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Mach doch - Roman

Mach doch - Roman

Titel: Mach doch - Roman
Autoren: Carly Phillips
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aufregendes Leben geführt und viele berühmte Leute gekannt. Im reifen Alter von neunundsiebzig Jahren und dreihundertneununddreißig Tagen sah Grandma Charlotte täglich fern und las die Zeitung, um zu erfahren, wen sie diese Woche wieder überlebt hatte. Lexie hatte es längst aufgegeben, ihr zu erklären, dass der Tod ganz gewöhnlicher Bürger nicht in den Fernsehnachrichten erwähnt wurde. Doch was ihre Großmutter an den Nachrichten auf Channel 7 am meisten interessierte, war ohnehin …
    »Bill Evans!«, rief Charlotte und deutete auf den attraktiven Wetteransager.
    Lexie, die ihre Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Nachhilfestunde rapide dahinschwinden sah, biss sich auf die Innenseite der Wange. »Grandma, hier spielt die Musik.«
    »Lass uns nachher weitermachen. Oh, sieh mal, was der Bursche für süße Grübchen hat!«

    Wieder deutete Charlotte mit der faltigen Hand zum Fernseher. »Kein Vergleich mit Bill Evans natürlich, aber auch nicht ohne.«
    Lexie warf einen Blick auf den Bildschirm und stellte fest, dass ihre Großmutter nicht mehr vom Wetteransager sprach.
    Die Schlagzeile Journalist vereitelt Raubüberfall erregte ihre Aufmerksamkeit, aber noch weit mehr erregte der Mann, um den es ging, ihr Interesse als Angehörige des weiblichen Geschlechts. Sie konnte den Blick gar nicht mehr von ihm abwenden. Er war braun gebrannt und muskulös, hatte blaue Augen und dunkle Haare, die ihm bis in den Nacken reichten, und nicht zuletzt die bereits erwähnten Grübchen ließen ihn ausnehmend sexy wirken. Eben versuchte die Besitzerin des Ladens, der überfallen worden war, ihm eine Belohnung aufzudrängen, was ihm sichtlich unangenehm war. Der Bildunterschrift zufolge hieß der Mann Sam Cooper.
    »Hör dir das an – er weigert sich, eine Belohnung anzunehmen!«, echauffierte sich Grandma Charlotte.
    »Ein richtiger Gentleman eben«, stellte Lexie fest. Sie war vom attraktiven Äußeren des Mannes ebenso fasziniert wie von seinem Auftreten und seinen Einstellungen.
    »Ach was«, schnaubte ihre Großmutter. »Er ist ein Dummkopf. Nun greif schon zu, guter Mann!«, rief sie aufgebracht.
    Lexie lachte und verfolgte, wie Sam Cooper eine Uhr und eine Halskette ablehnte. Dann schob ihm die
dankbare Ladenbesitzerin eine Auswahl an antiken Ringen hin.
    »Ich bin nicht verheiratet«, sagte er mit einer tiefen Stimme, die hervorragend zu seiner Erscheinung passte. »Also gut, ich nehme den hier«, murmelte er dann und ergriff widerstrebend einen der Ringe auf dem samtenen Tablett.
    Die Kamera zoomte näher heran und zeigte eine Großaufnahme eines großen, bunten Ringes mit blütenförmig angeordneten Edelsteinen.
    »Der sieht ja wie eine von deinen Vintage-Halsketten aus, Grandma!«
    Charlotte stemmte sich von ihrem Stuhl hoch und starrte zum Fernseher. »Tatsächlich! Heiliges Kanonenrohr! «, stieß sie hervor.
    Lexie verdrehte die Augen. »Hast du dir etwa schon wieder die uralten Folgen von Batman reingezogen?«, schnaubte sie.
    Charlotte ging nicht näher darauf ein. Sie tastete nach dem Collier, das sie um den Hals trug und das – wie die soeben erwähnte Kette – zu jenen »Schätzen« gehörte, die sie Lexie eines Tages vererben wollte. Einige der Schmuckstücke wirkten grauenhaft pompös, doch wenn ihre Großmutter einmal nicht mehr war, würde Lexie garantiert jede einzelne Erinnerung an sie in Ehren halten.
    »Ich frage mich, ob er tatsächlich zu deiner Halskette passen würde.« Lexie zupfte nachdenklich an ihrer Unterlippe.
    »Hoffentlich sieht Sylvia diesen Beitrag!«, sagte
ihre Großmutter. Sylvia Krinsky war ihre langjährige Freundin und Nachbarin. Sie wohnte nur ein paar Türen weiter.
    Die beiden waren seit Jahren Witwen. Sie hatten sich kennengelernt, ehe sie geheiratet hatten, und ihre enge Freundschaft hatte bis zum heutigen Tag Bestand. Sylvia war quasi Charlottes Alter Ego, und sie war stets zur Stelle, wenn Charlotte sie brauchte, komme, was da wolle. »Wenn ich einen Mord begehen würde, dann würde Sylvia die Leiche beseitigen«, sagte Charlotte oft, während Sylvia daneben saß und nickte.
    Jetzt erhob sich Charlotte und begann in ihrer kleinen Wohnung auf und ab zu gehen, wobei sie aufgeregt vor sich hin murmelte.
    Lexie ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf den zerbrechlich wirkenden Rücken. »Was hast du denn auf einmal?«, fragte sie besorgt.
    »Nichts«, winkte Charlotte ab. »Alles bestens. Die Sache mit dem Ring kam bloß so unerwartet und hat Erinnerungen geweckt. Aber es
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