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Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Macabros 026: Elixier der Verdammnis

Titel: Macabros 026: Elixier der Verdammnis
Autoren: Dan Shocker
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Mannes.
    Wie einen gespenstischen Schemen sah sie ihn hinter einem der
klobigen Tische hantieren. Er beobachtete mit glänzenden Augen
die Retorten, schlug in modrig riechenden Büchern nach und gab
neue Substanzen in die Kolben und Reagenzgläser. Flackernder
Feuerschein hüllte die Glaskolben ein. Violette Schatten tanzten
in den Reagenzgläsern. In dem Behälter, der genau in ihrem
Blickfeld lag, entstand neue Bewegung und bildete sich eine Gestalt.
Ein Mensch kniete darin. Eine Frau!
    Sheila Martens stöhnte leise. Diese Frau – war sie,
eingesperrt in ein überdimensionales Reagenzglas. Sie trommelte
wie wild gegen die dicke Glaswandung, schrie wie von Sinnen und
wußte plötzlich, was aus ihr werden sollte…
    »Wir dürfen hier keine Sekunde länger mehr
verweilen!« gellte der Schrei in ihrem Bewußtsein auf, und
sie war der Meinung, sie würde die Worte hinausbrüllen.
»Die Geister, die aus der Nacht kommen, Donovan – sie
werden uns hier behalten und vernichten!«
    Scheußliche Gedanken und Stimmungen strömten auf sie
ein.
    Die Forschergestalt hinter dem Glasgestänge starrte sie an.
Der Mann führte ein Reagenzglas zum Mund. Sein Gesicht
veränderte sich blitzartig.
    Die eine Hälfte überwucherte mit Haaren und nahm einen
bestienhaften Ausdruck an. Der Kopf spaltete sich in der Mitte, der
weiße Kittel und das Hemd über der Brust des sich
verändernden Fremden platzte auf. Die Brusthälfte war jetzt
dicht behaart und erinnerte an das Fell eines Tieres.
    Die dunklen Augen in dem gespaltenen Kopf glühten wie Kohlen
und ließen Sheila Martens nicht los.
    »Donovan! Wir müssen raus hier! Er wird uns behalten.
Seine Macht wird in der Nacht noch stärker – um Gottes
willen, laß die Kerzen nicht verlöschen! Die Dunkelheit
wird uns verschlingen wie ein Ungeheuer und…«
    Sie riß den Kopf herum und löste sich mit
übermenschlicher Kraftanstrengung aus dem Bann, der immer mehr
Besitz von ihr zu ergreifen drohte.
    Da fuhr der eisige Wind hart durch das geisterhafte, unheimliche
Labor und löschte alle fünf Kerzen auf einmal!
     
    *
     
    »Donovaaan!« Schrecklich und laut hörte sich ihr
Aufschrei an. Sie wirbelte herum. »Schnell! Sie müssen die
Kerzen wieder anzünden! In der Dunkelheit sind wir
verloren!«
    Sheila hörte ihn atmen, als kämpfe er gegen jemand. Sein
Anzug raschelte. Er suchte mit fahrigen Fingern nach seinen
Zündhölzern. Endlich riß er eins an. Bradley
taumelte, als erhalte er einen Stoß gegen die Brust.
    Sein Gesicht war totenbleich.
    Sheila Martens’ Atem flog. Sie spürte die magische
furchtbare Veränderung, die in der Atmosphäre dieses
schrecklichen Labors lag. Aus allen Ritzen und Löchern des
Mauerwerks schienen plötzlich die Gedanken und Gefühle
derjenigen zu kriechen, die hier dem Unbekannten als Versuchsmaterial
gedient hatten.
    Das Rascheln in der nachtschwarzen Dunkelheit wurde mit einem Mal
so stark, daß Sheila glaubte, vor Angst vergehen zu
müssen. Tausend winzige Beine gleichzeitig schienen zu laufen.
Hektische, von Angst und Tod gezeichnete Gesichter glommen wie
verzerrte Kugeln vor ihr auf. Gesichter, die nur sie sah. Gesichter
von Frauen, immer wieder junge und schöne Frauen…
    Da flammte die erste Kerze auf, die zweite, die dritte…
    »Gott sei Dank!« entfuhr es dem Medium. »Geschafft!
Aber nun nichts wie raus hier, Donovan! Wir hätten keine Sekunde
länger in dieser gefährlichen Finsternis verbringen
können, ohne Schaden an Leib und Seele zu nehmen. Ich
erkläre Ihnen alles oben! Dann können Sie…«
Abrupt brach sie ab.
    Sie sah Donovan Bradleys Augen – und wurde starr wie ein
Stock.
    »Neeeiiin!« schrie sie gellend.
    Diese Augen! Sie glühten dunkel wie Kohlen und blickten
gierig – und wissend. Es waren die Augen des Mannes, den sie am
Experimentiertisch beobachtet hatte.
    Das Schreckliche, Unbekannte, Unsichtbare, das hier lauerte, hatte
von Donovan Bradley Besitz ergriffen!
     
    *
     
    Sie mußte fliehen! Nur dieser eine Gedanke erfüllte sie
in dieser Sekunde.
    »Das wird dir nicht gelingen!« sagte Donovan Bradley
heiser.
    Er konnte ihre Gedanken lesen?!
    »Du wirst hierbleiben, bei mir, denn ich brauche dich!«
Sheila erschauerte, als er das sagte. Wie durch Zauberei hielt er
plötzlich das lange, scharfe Messer in der Hand, das er wohl von
einem der Arbeitstische genommen hatte, auf dem zahlreiche andere
blitzende Instrumente lagen, über deren Gebrauch sie sich nicht
im klaren war. Bradley riß Sheila Martens mit harter Hand
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