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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben
Autoren: Dan Shocker
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ging es in die Tiefe.
    Dunkelheit hüllte ihn ein, die jedoch nicht undurchdringlich
war. Es herrschte gespenstisches Zwielicht.
    Im Vorbeifliegen registrierte er dunkle Verästelungen und
Verzweigungen, und für den Bruchteil eines Augenblicks kam er
sich in dieser gewaltigen und fremdartigen Umgebung vor wie eine
Mikrobe im Innern einer blutleer gepumpten Ader, durch die ein
heftiger Wind peitschte.
    Die zahllosen Verästelungen wehten und peitschten wie
Auswüchse, und er spürte die Schläge ganz
deutlich.
    Dann folgte ein heftiger Schlag und verbunden damit ein brennender
Schmerz, der ihm vom mittleren Schädel wie elektrischer Strom
die ganze Wirbelsäule hinabjagte.
    Hellmark schrie gequält auf.
    Er krachte mit voller Wucht gegen eine Wand und wußte nicht,
ob es unten oder oben war.
    Mit dem Schmerz begann sich alles um ihn zu drehen.
    Dann kam die absolute Schwärze und Gefühllosigkeit. Er
wußte nichts mehr von sich und der Welt.
     
    *
     
    Wie Björn Hellmark erging es Danielle de
Barteaulieé.
    Nur unter anderen Vorzeichen.
    Der Luftstrom wirbelte sie durch einen Kanal, der in einer matt
glänzenden, modrig riechenden Kammer mündete.
    Sie rutschte über den Boden und kam an der
gegenüberliegenden Wand an. Ihr Flug durch den Luftstrom fand
ein Ende.
    Benommen und erschreckt blieb sie sekundenlang in der Stellung
liegen, in der sie angekommen war. Sie fand keine Zeit zum
Überlegen.
    Durch die fauchende Öffnung wurde eine weitere Gestalt
geworfen, noch eine…
    Nur eine Handbreit neben ihr entfernt stürzte eine Gestalt
hin, die grün-braun war und den Geruch feuchter Erde
verbreitete.
    Das Wesen starrte sie ebenso erschreckt aus runden, etwas
vorstehenden Augen an, wie sie es anstarrte.
    Die Finger des Fremden, der in einem zerknitterten Anzug steckte,
zogen sich langsam von ihr zurück.
    Danielle wollte etwas sagen.
    Aber dazu kam sie nicht mehr.
    Die Öffnung, durch die sie hereingesogen worden waren,
schloß sich. Im gleichen Augenblick hörte man ein leises
Zischen, als ob irgendwo ein Ventil geöffnet würde.
    Die beiden vor Schreck und Angst starren Grün-Braunen, die
einen völlig haarlosen Schädel hatten, gaben ein
aufgeregtes Piepsen von sich und sprangen auf.
    Aber sie kamen nicht mal einen Schritt weit.
    Ein scharfer, ätzender Geruch lag plötzlich in der
frischen, verhältnismäßig sauerstoffreichen Luft.
    Die beiden Fremden verdrehten die Augen, taumelten und kippten um.
Schwer und dumpf schlugen sie zu Boden.
    Ein betäubendes oder tödliches Gas strömte in das
Innere der Zelle.
    Auch Danielle de Barteaulieé spürte, daß sich
etwas wie ein Bleigewicht auf ihre Brust legte.
    Das Atmen fiel ihr schwer. Sie begann zu röcheln.
    Was bei den beiden anders gearteten Organismen von einem Atemzug
zum anderen eingetreten war, dauerte bei ihr fast drei Minuten.
    Ihr Herz raste und pumpte wie verrückt, das Blut rauschte in
ihren Schläfen, als unterzöge sie sich einer schweren
körperlichen Anstrengung.
    Ein letzter schnappender Atemzug – dann fiel sie quer
über die beiden wie reglos liegenden Körpier der
anderen.
     
    *
     
    Das ganze Geschehend hatte nicht länger gedauert als drei
Minuten.
    Die fauchenden Luftströme aus diversen Richtungen brachen
zusammen. Die Luft im Tal bewegte sich nicht mehr.
    Die Stränge vor den Hohlräumen der großen
Bäume zogen sich wieder zusammen, die Hüllen legten sich
wieder wie Manschetten schützend um die Bündel – und
wie auf ein stilles Kommando hin spreizte das Heer der
Fluggeschöpfe wieder die Flügel.
    Lautlos stiegen sie aufwärts, dicht an dicht, und keines
kollidierte mit dem anderen.
    Sämtliche Membranen waren verschlossen. Der sich mit
unheimlicher Lautlosigkeit vollziehende Abflug der mehr als tausend
Riesenvögel wäre für einen heimlichen Beobachter der
Szene von seltener Faszination gewesen.
    Es war ein schaurig-schönes Bild, wie sich alle Flugwesen auf
einmal emporhoben, gleichmäßig in die Lüfte
schwebten, immer höher stiegen und den Himmel über dem Tal
der riesigen, einzeln stehenden Bäume verdunkelten.
    Minutenlang wanderte der Schatten über die himmelhochragenden
Baumgruppen hinweg und verschwand dann am Firmament – Richtung
Süden…
    Das Tal lag wieder ruhig und unberührt, und es schien, als
wäre überhaupt nichts geschehen.
     
    *
     
    Rani Mahay rührte sich überhaupt nicht. Er beobachtete
nur und lauschte. Ein Teil seines Bewußtseins war ständig
auf Chitra gerichtet. Durch seine Willenskraft verhinderte
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