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Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Titel: Macabros 026: Elixier der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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und mit dunkelrotem
Leder überzogene, bequeme Sessel standen. Der ganze Raum
strahlte eine angenehme Atmosphäre aus. An einer Wand stand ein
Spiegel, der fast bis an die Decke reichte und dessen Glasfläche
mit einem schweren, funkelroten Samtvorhang verhängt war.
    »Björn?« fragte die Brasilianerin leise. Ihre Augen
blickten Richtung Spiegel. Keine Antwort, keine Bewegung.
    Das Geräusch war doch eindeutig von hier unten gekommen
– oder hatte sie sich getäuscht?
    Die kupferbraune junge Frau schob den Vorhang beiseite und trat in
den Spiegelrahmen. Sie stieß nicht auf Widerstand, und es
splitterte auch kein Glas.
    Sie tauchte ein wie in eine Wasserwand – und kam auf der
anderen Seite der Weltkugel heraus.
    Carminia befand sich in der legendären Geisterhöhle, in
der die absolute Stille des Universums zu herrschen schien.
    Die andere Seite des Spiegels mündete auf die geheimnisvolle,
unsichtbare Insel, auf die noch kein Dämon und böser Geist
seinen Fuß gesetzt hatte. Diese Insel war tabu. Von hier aus
sollte eine Erneuerung des Denkens für die ganze Welt
stattfinden, hier sollten besonders Bedrohte eine neue Heimat
finden.
    Bis zur Stunde aber wußte außer Hellmark und seinen
Vertrauten niemand etwas über die rätselhafte, unsichtbare
Insel, die in einer Grabenzone zwischen Hawaii und den Galapagos lag
und auf der ewiger Frühling herrschte.
    Carminia sah sich um. Direkt vor ihr ragte der weiße,
steinerne Thron aus der obersten Reihe, welche die Treppenpyramide
abschloß, auf der die in auffallend kostbaren Gewändern
gekleideten Skelette saßen. Die Toten auf den Thronen
erschreckten sie nicht. Für sie waren sie ein Symbol des Werdens
und Vergehens. Die Persönlichkeiten, die in einer fernen Zeit
hier ihre letzte Ruhestätte fanden, hatten den Tod
überwunden. Sie hatten ihre Körper abgelegt und
zurückgelassen und waren eingegangen in ein Reich, in dem sie zu
reinen Geistwesen wurden. In diesem Reich – so hatte Hellmark
erfahren – existierte keine Zeit mehr.
    Die Brasilianerin erkannte mit einem Blick auf den neben dem Thron
Hellmarks stehenden Tisch, daß Björn auf keinen Fall
zurück sein konnte.
    Das Schwert des Toten Gottes, das einst auf dem fernen,
versunkenen Xantilon von einem großen Meister geschmiedet
wurde, fehlte. Wenn Hellmark auf Marlos weilte, brachte er das
kostbare Stück, das er im Kampf gegen die Dämonen schon
mehr als einmal erfolgreich eingesetzt hatte, hierher, wo er auch das
Buch der Gesetze, den Trank der Siaris und seine Trophäen, die
Augen des Schwarzen Manja, aufbewahrte.
    Sie zuckte die Achseln, seufzte und meinte, zu sich selbst:
»So wird man langsam alt. Jetzt höre ich schon die
Flöhe husten.«
    Aber sie konnte beschwören, das knackende Geräusch
gehört zu haben, das sich anhörte, als ob leise eine
Tür ins Schloß gedrückt würde.
    Aber es konnte auch ebensogut ein Knacken im Mauerwerk oder in der
Dachhaut gewesen sein. Ihre Gedanken, ganz auf Björn und die
Freunde gerichtet, hatten aber daraus dann etwas anderes gemacht.
    Sie ging wieder nach oben und legte sich ins Bett, fand aber
keinen Schlaf. Im Morgengrauen schließlich fiel sie in einen
leichten, von zahllosen unzusammenhängenden Träumen
unterbrochenen Schlaf, der ihr keine Erholung schenkte.
    Als Carminia aufwachte, fühlte sie sich wie
gerädert.
    Sie betrachtete im Spiegel ihre gerade in den Augenwinkeln
zerknitterte Haut.
    Carminia machte sich Sorgen um die Freunde, und sie erkannte,
daß es besser gewesen wäre, darauf zu bestehen, ebenfalls
an der Reise teilzunehmen. Aber das hatte Björn – wohl aus
gutem Grund, da er wußte, was sich alles ereignen konnte –
nicht zugelassen.
     
    *
     
    Sie wäre weniger besorgt gewesen, hätte sie jetzt einen
Blick in die Vergangenheit werfen können.
    Das Zeitschiff Arsons, das auf vierzehntausend Jahre vor der
Zeitrechnung der Gegenwart programmiert war, kam an Ort und Stelle
an.
    Der Mann mit der Silberhaut, der mit dieser Reise eigene
Interessen verfolgte, wußte sehr wohl um die Geheimnisse von
Raum und Zeit. Er hatte viele Zeitalter bereist und seine Erfahrungen
gesammelt. Das Zeitschiff, das sowohl auf eine hochwertige Elektronik
als auch auf den Gedankenreichtum seines Steuermannes einging,
landete programmgemäß abseits des Ziels in einem
hügeligen Gelände, an etwas überhöhter Stelle, so
daß man von hier aus die im Tal liegende, fremde Stadt sehen
konnte.
    Auf den runden Schirmen, die wie die Glieder einer Kette
nebeneinander
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