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Macabros 116: Die Droge der Götter

Macabros 116: Die Droge der Götter

Titel: Macabros 116: Die Droge der Götter
Autoren: Dan Shocker
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waren nicht spurlos an ihm
vorübergegeben. Viel Kraft hatte der Weg ins Jenseits gekostet,
nicht weniger die Auseinandersetzung mit den drei Dämonen, die
ihre Rückkehr von dort abgewartet hatten. Der Kampf gegen das
nasse Element und vor allem gegen die unsichtbare geistige Kraft in
der Tiefe, die ihn vernichten wollte, strapazierte.
    Hellmark schlang das Seil fest um die Brust, verknotete es am Mast
neben sich und rammte dann das Schwert zwischen die Beine, so
daß er von Waffe und Mast eingekeilt saß.
    Wenn der Schlaf kam und die Strömung wieder reißender
wurde, wollte er nicht wie ein Insekt vom Wasser mitgeschwemmt
werden.
    Da war es ihm, als sei vor ihm eine Bewegung.
    Er hob den Blick und war sofort wieder hellwach. Und er glaubte,
seinen Augen nicht trauen zu können.
    Vor ihm – eine Frau!
    Sie stand auf den braunen, schäumenden Fluten des Skorokka.
Ihre Füße berührten nicht die Wasseroberfläche,
sondern schwebten darüber.
    Bis auf ein rubinrotes Kleid, das zu beiden Seiten geschlitzt war
und braune, glatte Haut freilegte, trug sie nichts am
Körper.
    Ihr langes, pechschwarzes Haar wehte im Wind, das bis zum Nabel
ausgeschnittene Kleid bot seinen Blicken mehr, als es verbarg.
    Um ihren Hals trug die Unbekannte eine Kette. Die Anhänger
daran hatten die Form von flachen Tropfen und die Farbe ihrer
Haut.
    Ich träume, hämmerte es hinter Hellmarks Stirn, der den
Blick nicht von der Erscheinung wenden konnte.
    Diese Frau, mitten auf dem Wasser – konnte nicht Wirklichkeit
sein.
    Sie war eine Halluzination, ein Trugbild, das ihm seine
überreizten Nerven vorgaukelten.
    »Wer bist du?« hörte er sich mechanisch fragen.
    »Eine gute alte Bekannte«, antwortete die Erscheinung.
»Du kennst mich…«
    »Nein, das bestimmt nicht. Ich habe dich noch nie
gesehen.«
    Sein Mißtrauen war angebracht.
    Er hielt das Schwert so, daß er jederzeit damit kämpfen
konnte, wenn es die Situation erforderte.
    Im Vorfeld des Jenseitstores hatten ihnen Dämonen
aufgelauert. Er wußte, daß es dämonische Kräfte
in der Dschungelstadt gab. Das Schwert war dafür ein Gradmesser.
Alles, was es berührte, das dämonischen Ursprungs war,
löste sich auf.
    Hellmark durfte nicht vergessen, auf welchem Kontinent er sich
aufhielt und welche Zeit herrschte.
    Dies waren die Tage Rha-Ta-N’mys. Die schreckliche
Dämonengöttin nahm inzwischen in allen Städten, in
allen Regionen des Landes Einfluß. Magie und Okkultismus
standen hoch im Kurs. Die Dinge waren stets ein Zeichen dafür,
daß eine Kultur zu Ende ging. Sobald Dämonismus im Spiel
war, galt das wahre Leben nicht mehr viel und zählte nur noch
die Existenz des Bösen selbst.
    Dämonen mußten nicht unbedingt widerlich und
schrecklich aussehen. Rha-Ta-N’my, die Dämonengöttin,
und Molochos, der Dämonenfürst, konnten jederzeit auch mit
ganz anderen Mitteln auftreten.
    Die rassige Frau mit der braunen Haut, dem schwarzen Haar und dem
dünnen, rubinroten Kleid, konnte eine Botin aus dem
Dämonenreich sein.
    Erst wenn das Schwert sie berührte, ließ sich die
Unterscheidung wirklich treffen.
    »Nicht so«, erwiderte die Frau in dem roten Kleid, ohne
sich durch das Schwert einschüchtern zu lassen. Sie schwebte
über dem Wasser näher. »Wenn du mich aus der Nähe
siehst, Björn Hellmark… dann wirst du vielleicht in meinem
Gesicht eine Ähnlichkeit feststellen, die…«
    Sie kam furchtlos näher und befand sich am Rande des
Floßes. Hellmark hätte sie mit einem schnellen
Vorstoß erreichen und mit dem Schwert berühren
können. Doch er tat es nicht. Aus der Nähe erkannte er
sie.
    »Kaithal…?« murmelte er verwirrt. »Du…
bist… doch nicht… Kaithal, die Seherin?«
    »Genau die bin ich! Ich habe eine Botschaft für
dich…«
    Er konnte es nicht fassen. Mehr als einmal war ihm die Seherin
bereits erschienen. Meistens in der Gestalt einer uralten,
verhutzelten Frau. Nun zeigte sie sich ihm in der Blüte ihrer
Jahre. Kraftvoll, reif, verführerisch. Man sagte, daß
Kaithal in verschiedenen Altersstufen auftreten konnte. Dies hatte
starke, symbolhafte Bedeutung. Aber diese Symbolik war Hellmark nicht
vertraut, und so nahm er die Erscheinung als ein schönes Bild
hin, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen.
    Kaithal zeigte auf die schlafende Carminia Brado.
    »Du hast das Tor zum Totenland aufgestoßen und
zurückgeholt, was dir gehört. Doch in deine Freude hat sich
ein Wermutstropfen gemischt. Die Frau, die du liebst, ist in tiefen
Schlaf gefallen. Eine
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