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Macabros 071: Spinnenritter greifen an

Macabros 071: Spinnenritter greifen an

Titel: Macabros 071: Spinnenritter greifen an
Autoren: Dan Shocker
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Unheil
gebracht.«
    Sie schlüpfte in einen der flauschigen Bademäntel der
dicken Frau. Der war ihr viel zu weit, und sie hätte bestimmt
zweimal hineingepaßt. Über einen Hinterausgang stiegen sie
vorsichtig die Treppe nach oben, und Juanita Ramon merkte, wie jeder
Schritt sie Kraft kostete.
    Sie war froh, als sie endlich ihr Zimmer im dritten Stock direkt
unter dem Dach erreichte. Hier war ihr zweites Zuhause. In ihren
freien Stunden hielt sie sich hier auf und hatte sich alles so
eingerichtet, wie sie es gern mochte. An den Wänden hingen
grellfarbene Poster von spanischen Künstlern und das Plakat
eines Toreros aus Malaga, den sie dort persönlich kennengelernt
hatte.
    Juanita war zwar hier im Ort zu Hause, doch sie zog es vor, die
meisten Stunden ihrer Freizeit im »Cordoba« in ihrem Zimmer
zu verbringen. Zu Hause herrschten beengte Verhältnisse,
mußte sie die Wohnung mit sechs Geschwistern teilen, die noch
mit den Eltern zusammenlebten.
    Nur manchmal – wie zum Beispiel heute – verbrachte sie
die freien Stunden im Kreis der Familie.
    Die Wirtsfrau ließ Juanita allein, nachdem sie sich ins Bett
gelegt hatte. Die dicke Frau versprach, nachher noch mal nach ihr zu
sehen. Ziemlich verwirrt und nachdenklich ging sie die knarrenden
Stiegen nach unten und wußte nicht, was sie von der ganzen
Sache halten sollte.
    Hoffentlich ließ Juanita Ramons Verwirrung nicht auf eine
ernsthafte Erkrankung schließen. Bis heute jedoch hatte sie
noch keine ähnlichen Symptome gezeigt.
    Das Mädchen in der kleinen, dunklen Dachkammer schloß
die Augen, zog die Decke bis zum Kinn hoch, atmete tief durch und
versuchte zur Ruhe zu kommen.
    Obwohl sie sich matt und müde fühlte, gelang es ihr
nicht auf Anhieb einzuschlafen, weil ihre Gedanken ständig
kreisten.
    Sie hörte sich atmen, vernahm das Pochen ihres Herzens in der
stillen Kammer und dann das leise Stöhnen…
    Da hielt sie den Atem an – und das Stöhnen blieb!
    Es kam eindeutig hinter derdünnen Bretterwand hervor, die
diese Kammer von der nächstfolgenden, die bis auf wenige Kisten
und Truhen leer stand, trennte.
    Leise Geräusche folgten, als ob jemand versuche, sich zu
befreien. Dumpfes Murmeln, wie von einem aus dem Schlaf Gerissenen,
der sich nicht zurechtfindet…
    Juanita Ramons Herzschlag stockte.
    Was sie da vernahm, durfte eigentlich nicht sein. Im Raum neben
ihr konnte sich niemand aufhalten…
     
    *
     
    Macabros, Björn Hellmarks Doppelkörper, tauchte wie
irritiert am Ufer des reißenden Flusses auf, der durch das
Totendorf Meronja führte.
    Juanitas Retter blickte sich irritiert um, als müsse er sich
in seiner Umgebung erst zurechtfinden. Eine gewissen Ratlosigkeit
zeichnete Macabros’ Züge.
    Wie kam er hierher? Was wollte er hier?
    Er wandte den Blick und sah in der Ferne die letzten, unheimlichen
Spinnenkörper in der Dunkelheit verschwinden.
    Da folgte er ihnen nach. Rein mechanisch, ohne einen inneren
Zusammenhang zu begreifen.
    Dies alles ereignete sich wie im Traum.
    Auch das Mädchen, das er aus dem versinkenden Wagen rettete,
hatte von den unheimlichen Geschöpfen gesprochen, vor denen sie
geflohen war.
    Und nun sah er sie selbst. Er wollte wissen, woher sie kamen und
was sie hier wollten…
    Wie ein Schatten blieb er hinter den Riesenspinnen, von denen
einige etwa halb so groß waren wie die verwitterten
Hauserfassaden, die hier noch standen.
    Andere waren kleiner und hatten die Größe eines
Zimmers.
    Alle diese seltsamen Tiere, auf denen nicht minder seltsame Reiter
saßen, die die Zügel fest in Händen hielten, strebten
den zerklüfteten Felsen der unwirklichen Steinwüste am Rand
von Meronja zu, die das offene Meer vom Hinterland trennte.
    Macabros befand sich etwa am Ende der holprig groben Straße,
die plötzlich wie abgeschnitten war und übergangslos in
einen steinigen Fußpfad mündete, als er den lauten,
markerschütterten Schrei vernahm.
    So schrie nur ein Mensch, der sich in höchster Not
befand!
    Und dieser Schrei kam aus den Fensterlöchern des dunklen,
abseits stehenden Gebäudes, hallte durch die Nacht und verebbte
schaurig.
    Wie von einem Peitschenschlag getroffen, wirbelte Macabros herum
und lief zu den Haus, in dem die Schreie nicht verstummen
wollten.
    Er jagte die Stufen empor, lief durch den Korridor und rannte
hölzerne Stiegen hinauf, die morsch waren und bedrohlich unter
seinen Füßen ächzten.
    Doch ungeschoren erreichte er die nächste Etage.
    Hier war das Schreien am stärksten.
    Macabros sah mit einem Blick
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