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Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher

Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher

Titel: Macabros 124: Drudan, der Mysterienmacher
Autoren: Dan Shocker
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und die männliche Statue zur
gleichen Zeit und im gleichen Tempo.
    Die Einheit löste sich auf. Zurück blieb ein grauer
Staub, der in den verblassenden Lichtpunkten tanzte.
    Die Nebel waren verschwunden, und mehr und mehr lösten sich
auch die Regenbogenfarben auf, die die Kuppel bildeten.
    »Wir sind in einer Wüste«, sagte der Inder und
atmete tief durch.
    »Wahrscheinlich erleben und sehen wir den ursprünglichen
Zustand einer Landschaft, wie sie einst war, ehe die Fremden
›Drudan‹, den Mysterien-Macher hier etablierten. Seine
Träume haben die Welt verändert. Er hat Mysterien…
geschaffen… Legenden möglicherweise, die in die
Geschichtsbücher der Menschheit eingingen… der Kampf
zwischen feuerspeienden Drachen und dem mutigen Helden… der Flug
des Ikarus, der mit seinen wachsgeklebten Flügeln der Sonne zu
nahe kam… die Begegnung der einsamen Spaziergängerin mit
einem Monster zu nächtlicher Stunde in einer engen Gasse…
Träume, die wahr wurden, weil ›Drudan‹, sie
gestaltete… Gestaltet und geformt hat er auch die
›Omega-Seelen‹… Aber wenn es die träumende
Dämonen-Maschine nicht mehr gibt, dürfte auf Okk die
Kuppel, in denen er die Seelen mit seinen Träumen zum Leben
erweckte, logischerweise auch nicht mehr geben.«
    Björn wollte seinen Ausführungen noch etwas
hinzufügen, als er auf etwas aufmerksam wurde, das genau dort
lag, wo das Licht der beiden Gestalten erloschen war.
    »Eine Inschrift!«
    Björn ging sofort in die Hocke und blies den mehlfeinen Sand
von der Oberfläche.
    Der Stein war etwa dreißig Zentimeter lang und zehn
Zentimeter hoch und war geformt wie ein vergilbtes, brüchiges
Pergament.
    Zeilen in der alten Sprache Xantilons waren eingekerbt und
ergaben: »Rha-Ta-N’my… auch du bist zu besiegen! Wenn
der, der dich bekämpfen will, das Pergament
findet…«
    Björn verstand den Sinn der Buchstaben und las die Worte
halblaut vor, damit auch Rani informiert war.
    Kaum war die letzte Silbe verklungen, geschah etwas völlig
Unerwartetes.
    Die Kerben füllten sich mit Sand! Die Schrift verschwand, und
der wie ein schmales, aufgerolltes Pergament aussehende Stein
zerbröckelte, weil er morsch und verwittert war.
     
    *
     
    Nachdenklich verließen sie die Wüstenzone, über
die ein warmer Wind strich und die Spuren, die sie mit ihren
Füßen hinterließen, schnell wieder mit Sand
auffüllte.
    Durch den Spiegel der Kiuna Macgullyghosh kehrten sie in die
normale Welt zurück. Wenige Minuten später verschwanden sie
mit ihm nach Marlos.
    Das Waldstück in der Ebene unweit der gewundenen Straße
und des Flusses lag wieder einsam und verlassen, und niemand war
Zeuge der eigenwilligen und ungewöhnlichen Aktion geworden.
    Zufrieden und bedrückt gleichzeitig kehrten Hellmark und
Mahay auf die Insel zurück.
    Die dämonische Drudan-Einheit war besiegt, und durch einen
flüchtigen Gedankenkontakt mit Al Nafuur erfuhr Björn,
daß vom Augenblick der Auslöschung an keine weitere
»Omega-Seele« mehr entstanden war.
    Nun war es notwendig, diejenigen, die sich in menschliche
Körper geschmuggelt hatten, aufzustöbern und zu
entlarven.
    Bedrückt war er, weil er nicht wußte, was in der
Zwischenzeit aus Carminia Brado geworden war.
    Doch hier erlebte er eine freudige Überraschung. Kaum war
sein Körper materialisiert, sah er eine Gestalt auf sich
zufliegen.
    Carminia Brado!
    »Sie ist’s wirklich!« vernahm Björn da auch
schon die vertraute Stimme des Unsichtbaren, ehe Zweifel in ihm
aufsteigen und er unbequeme Fragen stellen konnte. »Ich habe sie
gefunden… es war übrigens nicht meine Schuld«,
verteidigte sich Shadow. »Sie ließ sich von
Eindrücken gefährlich weit weglocken… Ich bin mir
nicht ganz sicher, ob alles dort ›drüben‹ seine
Richtigkeit ’ hatte – oder ob nicht doch Rha-Ta-N’my
ihre dämonische Hand im Spiel hatte.«
    »Und wie«, setzte Björn zum Sprechen an, als sich
auch schon zwei zarte Lippen auf seinen Mund preßten.
    Carminia küßte ihn.
    »Nicht soviel fragen«, sagte sie dann lächelnd,
kaum ihren Mund von dem seinen lösend. »Ich hatte mich
entschlossen, weit wegzugehen, und ich hatte fast vergessen,
zurückzukommen… aber dann merkte ich doch im letzten
Augenblick, daß das nicht der richtige Weg sein könnte,
den ich eingeschlagen hatte… der Gedanke, daß ich
eigentlich woanders sein müßte, war zwar nur sehr schwach,
aber in Verbindung mit den ununterbrochenen geistigen Signalen, die
Doc Shadow aussandte, reichte das aus,
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