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Macabros 034: Galeere des Grauens

Macabros 034: Galeere des Grauens

Titel: Macabros 034: Galeere des Grauens
Autoren: Dan Shocker
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kann uns weder seihen noch
hören… er reagiert überhaupt nicht.«
    »Er sieht den Wagen leer vor sich. Der Dämon untersucht
das Schloß, den Riegel… hoffentlich beeilt er sich.«
Amana hielt die Augen halb geschlossen, als müsse sie sich auf
etwas Bestimmtes konzentrieren. »Wenn er das Schloß nicht
öffnet, um es zu überprüfen, dann war alles
umsonst«, fuhr sie wispernd fort. Ihr kleines Gesicht zeigte die
Spuren des Kampfes zwischen den Insekten, die dort schmierige Flecke
hinterlassen hatten, und es zeigte die Anspannung, unter der sie
stand. »Überprüft er den Riegel, wird er das Tor
herabziehen – er glaubte jedenfalls, das zu tun. In dem
Augenblick jedoch, da das Schloß nicht mehr gesichert ist,
kommt der entscheidende und nicht mehr wiederkehrende Moment. Wir
können ausbrechen, müssen hinaus. Da die Insekten noch
unter dem Befehl des Insektenrufers stehen, werden sie uns nichts
tun. Solange jedenfalls nicht, wie der Stab glimmt…« Ihre
Stimme klang ängstlich. »Es sieht nicht sehr gut aus«,
fügte sie bleich hinzu. »Der magische Stab ist kurz. Der
Rauch wird verwehen und die Bilder, die der Dämon sieht, mit
ihm. Dann wird er erkennen, was wirklich geschehen ist, und wir
stehen daran noch immer hier mitten im Käfig, und es gibt keine
Möglichkeit mehr, irgend etwas zu unternehmen. Die Insekten
werden uns auffressen.«
     
    *
     
    Da rutschte der Riegel zurück.
    »Jetzt!« stieß Amana hervor.
    Die Spinnenarme des Insektenrufers klammerten sich in das
Gestänge und hoben es leicht an. Für ihn aber war es so,
daß er das Gittertor nach unten zog, denn für ihn war es
nach oben geschoben.
    Lavan und Amana verloren keine Zeit.
    Der Abenteurer warf sich dem Tor entgegen und riß es empor,
dem Insektenrufer aus den Händen.
    Das Tor war offen.
    »Der Rauch!« schrie Amana da entsetzt. »Er verweht!
Die Halluzinationsbilder weichen, Lavan!«
    Er sah es an der Reaktion des Dämons.
    Ein erstaunter Ausdruck breitete sich auf dem Facettengesicht aus.
Doch der Insektenrufer kam nicht mehr dazu, den Zusammenhang klar zu
erkennen und über das, was jetzt geschah, nachzudenken.
    Das Schwert zischte durch die Luft. Lavan schlug dem Dämon
den Kopf ab, ehe der seinen Befehl an die zu Millionen auf Abruf
versammelten Peiniger widerrufen konnte.
    Ohne einen Laut von sich zu geben, sackten Körper und Kopf
des Unheimlichen auf den Boden. Der Kopf rollte unter den
Käfigwagen.
     
    *
     
    Wie würden die Insekten reagieren?
    Lavan wagte kaum zu atmen, als er das mit dunkelgrünem Blut
verschmierte Schwert flüchtig abwischte.
    Noch blieb alles ruhig. Würde sich etwas ändern, wenn
sie sich dem Millionenheer näherten? Und etwas anderes blieb
ihnen gar nicht übrig. Sie mußten durch das Meer der
Insekten, das den Käfigwagen von allen Seiten umringte, wollten
sie die Stadt verlassen und untertauchen.
    Er machte die Probe aufs Exempel, während er die zitternde
Amana bei der Hand nahm. Mit dem Schwert stocherte er in dem.
Insektengewimmel herum. Die rührten sich kaum und reagierten
nicht. Da wagten sie es.
    Es knirschte und krachte unter ihren Füßen, als sie auf
die Insekten traten. Sie versanken bis zu den Knöcheln in dem
Millionenheer, das die ganze Stadt heimgesucht hatte. Die wimmelnden,
meterhohen Berge ließen sie links liegen. In einem weiten Kreis
mußten sie die insektenverseuchte Stadt umgehen, ehe sie in
eine Ebene gelangten. In einem steppenartigen Tal gingen sie weiter.
Selbst als endgültig die Dunkelheit einbrach, rasteten sie
nicht. Sie gönnten sich keine Ruhe. Beide hatten nur eins im
Sinn: die Stadt, wo die Feinde harrten, so weit wie möglich
hinter sich zu bringen.
    Stunde um Stunde wanderten sie. Amana fielen die Augen zu, und
Lavan nahm die zierliche Kaythen-Prinzessin auf die Arme und setzte
den beschwerlichen Marsch fort. Nur der Gedanke daran, daß die
Insekten auf irgendeine Weise doch noch an ihren ursprünglichen
Auftrag erinnert wurden und sich auf den Weg machten, um ihren
Meister eventuell zu rächen, hielt ihn auf den Beinen. Wenn er
sich vorstellte, daß die Plagegeister wie ein lebender Berg
sich hinter ihnen herwälzten, gab ihm das immer neue Kraft, wenn
er zu erlahmen drohte.
    Wie in Trance kam er voran, ohne eine Pause einzulegen. Er schritt
aus wie ein Roboter, aber seine Schritte waren lahm und unsicher.
    Die Nacht war finster, aber Lavan hatte Augen wie ein Luchs. In
der Ferne wuchsen die mächtigen Kämme des Kaythen-Gebirges
in die Höhe und schienen sich
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