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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens
Autoren: Dan Shocker
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Gefahren
rechtzeitig zu erkennen. Doch diesmal ging alles zu schnell.
    Er sah nur etwas Schwarzes, das wie ein Schatten vor ihm
emporwuchs. Es zischte etwas durch die Luft, als ob ein Pfeil von der
Sehne eines Bogens schnelle.
    Zack…
    Judges Oberkörper wurde hart getroffen. Wie glühender
Stahl senkte sich etwas in seine Brust, und der rasende Schmerz
raubte ihm fast die Sinne.
    Der junge Mann kippte nach vorn. Die Hand, schon das kühle
Metall der Waffe berührend, griff zuckend in die Luft und fand
einen Halt an der nach innen schwingenden Tür.
    Die Luft rauschte. Als ob ein Sturm ihn umtose, begann vor Judges
Augen sich alles in wildem Tempo zu drehen.
    Judge bewegte die Lippen, als wolle er noch etwas sagen, aber nur
ein dumpfes, gequältes Stöhnen entrann seiner Kehle.
    Er glitt an der Tür zu Boden, als May Jefferson gerade an der
Treppe auftauchte.
    Auf halbem Weg blieb die Witwe stehen. Ihre Hand fuhr zuckend zum
Mund, und dann gellte ihr markerschütternder Schrei durch das
stille Haus, als sie Judge dort liegen sah.
    Auf seiner Brust, direkt in Höhe des Herzens, befand sich
eine etwa zwanzig Zentimeter lange, tiefe Wunde, aus der Blut
sickerte.
    Der Mann schien direkt in ein Beil hineingelaufen zu sein.
     
    *
     
    Drei Sekunden lang stand May Jefferson da wie zur Salzsäule
erstarrt und konnte den Blick nicht wenden von der reglosen, am Boden
liegenden Gestalt.
    Das Blut rauschte in den Ohren der Frau, ihr Herz raste, und sie
brachte es nicht fertig, den Mann zu untersuchen, ob er wirklich tot
war.
    Ein Schatten fiel über den Polizisten.
    »Ed?« murmelte sie tonlos.
    Aber es war nicht Ed Gilmore, der aus dem Keller kam.
    Es war ein Fremder ganz in Schwarz gekleidet. Sein Gesicht war
verdeckt von einem flachen Visier das lediglich Schlitze für die
Augen bereithielt.
    Aus dem glatten, metallenen Schädel ragten dicke Dornen, die
sich fächerförmig am Hinterkopf ausbreiteten.
    Der Fremde hielt in der Rechten ein schwarzes Kampfbeil, das mit
Blut besudelt war. Mit Judges Blut.
    Da wandte er den Kopf in Richtung May Jefferson, erblickte sie,
und sofort setzte er sich zur Treppe in Bewegung.
    Der metallische Körper strahlte Kälte aus. Und diese
Kälte traf May Jefferson wie der Hauch des Todes.
    »Nein«, wimmerte sie, und die Augen traten ihr aus den
Höhlen. »Ohh… neeeiiin… das gibt es nicht…
das kann nicht sein!«
    Die Frau war unfähig, sich loszureißen und blieb wie
angewurzelt stehen, als der Schwarze Ritter sich ihr
näherte…
     
    *
     
    Vom Hauptstrang des Höhleneingangs zweigten viele Wege ab in
unbekanntes Dunkel. Lavan und seine hübsche Begleiterin aber
blieben auf dem Hauptweg, der in die große Tempelhöhle
führte. Es gab keine Wachen, die sie aufgehalten hätten
oder ihnen entgegengekommen wären. Wer den Weg kannte, konnte
hier eindringen, und niemand stellte sich ihm entgegen.
    Die Kaythen waren entweder ahnungslos oder sie hatten
resigniert.
    Lavan wußte viel über das ungewöhnliche Volk, das
nie gekämpft hatte, das einer Sippe entsprungen war, die direkt
von den suchenden Göttern der Vorzeit abstammten. Einer aus
ihrer Mitte, Cavhs genannt, wurde von ihnen seit Urzeiten verehrt.
Ihm, so behaupteten sie, verdankten sie ihre ungewöhnlichen
geistigen Kräfte und die Reinheit der Seele. Cavhs hatte allen
Versuchungen standgehalten. Nie war es gelungen, ihn mutlos zu
machen, nie, ihn gierig. Er hatte begriffen, daß die Reinheit
des Geistes erhalten werden mußte, daß sie das wahre
Glück zu schenken vermochte. Im Kampf mit einem Großen,
Namenlosen aus dem Reich der Finsternis hatte er gesiegt.
Königreiche hatte man ihm zu Füßen gelegt,
unermeßliche Reichtümer waren ihm angetragen worden –
doch Cavhs hatte von all diesen Dingen nichts wissen wollen. Er
bewahrte seine Unschuld, seinen Mut und die Entschlossenheit, die
jenen eigen sind, die von den guten Göttern abstammten. Und
seine Qualitäten hatten sich auf die übertragenen, die
nachgekommen waren.
    Cavhs, so berichtete die Legende, habe die Sprache der Blumen und
der Tiere ebenso verstehen können wie die Botschaften der
Götter, die für ihn und sein Volk und für viele andere
Reiche bestimmt waren, und es stand geschrieben, daß er in
sternklaren Nächten auf die höchste Erhebung des Gebirges
wanderte, um Zwiesprache mit den Sternen zu halten. In jenen
Nächten soll ein riesiger Vogel aus der Tiefe des Kosmos zu ihm
gekommen und ihm das Geheimnis des Fliegens gelehrt haben. Seither
konnten die Kaythen
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