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Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen

Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen

Titel: Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen
Autoren: Dan Shocker
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hatten Äonen überdauert,
lebten in diesen Mauern, diesen Steinen, führten ein
vampirisches Dasein und suchten neue, jungfräuliche Geister, um
sich ihnen mitzuteilen und sie dabei zu zerstören.
    Wie unter Peitschenschlägen wand Sanders sich. Er war zu
keiner Abwehr, zu keinem logischen Gedanken mehr fähig. Der
Wahnsinn überfiel ihn, und für den Bruchteil eines
Augenblicks begriff er noch, was auch Mark Ellis und Thomas R.
Slayton zugestoßen war. In der ersten Begegnung wurde der Keim
des Wahnsinns in ihre Hirne gelegt. Sie kehrten am nächsten Tag
scheinbar unverändert zurück, und niemand sah ihnen etwas
an. Zu einem späteren Zeitpunkt aber schlug dann das Grauen
erneut und endgültig zu.
    Das waren seine letzten menschlichen Gedanken.
    Er hatte recht mit seinen Überlegungen. Er schrie und wand
sich, preßte sich an der Wand entlang und wollte nicht tiefer
in das Gewölbe eindringen. Hoch, die Treppen hoch!
    Da veränderte sich auch sein Körper.
    Seine Haare schrumpften ein, seine Haut verfärbte sich, als
er auf der dritten Stufe stand, und er glaubte, durch eine Mangel
gedreht zu werden.
    Gil Sanders wurde – zu einem der schrecklichen, seelenlosen
Wüstenvampire. Und die Verwandlung des Reporters in das Monster
wurde beobachtet. Von Eve Sanders! Sie stand auf der Treppenstufe.
Die Kopfhaut der jungen, gutaussehenden Frau zog sich zusammen. Eve
Sanders schrie wie am Spieß – und handelte in dieser
Sekunde, da sie dem nackten Grauen begegnete, ohne daß ihr das
bewußt wurde.
    Sie riß die kleine, handliche Pistole aus der Handtasche,
richtete sie auf das Ungeheuer, das ihr entgegentaumelte, und
drückte ab.
    Die drei Schüsse erfolgten so dicht hintereinander, daß
man glaubte, es wäre nur einer.
    Gil Sanders – halb Monster, halb Mensch gurgelte,
preßte die großen, sandfarbenen Hände auf die
blutenden Brustwunden und torkelte die Stufen hoch, auf seine
schreckensbleiche Frau zu.
    Die drückte noch mal ab… Ladehemmung?
    Da begann sie um ihr Leben zu rennen, ließ auf wem Weg zum
Strand einfach die Waffe in den Sand fallen und hörte das
keuchende, sie verfolgende Monster hinter sich. Eve Sanders erreichte
das Boot und warf den Motor an. Sie floh und sah den taumelnden
Schatten am Ufer auftauchen.
    Mondlicht lag silbern auf der Gestalt, und was Eve Sanders in
diesen Sekunden beobachtete, sollte sie ihr Leben lang nicht
vergessen: anklagend reckte Gil Sanders die Arme in den Himmel –
aus seinem halbvampirischen Körper brach ein Röcheln, und
er wurde vor Eve Sanders’ Augen wieder zum Menschen. Gil Sanders
brach dann ohne einen weiteren Laut – von drei Kugeln durchbohrt
– mitten auf dem Strand zusammen.
     
    *
     
    Eve Sanders verließ am nächsten Morgen die Insel und
flog in die Staaten zurück.
    Als sie ihre Wohnung aufsuchte, kamen ihr zwei Männer von der
Mordkommission entgegen.
    Sie wurde unter dem Verdacht, ihren Mann umgebracht zu haben,
festgenommen.
    Noch am gleichen Tag war von Valo, dem Fischer, die Leiche
gefunden worden. Das Räderwerk der Behörden begann zu
laufen – und plötzlich paßte alles zusammen: eine
eifersüchtige, von Haß erfüllte Frau reiste ihrem
Mann nach, wartete eine günstige Gelegenheit ab und ermordete
ihn dann auf einer menschenleeren Insel.
    Als der Prozeß begann, sagte auch eine ältere Frau aus.
Es war jene Frau, die in der fraglichen Nacht, als Eve Sanders ihren
Mann bis fast in dessen Wohnung verfolgte. Zeuge des Streites und der
Morddrohung Eve Sanders’ geworden war.
    Die Angeklagte brachte immer wieder ihre Version von der Notwehr
an und berichtete von dem Ungeheuer, das sie angefallen hätte.
Aber das nahm ihr niemand ab.
    Eve Sanders wurde auf ihren Geisteszustand untersucht und für
voll verantwortlich erklärt. Sie nahm das Urteil mit unbewegter
Miene hin: zwanzig Jahre Zuchthaus.
     
    *
     
    Doch nicht Menschenwerk hatte ihr Schicksal bestimmt.
    Die Tatsache der Existenz Maruburs in der fernen Vergangenheit der
Erde und das Weiterwirken der bösen Geister auch in der
Gegenwart, war nicht zu leugnen.
    Tuamoa, jenes winzige Eiland, nur zehn Meilen von Apataki
entfernt, das 1956 aus dem Meer aufgetaucht und von diesem Zeitpunkt
an von unzähligen Menschen besucht worden war, unter anderem
auch von Mark Ellis und Thomas R. Slayton im Jahre 1974, diese Insel
hatte in der ersten Januarhälfte, 1975 Gil Sanders den Tod
gebracht.
    Er hatte, wie Tausende zuvor in einer anderen Zeit, den Verstand
verloren und war zum Wüstenvampir geworden.
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