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Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron

Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron

Titel: Macabros Neu 01 - Der Leichenorden von Itaron
Autoren: Dan Shocker
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wieder den Schreibtisch leer zu bekommen. Doch seltsamerweise war ihm das gleichgültig.
    »Du willst also wirklich heute noch zu diesem Schloss hinaufkraxeln?« Emily kicherte und hielt sich geziert die Hand vor den Mund. »So sagt man doch hier in Bayern, oder?« Und mit der grauenhaften Imitation eines Dialekts, von dem sie offenbar nichts verstand, ergänzte sie: »Maier, kroaxeln Sie moal voar.«
    Alex Wirell hielt es nicht mal für nötig, sie darauf hinzuweisen, dass sie nicht nach Bayern, sondern nach Österreich gereist waren. Wahrscheinlich hätte sie das nicht verstanden. Sie hatte eben mehr in der Bluse als im Kopf. »Dass es keine Straße gibt, die bis zum Schloss führt, finde ich auch seltsam, aber es ist eben so. Wahrscheinlich hat sich Michael Bornier gerade deshalb dort niedergelassen. Er war schon immer ein außergewöhnlicher Künstler, aber in den letzten Jahren ist er zunehmend wunderlich geworden. Er zieht sich mehr und mehr von der Welt zurück, lebt wie in einem Exil … redet kaum noch mit Leuten. Dass er diesem speziellen Journalisten vor Jahren erlaubt hat, alle drei Monate einmal in sein Schloss zu kommen und seine Bilder zu fotografieren, ist schon ein Wunder. Ich kann nur hoffen, dass er mich einlassen wird.«
    »Uns, Hasi, uns«, verbesserte Emily.
    »Aber Liebes«, meinte er, »du bist doch so müde. Willst du uns nicht ein Zimmer suchen und dich schon einmal hinlegen? Dann mache ich mich alleine auf den Weg. Der Pfad führt ohnehin steil nach oben.« Wieder deutete er in die Höhe – das Schloss thronte majestätisch auf dem Gipfel über ihnen; der Weg dorthin zog sich als gewundene Schneide durch den dichten Bewuchs. Erst auf den letzten Metern unterhalb des Schlosses wechselte der üppige Baumbewuchs zu krüppeligem Gestrüpp. »Dann kann ich meine Geschäfte mit Herrn Bornier erledigen, und du bist schön ausgeruht, wenn ich zurückkomme. Es ist jetzt gerade einmal fünf Uhr. Ich bin gegen Neun zurück, denke ich.«
    »Das würde dir wohl so gefallen«, giftete sie. »Ich versauere in irgendeiner schäbigen Pension, denn ein vernünftiges Hotel wie wir es gewöhnt sind, wird es wohl kaum in der Nähe geben … und du verbringst einen Schloss-Abend in Saus und Braus.«
    ›Wie wir es gewöhnt sind‹, wiederholte Alexander spöttisch in Gedanken. Du konntest dir doch noch nicht mal für eine Nacht eine Billig-Absteige leisten, bevor ich dich eingestellt und gleichzeitig zu meiner Geliebten gemacht habe. Er verkniff sich jedoch jeden Kommentar und fand sich auch damit ab, dass Emily ihn auf seiner abendlichen Tour zum Schloss des Malers begleiten würde. »Von Saus und Braus und Luxus kann allerdings wohl keine Rede sein, darauf musst du dich einstellen. Bornier lebt in ganz einfachen Verhältnissen.«
    »Das ist doch nur ein Imagetrick«, behauptete Emily. »Wenn der sich ein Schloss leisten kann, dann kann er auch jeden Abend ein Festmahl zu sich nehmen und sich eine Glassauna mit fantastischem Blick über die Berge bauen.«
    »Klingt wie aus einem Reiseführer.«
    »Vielleicht habe ich meinen Beruf verfehlt. Sekretärin ist womöglich gar nichts für mich.«
    Ganz bestimmt nicht, schoss es Alexander durch den Kopf, aber aus ganz anderen Gründen als du denkst.
    Das wenige Gepäck, das sie mitgenommen hatten, lag sicher verschlossen im Auto, das einige Meter entfernt am Rand des Parkplatzes »Schöne Aussicht« stand, von dem aus sie das Romanik-Schloss betrachteten. Alexander sah keinen Grund, noch länger zu zögern. Er ging los, und Emily folgte ihm.
    Der Weg war beschwerlich und brachte sie ins Schwitzen. Zwar stand die Sonne bei weitem nicht mehr im Zenit, aber sie besaß dennoch einige Kraft.
    Die beiden schwiegen verkniffen, bis Emily ächzend stehen blieb. »Unfassbar, hast du gesagt. Da hast du allerdings Recht. Das ist wirklich unfassbar, dass wir hier stehen wie die Idioten, nur weil du von den Bildern dieses komischen Typs so fasziniert bist.«
    »Er ist kein komischer Typ, sondern ein begnadeter Maler.«
    »Ach, ich finde dieses seltsame Schloss, das er immer wieder malt, nicht besonders begnadet. Sieht eher ein bisschen verrückt aus. Und gar nicht wie das Teil dort oben.«
    »Auf dem Zeitungsbild, das wir gesehen haben, wirkt es eben nicht besonders gut. Und es soll ja auch gar nicht sein eigenes Schloss sein, das ist doch klar.«
    »Woher willst du das denn wissen? Du hast doch auch noch nie ein Original gesehen.«
    Das stimmte allerdings. Dennoch war Alexander
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