Machtlos

Köpfen aufleuchten und aus den Klauen der Weißen flatterten Schwärme von Eisschmetterlingen. Um den Tempel herum streckten unzählige Christrosen, Winterlinge und Schneeglöckchen ihre Blüten aus dem Schnee und jeder wusste, dass Linea und Tujana das arrangiert hatten.
    Jaromir und Victoria blickten sich strahlend um. Alle ihre Freunde teilten ihr großes Glück. Hier konnten sie so sein, wie sie wirklich waren.
    Kerstin und Lenir gratulierten als erste überschwänglich.
    Dann kamen Abrexar und Hoggi. Die zwei platzten fast vor Stolz über ihre Schüler und waren gleichzeitig so gerührt, dass sie kaum ein Wort senden konnten. Abrexar konnte sich noch zusammenreißen, aber Hoggi liefen ununterbrochen Freudentränen über seine elfenbeinfarbenen Schuppen, bis er einen Schluckauf bekam.
    Auch alle anderen Drachen gratulierten und freuten sich von ganzem Herzen mit den Gefährten.
    Victoria sah, dass Tujana den Vorschlag, den Tempel für eine intime Verbindungszeremonie wieder aufzubauen, schon im Herbst gemacht hatte. Sie hatten die Arbeiten für den Dezember eingeplant, damit die Gefährten nichts davon mitbekamen. Nach dem Dämonenangriff hatten die schwarzen Drachen den Bau mit trotziger Verbissenheit nach Hoggis Plänen begonnen. Sie hatten sich geweigert, den Tod der Gefährten zu akzeptieren und wollten einfach nicht aufgeben.
    Victoria lächelte still. Jaromir und sie hatten so viele, treue Freunde. All den Drachen, die sie hier umringten, konnte sie bedingungslos vertrauen. Ihre Freude war echt. Victoria bemerkte, dass der eine oder andere noch eine Überraschung für diesen Tag bereithielt. Sie wollten den Tag unvergesslich für die Gefährten machen.
    Victoria dachte an ihre Menschenfreunde. Die waren genauso. Was hatten J, Kerstin, Sabine, Falk und Felix in den vergangenen Monaten geplant, organisiert und gebastelt, nur um Jaromir und ihr eine tolle Hochzeit zu bereiten…
    Und ihre Familie: Die freuten sich darauf, dass Jaromir nun ganz offiziell zur Familie gehören würde und das nicht wegen seines Geldes, sondern weil sie seine Person schätzten.
    Victoria hatte das Gefühl, vor Glück zerspringen zu müssen. Dieser Tag würde großartig werden! Dafür würden ihre alten und neuen Freunde und ihre Familien sorgen.
    „Das werden sie – ganz sicher!“ , hörte sie Jaromirs Gedankenstimme. Auch er hatte die Versammlung um sich herum betrachtet und wurde von einer tiefen Dankbarkeit erfüllt. Die Drachengesellschaft stand vor einschneidenden Veränderungen – keiner wusste, wohin die Zukunft sie führen würde. Und die Situation an den Toren verschlechterte sich täglich. Doch sie waren nicht allein. Das konnte jeder in dieser Runde spüren. Gemeinsam würden sie Lösungen für die Probleme finden.
    Victoria lächelte Jaromir zärtlich an. „Ja, wir haben Freunde – gemeinsam werden wir das schaffen. Gemeinsam können wir alles schaffen!“
    Dann lachte sie übermütig. „Und heute feiern wir unser Fest! Egal wie die Zeiten werden – über diese Party werden die Leute noch in hundert Jahren reden! Ach, was sage ich – in fünfhundert Jahren – mindestens!“
    Jetzt lachte auch Jaromir. „Dann lass uns feiern gehen, Kleines!“
    Mit einer fließenden Bewegung verwandelte er sich in seine Menschengestalt und wirbelte Victoria beschwingt durch die Luft, um sie dann in seine Arme zu schließen und unter dem Trompeten und Applaus der Drachen innig zu küssen.
    Der Nebel lichtete sich und versprach einen blauen Himmel für diesen Tag.
    Das Sonnenlicht strahlte golden durch den zarten Dunst und ließ den Schnee und die mit Raureif überzogenen Bäume festlich glitzern – das perfekte Wetter für einen großartigen Tag.
     
     
    Ende
     
     
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    Weitere Infos zur Nebelsphäre, zum dritten Teil oder zur Autorin findest Du unter www.johanna-benden.de oder auf Facebook (Johanna Benden).
     
    Wenn Du Fragen hast oder Ideen für die Fortführung der Geschichte, freue ich mich über eine E-Mail an [email protected] .
     
    Auch Lob und Kritik sind mir immer willkommen – also her damit!
     

Danke
    Nebelsphäre ist keine Buchreihe, deren Bände ich einsam in meinem Kämmerchen schreibe, sondern in Wahrheit ein Projekt, an dem viele Leute begeistert mitarbeiten:
    Da wären zum einen meine Testleserinnen Annika, Marion und Karin. Aufgrund eurer Anmerkungen habe ich einige Szenen noch einmal gründlich überarbeitet. Vielen Dank für