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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser
Autoren: Dan Shocker
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daß zwei Fremde sich in diesem Teil seiner Burg
aufhielten. Er griff sie nicht an und stellte zunächst keine
Fragen.
    Er machte sich erst selbst mit seiner Umgebung vertraut, in die er
seit eh und je gehörte und die ihm innerhalb eines für
Menschen unvorstellbaren Zeitraums doch fremd geworden war.
    Schon zu Oceanus’ Zeiten machten sich die Feinde bemerkbar,
die von diesem Reich Besitz ergreifen wollten.
    Hatten sie es in der Zwischenzeit getan?
    Oceanus war der letzte eines großen Volkes.
    »Freunde! Krieger!« rief er aus, und es hallte mit
Stentorstimme durch die endlosen, phosphoreszierenden Hallen.
»Berater, Männer und Frauen meines Volkes… ich habe
euch verloren. Wo seid ihr? Wenn ihr Antwort geben könnt, dann
tut es. Ich werde euch zurückholen, ich weiß, daß
ihr nur auf diese Stunde gewartet habt. Ich bin frei, ich kann zu
euch kommen…« Die Worte verhallten und Oceanus lauschte.
Aber es erfolgte keine Antwort.
    Da wandte der Fürst dieser Wasserwelt sich Macabros zu, der
die ganze Zeit über Oceanus’ Verhalten abwartend beobachtet
hatte.
    »Du bist ein Fremder – und doch ein Freund«, sprach
Oceanus ihn an. Macabros stand auf einem Felsvorsprung am Rand des
unterseeischen Tümpels, durch den Oceanus auf ihn zuglitt.
»Du hast mir das Siegel des Lichts zurückgebracht.
Dafür bin ich dir zu großem Dank verpflichtet. Du brauchst
dich nicht vor mir zu fürchten, ich werde dich nicht
bekämpfen – und auch dich da oben, der du uns belauschst.
Wenn du guten Willens bist, dann komm’ herunter, und nichts wird
dir geschehen.«
    So wandte er sich an Mirakel, dessen Anwesenheit ihm nicht
entgangen war. Er schien hier unten in seinem Reich genau zu wissen,
was vorging und wer sich hier aufhielt.
    Mirakel schwebte herab, kam neben Macabros zu stehen und harrte
der Dinge, die da kommen sollten und die durch seinen Freund in
Bewegung gesetzt worden waren. Dinge, die nicht nur am Rande auch ihn
berührten.
    »Aber du hast mich bekämpft«, ließ Macabros
durchblicken. Er sagte es ruhig und gelassen, es sollte kein Vorwurf
sein. Es kam ihm nur darauf an zu überprüfen, welcher Art
Oceanus’ Denkweise wirklich war.
    Er glaubte es richtig einzuschätzen: mit der Rückgabe
des geheimnisumwitterten Amuletts, das eine abenteuerliche Odyssee
durch Zeit, Raum und Welten durchgemacht hatte, begann für
Oceanus das Leben an einer Stelle, wo es einst abrupt abbrach.
Abgebrochen worden war, wie er sehr bald erfahren sollte…
    »Das tut mir leid, das habe ich nicht gewußt. Ich
hoffe, ich habe dich nicht verletzt«, erwiderte der Herr der
schwarzen Meere.
    »Ich mußte dich verletzen, um dich davon abzubringen,
mich zu töten.«
    »Dann hast du das Rechte getan. Ich konnte nicht ahnen, wie
es sein würde, wenn dieser Tag anbräche, auf den ich so
sehr gewartet habe…« Und durch Oceanus erfuhren sie vom
Schicksal einer Rasse, die dieser Herrscher führte.
    Unendlich lange Zeit lag es zurück.
    Das Volk Oceanus’, dessen Namen er nicht ein einziges Mal
nannte, lebte in Frieden und Freiheit, solange das »heilige
Amulett« sich im Besitz des Herrschers befand.
    »Meine Erinnerung reicht weit zurück«, berichtete
der Unterwasserfürst. »Tausend Jahre sind für mich wie
ein Tag. Wenn ich meine Welt nun mit bewußtem Blick wieder
betrachte, kommt es mir so vor, als wären seit jenen
glücklichen Tagen eine Million Jahre vergangen.«
    Was sich so phantastisch anhörte, war für diesen
Großen der Unterseewelt ganz natürlich. Hier wurde mit
anderen Maßstäben gerechnet, hier unten, wo nie ein
Sonnenstrahl hereinfiel, lief die Zeit anders ab.
    Die Angaben, die Oceanus machte, ließen sich in der Tat nur
begreifen, wenn man sein bereits seit einer Million Jahren
währendes Leben zugrunde legte.
    Schon damals stand die Kultur dieser seltsamen Fischmenschen in
hoher Blüte. Woher sie kamen, wußten sie offensichtlich
nicht. Aus dem All?
    »Möglich. Auch die Ursen kamen von einem anderen Stern
und versuchten sich hier anzusiedeln.«
    Oceanus’ Rasse verfügte über natürliche
übersinnliche Anlagen, mit denen sie ihre Umwelt formten. Diese
Fähigkeiten gingen eindeutig auf das Amulett zurück, das
von den Göttern stamme, wie Oceanus behauptete. Wie das
fünfzackige Amulett mit dem Bild des Herrschers in der Tiefe
schließlich abhanden gekommen war, darüber gab es nicht
die geringsten Angaben. Nach dem Verlust des »Siegels des
Licht«, wie Oceanus es immer wieder benannte, kam die
große Wende. Oceanus verlor
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