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Mach's falsch, und du machst es richtig

Mach's falsch, und du machst es richtig

Titel: Mach's falsch, und du machst es richtig
Autoren: Christian Ankowitsch
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sofort wieder zu vergessen, sondern vielmehr, um sie sich zumindest zu merken, wenn nicht weiterzuerzählen: «Weißt du, was ich gelesen habe? Der Dings soll doch tatsächlich …» Um hingegen Gerüchte in Umlauf zu setzen, sind solche zentralen Dementierhomepages bestens geeignet. Einen Versuch jedenfalls ist es wert.
    Raunen Sie Ungewisses in negativer Form: Milton H. Erickson war ein amerikanischer Psychotherapeut, der großen Einfluß auf eine Reihe wichtiger Wissenschaftler und Psychotherapeuten ausübte und immer noch ausübt. Unter ihnen befand sich der in diesem Buch immer wieder zitierte Paul Watzlawick. Es würde viel zu weit führen, an dieser Stelle die Bedeutung Ericksons würdigen zu wollen. Daher muß ein Hinweis auf jene Technik genügen, mit der Erickson der Psychotherapie ein machtvolles Instrument in die Hand gegeben hat: die Hypnotherapie. Erickson war nämlich davon überzeugt, daß die Fähigkeiten unseres Bewußtsein sehr beschränkt sind – ganz im Gegensatz zu denen unseres Unbewußten. In dem schlummerten all die Kräfte und Ressourcen, die wir bräuchten, um uns selber heilen zu können. Woraus sich logischerweise die Frage ergab: Wie da rankommen? Ericksons Antwort: in hypnotischen Zuständen. Wer sich in einem solchen befinde, dessen Bewußtsein würde ausgeschaltet und dem Unbewußten die Chance eröffnet, sein (selbst)heilendes Werk zu vollbringen. Woraus sich die nächste logische Frage ergab: wie die Menschen in Hypnose versetzen und was ihnen in Hypnose sagen, damit das Unbewußte mit der Selbstheilung loslegt?
    Die Antwort: Wege zur Hypnose gebe es viele und Formulierungen, mit denen man unser Unbewußtes anregen könne, ebenfalls. Welche man wähle, hänge von den konkreten Personen ab. Habe man es zum Beispiel mit Menschen zu tun, die gegen Anweisungen schnell Widerstände entwickelten, seien wir gut beraten, ihnen mit Verneinungen zu kommen: Erickson habe geglaubt, «daß das bloße Aussprechen einer Verneinung durch den Therapeuten oft als Blitzableiter dienen kann, um kleinere Hemmungen und Widerstände, die sich im Patienten aufgestaut haben, automatisch abzuführen» [234] . Gleichzeitig werde das Bewußtsein des Menschen durch Verneinung verwirrt – wir haben weiter oben gesehen, wie schwer sich unser Gehirn damit tut, Verneinungen korrekt zu verarbeiten. Durch Verneinungen könne man daher dazu beitragen, «die limitierte bewußte Einstellung eines Patienten außer Kraft zu setzen, so daß innere Arbeit möglich wird». Erickson habe dafür Redewendungen wie die folgenden verwendet:
«Sie können es versuchen, nicht wahr?», «Warum sollten Sie das nicht geschehen lassen?» und «Sie brauchen nicht in eine Trance zu gehen, bis Sie wirklich dazu bereit sind».
Salopp verkürzt bedeutet das: Verwenden Sie Menschen gegenüber, die Sie nachhaltig verwirren wollen, einen Haufen Verneinungen, deren Konstruktion Sie an Erickson schulen sollten.
    Unter diesem Blickwinkel hatte der wahre Job des ehemaligen Vorsitzenden der US -Notenbank, Alan Greenspan, weniger darin bestanden, eine wichtige finanzpolitische Institution zu führen, als vielmehr darin, die Menschen in einen Trancezustand zu versetzen, aus dem sie möglichst lange nicht erwachen sollten und während dessen man ihnen die eigenartigsten Anweisungen geben konnte. Oder wie sonst sind Sätze wie der folgende zu verstehen? «Ich weiß, daß Sie glauben, Sie wüßten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, daß das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine.» [235] Was dieses Zitat darüber hinaus so interessant macht, ist seine Doppelkonstruktion: Greenspan hat den Satz nicht nur durch einen Negations-Fleischwolf gedreht, sondern thematisiert darin zudem das Verständnisproblem, das wir mit solcherart konstruierten Aussagen haben. Er spricht also in Negationen von den weitreichenden Auswirkungen von Negationen und verwirrt uns dadurch auf eine höchst effektive Weise.
    Sagen Sie so lange nein, bis ein Ja draus wird: In einer seiner Kolumnen [236] kommt der sich selbst als «Sprachpfleger» bezeichnende Bastian Sick auf das Thema zu sprechen, eine bestimmte Antwort möge zwar «ja» lauten, «doch die gefühlte Wahrheit lautet Nein!» Um dann die Erkenntnis zu zitieren: «Von mehr als 50  Prozent der Weltbevölkerung weiß man, dass sie, wenn sie Nein sagen, in Wahrheit Ja meinen.» Anschließend belegt Sick diese These anhand eines kleinen
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