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Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Macabros 032: Kreatur der Verdammnis

Titel: Macabros 032: Kreatur der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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hoher
Würdenträger und Propheten die Zeiten überdauert. Auf
pyramidenförmig aufsteigenden Stufen saßen
würdevolle, in kostbare Gewänder gehüllte Skelette.
Die violetten goldenen, rubinroten und smaragdfarbenen Gewänder
wurden von goldenen Spangen gehalten.
    Die steinernen Throne, auf denen die Skelette der Weisen hockten,
waren unterhalb der Sitzfläche sämtlich mit Namen versehen.
Der Thron auf der Pyramidenspitze war noch leer, und er trug den
Namen: Björn Hellmark.
    Hellmark wußte, daß auch er eines Tages seine letzte
Ruhestätte hier in dieser Höhle finden und sein Geist
vereint sein würde mit all denen, die ihm etwas bedeuteten. Eine
Voraussetzung allerdings mußte erfüllt sein: Er
mußte die Auseinandersetzung mit Molochos entschieden haben. Zu
seinen Gunsten oder zu seinen Ungunsten. Das stand noch in den
Sternen.
    Björn erreichte die Pyramidenspitze. Hier oben auf dem leeren
Thron legte er sein Schwert hin und bewahrte in einem mit rotem Samt
ausgeschlagenen Kästchen die Manja-Augen auf. Hier war der Ort
der größten Sicherheit. Kein Dämon, kein Bote
Molochos’ konnte jemals hier eindringen. Marlos war jener Ort,
den böse Mächte nicht angreifen konnten.
    Einen Moment lang blieb er versonnen stehen und drehte an dem
goldfarbenen Armreif, den er trug.
    Ein Geschenk, das Velena ihm gemacht hatte.
    Dieser Armreif machte unsichtbar, wenn man ihn nach links drehte.
Er war in den Besitz einer Art Tarnkappe gelangt, die er bisher nicht
ein einziges Mal angewandt hatte.
    Würde er den Schutz, den die Unsichtbarkeit bot, mal in
Anspruch nehmen? Niemand wußte, was die Zukunft ihm brachte und
Björn den Reif schon berührend, um ihn ebenfalls in der
Höhle zurückzulassen, überlegte es sich anders. Wie
die Dämonenmaske, die er ständig bei sich trug, behielt er
auch den Armreif an.
    Der Deutsche ging hinter den steinernen Thron.
    Von einem Augenblick zum anderen verschwand Björn, als er
einen bestimmten Punkt erreicht hatte, und er trat aus einem Spiegel,
der in einen ausgebauten Kellerraum seines Genfer Bungalows
mündete.
    Dieser Spiegel war mit einem schweren Samtvorhang verdeckt. Der
massige Rahmen war offenbar handgeschnitzt, und der Spiegel glich
jenen, die er in der Höhle auf Xantilon gesehen hatte, aufs
Haar.
    Dieser Spiegel ließ die Entfernung zwischen Genf und der
unsichtbaren Insel zwischen Hawaii und den Galapagos auf einen
einzigen lächerlichen Schritt zusammenschrumpfen.
    Der Zurückgekehrte lief durch den Keller die Stufen nach
oben. Hellmarks Herz schlug schneller, wenn er an Carminia
dachte.
    Er erreichte den breiten Verbindungsgang, von dem aus die Treppe
in den ersten Stock zu einer Art umlaufenden Galerie führte.
    Das Haus war aufgeräumt. Der Geruch von Kaffee und frischem
Gebäck lag in der Luft. Offenbar hatte Carminia Brado gerade
erst einen ausgiebigen Kaffeenachmittag beendet. Vielleicht war sie
auch noch dabei?
    Ihre Vorliebe für pechschwarzen, gesüßten Kaffee
kannte er.
    Ob sie sich jemand dazu eingeladen hatte?
    Er verhielt im Schritt und lauschte.
    Kein Geräusch.
    Da ging er in das Eßzimmer.
    Auch hier war alles fein säuberlich aufgeräumt.
    Niemand war in der Küche, niemand im Wohnzimmer, niemand
draußen auf der Terrasse und im Swimmingpool.
    Ob sie unterwegs war, noch Einkäufe zu erledigen?
    Nein, dazu war es zu spät. Es war schon nach acht.
    Ob sie sich bereits schlafen gelegt hatte? Ob es ihr nicht
gutging? Aber er fand sie auch nicht in ihrem Zimmer.
    Auf dem Nachttisch entdeckte er ein in dunkelrotes Leder
gebundenes Buch. Neugierig trat er näher. Es war aufgeschlagen,
und ein geschlossener Füllfederhalter lag zwischen den
Seiten.
    Ein Tagebuch?
    Seit wann führte Carminia Tagebuch?
    Er griff nach dem schmalen Buch, warf nur einen Blick auf die
zuletzt geschriebene Seite, und sein Herz krampfte sich zusammen. Er
wollte nicht neugierig sein – aber hier mußte er es sein.
Was Carminia dort schrieb, deutete daraufhin, daß während
seiner Abwesenheit etwas Unerwartetes geschehen war.
    Mit fahriger Hand blätterte er die Seiten zurück.
    Das Tagebuch war vor knapp einem halben Jahr begonnen worden, zu
jenem Zeitpunkt, als er diese Erde und diese Zeit verließ!
    »Ich bin verzweifelt«, begannen die Eintragungen.
»Ich merke: etwas stimmt nicht mehr mit mir. In bestimmten
Nächten kehrt das Grauen wieder…« und an anderer
Stelle fand er die Bemerkung: »Anfangs hielt ich alles für
einen Traum. Aber ich bin sicher: es ist kein Traum! Ich bin
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