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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos
Autoren: Johanna Benden
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geben sollte.
    „Doch Tujana! Das Kleid gefällt mir sehr“, widersprach Victoria. „Es ist umwerfend und sooooo… das bin einfach ich! Danke!“ Lächelnd drehte sie sich zu Hoggi um. „Und auch dir vielen Dank. Ich habe noch nie etwas so Schönes getragen. ... Es ist nur…“ Sie tastete über ihre haarlosen Kopf und zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ach, ich kann mich einfach nicht an die Glatze gewöhnen und die ganzen Tücher und Mützen bringen es irgendwie auch nicht...“
    „Na, dann ist es ja gut“, rief Tujana lachend und hielt eine Perücke mit langen, braunen Haaren hoch. „Vielleicht gefällst du dir damit ja besser.“
    Kerstin setzte der sprachlosen Victoria die Perücke auf und zupfte sie ein wenig zurecht. „Na, wie ist das? Besser?“
    Victoria betrachtete sich im Spiegel und nickte stumm. Genau so hatte ihre Frisur vor dem Dämonenangriff ausgesehen. Sie war so voller Emotionen, dass ihr ungewollt Tränen über die Wangen liefen.
    Jetzt lächelte Kerstin und umarmte sie. „Ach Süße! Heute ist der schönste Tag deines Lebens. Jedenfalls tun wir alles dafür, dass er es wird.“
    Hoggi nickte eifrig. „Ich habe das Kleid mit einem Klimazauber versehen, damit du nicht frierst, wenn du nachher gleich draußen in dem…“
    „Nichts verraten Hoggi!“, riefen Tujana und Kerstin energisch.
    „… ach ja. Richtig! Richtig – das Geheimnis… also… Jedenfalls wird dir heute nicht kalt werden. Das Kleid für die Kirche habe ich auch gleich mit dem Zauber belegt. Und ich habe versucht, deine neuen Haare feuerfest zu machen.“
    Er wiegte seinen Kopf nachdenklich hin und her und meinte schließlich. „An die fünf Sekunden magisches Feuer sollten sie aushalten – für mehr kann ich nicht garantieren. Ich wollte den Zauber eigentlich stärker machen – nur so für alle Fälle – aber weißt du, Victoria, Haare und Magustaturströme, das ist eine vertrackte Sache. Mache ich den Zauber stärker, werden die Haare steif und du bekommst eine Betonfrisur. Wenn ich allerdings…“
    Victoria lachte und gab Hoggi einen Kuss auf die Wange. „Die Perücke ist klasse und ich werde mich zusammenreißen, damit ich sie nicht in Brand stecke, versprochen! Vielen Dank für diese großartigen Sachen, Hoggi!“
    Der alte Weiße strahlte bis über beide Ohren.
    Tujana machte sich daran, sie zu frisieren und dezentes Makeup aufzutragen, während Kerstin ihr den Schmuck ihrer Mutter anlegte.
    Um halb neun war Victoria voll ausstaffiert und zurechtgemacht. Sie fühlte sich wohl in ihrer Haut und drehte sich aufgeregt vor dem Spiegel hin und her. Kerstin und Tujana hatten sich ein paar Minuten zuvor verabschiedet und nun bot ihr Hoggi mit einer leichten Verbeugung seinen Arm an. „Wenn ich meiner lieben Schülerin mein Geleit antragen dürfte.“
    Victoria nickte ihm lächelnd zu und ihr kamen vor Rührung die Tränen, als sie sich bei ihm einhängte.
    Hoggi reichte ihr sein weißes Leinentaschentuch. „Aber, aber Victoria. Was soll den Jaromir denken, wenn er dich weinen sieht…“
    Victoria lachte und tupfte sich die Tränen ab. Sie spürte die stille Freude ihres Gefährten über ihre bewegten Gefühle.
    Dann ließ sie sich von ihrem Mentor aus dem Raum führen.
    Hoggi brachte sie in den Park. Der Morgen dämmerte und es war neblig.
    Die kühle, feuchte Luft tat Victoria gut und nach ein paar Schritten ließ ihre Aufregung ein wenig nach. Sie atmete tief durch. „Wohin bringst du mich denn?“
    „Das ist eine Überraschung, meine Liebe“, antwortete Hoggi lächelnd. „Viele haben mitgeholfen und sie alle werden mich furchtbar schelten, wenn ich nicht dichthalte. Aber keine Sorge, wir sind gleich da.“
    Staunend bemerkte Victoria, dass der Weg, den Hoggi sie entlangführte, vom Schnee geräumt worden und mit unzähligen Blütenblättern bestreut worden war. Die Bäume hatte der Nebel dick mit Raureif überzogen. Sie schimmerten festlich weiß. Genau wie ihr Kleid, das mit seinem sanften Leuchten alles in ein unwirkliches Licht tauchte.
    Nach einigen Minuten kamen Hoggi und Victoria zu dem Platz, auf dem Tujana und sie vor fast drei Monaten die Steine des alten Tempels ausgegraben hatten. Victoria betrat die Lichtung und blieb vor Erstaunen stehen.
    Vor ihr erhob sich ein leichter, offener Pavillon, der aus den wunderschön verzierten, alten Steinen aufgebaut worden war. Der Nebel über dem Tempel war aufgerissen und die aufgehende Wintersonne blickte zu ihnen herunter. Ihre Strahlen
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