Sie ist mutig, offen und neugierig auf uns Drachen zugegangen und hat uns so angenommen, wie wir sind.“
    Grimmarr verbeugte sich anerkennend vor Victoria. „Dafür verdienst du meinen Respekt.
    Ihr beiden habt im wahrsten Sinne des Wortes für eure Liebe gekämpft. Immer wieder und wieder. Du, Jaromir, hast die größte Schlacht von allen geschlagen, als du Victoria nach den Dämonenangriffen über Tage hinweg daran gehindert hast, zu den Ahnen zu gehen. Die Kraft, die nötig war, um diesen aussichtslosen Kampf zu gewinnen, kann ich nicht ermessen – und ich habe schon viele Schlachten geschlagen und dabei die tapfersten Soldaten aufgeben sehen.“
    Mit großer Achtung verbeugte Grimmarr sich nun vor Jaromir. „Du bist ein großer Krieger und hättest einen Platz in meiner Ehrengarde verdient, Jaromir.“ Er lächelte. „Aber dein Platz ist unbestreitbar neben Victoria.
    Denn ihr seid Gefährten.
    Für immer.“
    Die Ergriffenheit der Anwesenden war spürbar wie der dichte Nebel im Park. Bei so manchem schimmerten Tränen in den Augenwinkeln.
    Grimmarr fuhr mit belegter Gedankenstimme fort: „Das, was das Schicksal zusammengeführt hat, das soll weder Mensch noch Drache zerstören.
    Weder heute noch in fernen Zeiten.“
    Dann grinste der Rote und bemerkte: „Und wer das noch einmal versucht, der bekommt es mit mir zu tun.“ Strahlend rief er: „BEI DEN NEBELN! Ich wünsche Euch beiden alles Glück der Welt, Jaromir und Victoria!“
    Jubel brandete um den Tempel herum auf und die Drachen klatschten begeistert ihre Flügel aneinander.
    Dieser Moment war unbeschreiblich. Victoria und Jaromir lächelten sich an und versanken in den warmen, braunen Augen des anderen. Sie fühlten sich einander so nah, dass sie eins wurden. Die Zeit verlor ihre Bedeutung – ein ganzes Universum passte in diesen Augenblick. Die Gefährten wurden von der Freundschaft und Liebe der anderen getragen.
    In diesem Moment begann Victorias Kleid wunderschön in allen Farben zu schillern. Plasch ließ einen Regenbogen über ihren
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