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Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak

Titel: Macabros 106: Die gläsernen Dämonen von Etak
Autoren: Dan Shocker
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zwischen ihren Fingern, als wäre sie ihr ganzes Leben
lang nur mit Waffen dieser Art umgegangen.
     
    *
     
    Von ihrem ›Raubzug‹ aus dem Geschäft kehrte sie
nicht nach Hause zurück.
    Sie lief vor bis zu einer Hauptverkehrsstraße, schlenderte
an abgestellten Fahrzeugen vorbei und blieb wie auf ein stilles
Kommando hin an einem dunkelroten Citroen des neuesten Baujahres
stehen. Ein Griff zur Tür – und sie ließ sich
öffnen. Die Zündschlüssel steckten…
    Und der Traum, in dem alles für sie vorbereitet war, ging
weiter und hatte noch immer kein Ende.
    Sie stieg in den bereitstehenden Wagen, startete ihn, lenkte ihn
unbemerkt von der Parkfläche und reihte sich in den
fließenden Verkehr ein.
    Die Marie Rouvier, die sie sah und beobachtete, verließ
Paris in dieser Nacht…
    »Um zu mir zu kommen…«, wisperte da eine unendlich
ferne, schwache Stimme in ihr.
    Marie Rouvier hielt den Atem an.
    Die Halluzination verschlimmerte sich.
    Erst waren es nur visuelle Eindrücke gewesen, dann emotionale
und nun auch noch akustische…
    Sie wußte, wer da zu ihr in ihr gesprochen hatte. Jene
unbekannte Nackte aus dem Gewölbe mit den sieben
Särgen.
    »Du wirst mich nicht im Stich lassen… ich brauche dich.
Du wirst nur etwas tun, was du schon mal getan hast. Mit der gleichen
Waffe, die du nun wiedergefunden hast…, die wieder aufgetaucht
ist, nachdem sie solange verschollen war… Ich bin in
Gefahr… ich werde in einem Keller festgehalten, in dem sieben
steinerne Sarkophage stehen. In jedem von ihnen liegt eine
Leiche… Du wirst kommen, um mir zu helfen, um mich zu befreien.
Ich bin gefangen und kann im Moment aus eigener Kraft nichts
unternehmen. Außer einem – dich rufen! Ein Teil meines
Geistes ist frei. Den konnten sie nicht binden, weil sie darauf aus
sind, von mir Geheimnisse zu erfahren, die Molochos und
Rha-Ta-N’my betreffen…«
    Als diese Worte in ihr aufklangen, ging eine seltsame Verwandlung
mit Marie Rouvier vor.
    Ihre Züge wurden plötzlich hart und kantig, die
Hände ballten sich so stark zu Fäusten, daß die
Knöchel weiß hervortraten.
    Molochos! Rha-Ta-N’my!
    Es war, als hätte ein geheimes Zauberwort sie
berührt.
    »Laß mich nicht im Stich…«, wisperte die
Stimme der Frau. »Ich brauche dich…, sie halten mich fest.
Nur dir gegenüber kann ich mich bemerkbar machen. Ich zapfe
einen Teil jener mächtigen Kraft an, die in einem Zwischenreich
liegt und von ihnen entdeckt wurde. Sie dürfen nicht die
Gelegenheit erhalten, das Feld auszubeuten, um den Untergang derer
herbeizuführen, die ich liebe und verehre, die auch du geliebt
und verehrt hast…«
    Etwas von alledem kam ihr wieder bekannt und vertraut vor. Doch
sie hätte nicht zu sagen gewußt, was es war.
    »Du mußt töten… Töte jene, die mich hier
festhalten! Es sind ein Mann und eine Frau, die mich nicht eher
freilassen werden, als bis sie alles von mir wissen. Ihr Ziel
äst es, Molochos zu vernichten. Dazu darf es nicht kommen! Du
mußt dich beeilen…«
    Und mit den Worten kamen noch mal stark und mächtig die
Bilder aus dem Keller mit den steinernen Sarkophagen. Und diesmal sah
Marie Rouvier mehr als nur die nackte Frau, die sich auf geistiger
Ebene mit ihr in Verbindung gesetzt hatte.
    Sie sah zwei weitere Personen, die sie bisher nicht wahrgenommen
hatte.
    Ein Mann und eine Frau.
    Die Frau war sehr jung, sehr hübsch. Etwas Edles haftete ihr
an.
    Der Mann war ein wahrer Kleiderschrank, hatte eine Haut wie Bronze
und eine auffällige Glatze.
    »Du mußt sie für mich töten…«,
sagte da die Stimme noch mal in ihr, ehe die Vision erlosch.
    »Ja«, Marie Rouvier nickte, und es wurde ihr nicht
bewußt, daß sie laut sprach, »ja, das werde ich
tun… Ich werde dich nicht im Stich lassen…«
     
    *
     
    Alles Weitere lief ab wie am Schnürchen.
    Marie Rouvier erhob sich, ging hinaus in die Flurgarderobe, nahm
die Jacke ab, schlüpfte hinein und verließ ihre Wohnung.
Sie löschte alle Lichter und verschloß die Tür. Sie
wußte, daß sie so bald nicht wieder zurück sein
würde.
    Wenige Schritte vom Haus entfernt winkte sie einem Taxi und stieg
ein.
    Sie nannte mechanisch den Namen der Gasse, den sie auf dem
Straßenschild gelesen hatte. Es war die Gasse, die sie dunkel
und einsam vor sich gesehen hatte.
    Dort lag der Laden, der technische Gelegenheiten feilbot.
    An der Straßenecke ließ sie sich absetzen. Fünf
Minuten später war sie am Ziel.
    Und dann lief alles genauso ab, wie sie es in ihrem
›Wachtraum‹, ihrer
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