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Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen

Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen

Titel: Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen
Autoren: Dan Shocker
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dennoch
wiederholen wollen. Aber der weiße Hengst war nicht mehr in die
Berge zurückgekehrt. Es war unmöglich gewesen, das Tier,
das sonst willig folgte, zu lenken.
    Yümaho lief direkt der Wüste entgegen.
    Hellmark gab auf. In den vergangenen Wochen hatte er Gelegenheit
genug gehabt, das Wesen des ungewöhnlichen Tieres zu studieren
und näher kennenzulernen. Mehr als einmal hatte Yümaho
bewiesen, daß man sich auf seinen Instinkt verlassen konnte. Er
führte den oft vor Erschöpfung einschlafenden Hellmark, der
sich hier in der Vergangenheit nur Kaphoon – der Namenlose
– nannte, niemals verkehrt, niemals in eine Gefahr. Es war, als
wolle der Hengst ihn vor unnötigen Belastungen bewahren.
    Hellmark döste vor sich hin.
    Die Hitze setzte ihm zu. Flimmernd stieg die Luft von dem Sandmeer
empor. Es gab nirgends einen Fleck, wohin man sich hätte begeben
und Schatten suchen können.
    »Yümaho«, sagte der Deutsche ohne die Augen zu
öffnen, »wo hast du uns nur hingeführt?«
    Das Pferd schüttelte leicht die Mähne, als wolle es
damit ausdrücken, daß es diese Bemerkung nicht
billige.
    Hellmark atmete tief durch, richtete seinen Oberkörper auf
und preßte mehrmals die Augen fest zusammen.
    In der flimmernden, heißen Luft vor ihm zeigten sich
schmerzhaft verzerrt die Umrisse einer paradiesischen Landschaft.
    Palmen, weißer Strand, blaues Meer!
    »Yümaho!« jubelte Hellmark, und schlug heftig auf
den Hals des Reittieres. »Du bist ein Prachtstück. Ich habe
ja gewußt, daß ich mich auf dich verlassen kann.«
Palmen und blaues Meer – das bedeutet Kühle, ein Bad
nehmen, schwimmen und ausruhen von den Strapazen, die hinter ihm
lagen.
    Ein Paradies am Ende der Wüste?
    Er überlegte nicht mehr lange und handelte.
    Kurzerhand sprang er vom Pferd und jagte in langen Sätzen
nach vorn. Der rot-orangefarbene Sand spritzte mehlfein auf und sank
langsam wieder zu Boden.
    Plätschern von Wasser?
    Das war kein Irrtum?
    Hellmark warf sich nach vorn. Er glaubte über den
weißen Strand zu laufen, und sah das endlos blaue Meer, auf dem
sich die gleiche Sonne spiegelte, die den Wüstensand zum Sieden
brachte.
    Das Meer – so dicht vor ihm! Yümaho hatte ihn direkt
darauf zugeführt.
    Er glaubte direkt ins Wasser zu laufen, warf sich dann flach zu
Boden und erwartete das Aufspritzen, aber da war kein Wasser.
    Sand drang ihm in Mund und Nase, und er spuckte heftig und fluchte
vor sich hin.
    »Yümaho«, knurrte er, während er sich den Sand
aus den Augen wischte. »Du bist schon ein merkwürdiges
Vieh. Du bist kein Prachtpferd – du bist ein Trampeltier! Hat
die Welt denn schon mal von einem Gaul gehört, der sich von
einer Fata Morgana irritieren läßt?«
     
    *
     
    Er erhob sich und klopfte sich den Sand von der Kleidung.
    Taumelnd sah Hellmark das Loch im Boden. Eine Wasserstelle?
    »Wenn das nicht wieder…« knurrte er, und ging
langsam darauf zu. Doch diesmal war es keine Luftspiegelung.
    Er entdeckte menschliche Spuren. Demnach waren schon andere vor
ihm hiergewesen.
    Das Wasser war nicht besonders frisch, es roch muffig, aber jeder
Tropfen kam ihm vor wie eine Kostbarkeit. Er trank, wusch sich dann
das Gesicht ab, nachdem er das Pferd versorgt hatte, und füllte
seine beiden Wasservorratsbehälter, die er aus den Häuten
erlegter Tiere angefertigt hatte.
    Die Wasserstelle lag etwas geschützt hinter einer Bodenwelle.
Hier ruhte Hellmark einige Stunden lang aus.
    Morsche, verblichene Knochen riesiger, unbekannter Tiere dienten
ihm dazu, sein zerfetztes Hemd zu stützten, das er als Dach
benutzte, um sich Schatten zu spenden.
    Er legte sich darunter. Das zerschlissene Hemd bot nur einen
schwachen Schutz vor der grellen Sonne. Yümaho stand neben ihm.
Dem Pferd schien die Hitze überhaupt nichts auszumachen.
    Hellmark fiel in einen leichten Schlaf. Träume plagten ihn,
Träume, die zu Erinnerungen wurden. Im Schlaf füllte sich
die Lücke in seinem Bewußtsein, und für kurze Zeit
wurde ihm bewußt, wer er wirklich war, wo er sich aufhielt, wie
er in diese unheimliche Situation geraten war und wohin er
wollte.
    Das offene Meer war sein Ziel! Dorthin begaben sich viele, wenn
sie noch die Gelegenheit dazu hatten.
    Als Hellmark wußte er, daß nur das Meer ihn retten
konnte, daß es purer Wahnsinn war, sich länger als
unbedingt notwendig auf der Insel aufzuhalten. Xantilon würde in
der Mitte auseinanderbrechen, und jeder, der sich zu diesem Zeitpunkt
noch auf der Insel befand, war rettungslos verloren.
    Als er
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