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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser
Autoren: Dan Shocker
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mit
seinem Bewußtsein durch Macabros Anwesenheit kopiert hatte,
auf.
    Hellmark nahm Macabros’ Stelle ein. Mike Laumer, der viel zu
benommen war, merkte nichts von dem Tausch.
    Macabros materialisierte neu viele Meilen entfernt in der Tiefe
der Unterwasserburg des Oceanus, wo Mirakel inzwischen weiter in den
rätselhaften Stollen hineingegangen war, um die Reliefbilder zu
studieren, die eine wichtige Aussage hatten. Vielleicht gab es auch
einen Hinweis auf ein Versteck Donovan Scains oder Mysterions, der
diese Unterwasserburg sicher kannte.
    Mirakel kehrte an den Ausgangspunkt des Stollens zurück, als
er das klatschende Geräusch vernahm. Da kam jemand.
    Oceanus! Er peitschte das Wasser und glitt dann beinahe lautlos
durch die riesige Halle, auf die mittlere der Rutschen zu. Er kam
darauf zu liegen wie ein Mensch und streckte seine fahlgelbe
Bauchseite gegen die Decke.
    Das war das Geschöpf, von dem Macabros gesprochen hatte, das
war das Geschöpf, das er suchte!
    Oceanus war verletzt. Die Schulterwunde sah böse aus. Das
rote Fleisch war nach außen gewölbt, und die Wunde blutete
unaufhaltsam stark.
    Oceanus lehnte sich mit offenen Augen zurück und atmete
schnell und flach, als hätte er Schwerstarbeit geleistet und
müsse dringend ausruhen.
    Das Schwanzende seines Fischkörpers ragte in den See, der die
Halle ausfüllte. Oceanus bewegte mit leicht fächernden
Bewegungen den unteren Teil seines Körpers.
    Da tauchte Macabros auf. Wie ein Geist erstand er aus dem
Nichts.
    Mirakel, der von Macabros’ Absicht unterrichtet war und sich
vorstellen konnte, was sich nun ereignen würde, verhielt sich
abwartend, um den entscheidenden Vorgang nicht zu stören.
    Oceanus’ Augen wiesen eine leichte Trübung auf, und von
seinem erhöhten Standort aus konnte Morell erkennen, daß
der Unterwasserfürst die Bewegung vor sich in der Luft gar nicht
wahrnahm. Er konnte nicht sehen.
    Aber er konnte fühlen.
    Und das machte Macabros sich zunutze.
    Wie durch Zauberei hielt er das Amulett in der Hand und
drückte es in Oceanus’ Handfläche, der beide Arme
leicht an den Körperseiten liegen hatte, die mit
Schwimmhäuten versehen nach außen gedreht waren.
    Menschenhand und Hand des monströsen Unterwasserwesens
berührten sich. Oceanus’ Hand war so groß, daß
die von Macabros zehnmal hineingepaßt hätte.
    Das Amulett lag auf der dunklen Handinnenfläche.
    Es ging wie ein Ruck durch den Körper des
Geschöpfes.
    Oceanus’ großes Fischmaul bewegte sich. Die
Trübheit in seinen Augen hellte sich auf, das Stumpfe
verschwand. Klar und glänzend wurden die Augen des Wesens.
    Der Unterwasserherrscher dieser zyklopenhaften Burg in einem
unzugänglichen, unerforschten Unterwassergebirge, richtete sich
auf.
    Wie in Zeitlupe kam seine Hand, die das Amulett hielt, vor seine
Augen, als könne er nicht fassen, was er da sah.
    Sein Körper spannte sich, in seine Augen trat
ungläubiges Erstaunen, und dann kam ein langer Klagelaut aus
seiner Kehle, der schaurig und hohl durch die unterseeischen Hallen
dröhnte.
    Ratlosigkeit, Verwirrung, Erstaunen und Triumph – alle diese
menschlichen Empfindungen spiegelten sich auf Oceanus’
Miene.
    »Das Siegel! Das Siegel des Lichts!« kam es wie ein
Hauch über seine Lippen, und Macabros und der Dyktenmann
verstanden jedes einzelne Wort in der sonst totenstillen
Unterseehalle.
     
    *
     
    Der Bann war gebrochen.
    Ort und Zeitpunkt waren richtig gewählt, und nur so war es
möglich gewesen, in die Wege zu leiten, was getan werden
mußte.
    Oceanus verfügte über eine menschliche Sprache.
Zumindest konnten sie jedes Wort verstehen, ohne selbst sagen zu
können, welcher Sprache er sich eigentlich bediente. Das war
weder Englisch noch Französisch, noch Russisch, noch Spanisch,
noch Deutsch… Es war die Sprache Oceanus’, bestehend aus
wohlklingenden, vokalreichen Lauten, die hier in dieser magisch
angereicherten Umgebung für sie verständlich wurde.
    Oceanus konnte wieder sehen.
    Es war ein erhebendes Schauspiel zu beobachten, wie das Erkennen
über ihn kam.
    Er triumphierte, stieß hellklingende Jauchzer aus und jagte
durch den See, das Amulett-Siegel hoch über seinen Kopf haltend
und nicht mehr die schmerzende Wunde beachtend, die nach wie vor
blutete. Dicke Tropfen vermischten sich mit dem schwarzen Wasser,
ohne darin aufzufallen.
    Oceanus genoß die Rückkehr seines Augenlichts und die
Erkenntnisse, die er gewann.
    Minutenlang gab er sich ganz dem Sturm seiner Gefühle hin,
obwohl er sah,
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