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Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Titel: Macabros 023: Gefangen im Totenmaar
Autoren: Dan Shocker
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Beste Exportqualität aus Frankreich. Einen derart
feinen Tropfen kriegt man nicht jeden Tag. Nutzen Sie das
aus!«
    »Eben weil es ein so hervorragender Champagner ist,
genieße ich ihn desto bewußter.«
    Paul Gerauer beugte seinen quadratischen Schädel ein wenig
nach vorn. »Ich will, daß Sie einen Schwips bekommen,
Czernin. So ein Stöffchen löst die Zunge. Da habe ich noch
immer die Hoffnung, daß Sie gesprächiger
werden…« Er wollte noch etwas hinzufügen,
unterließ es aber. Oben auf der Treppe tauchten zwei Damen in
langen Kleidern auf.
    »Das ist ein Abend zum Feiern, Paul«, rief die
größere Dunkelhaarige. Ein gewagter Ausschnitt legte
Erfreuliches bloß. »Ihr steht da rum wie die
Ölgötzen und führt ellenlange Gespräche.«
Die Sprecherin warf einen Blick auf ihre Armbanduhr mit einem
schmalen brillantenbesetzten Weißgoldband. »In einer
halben Stunde ist Mitternacht. Du hast noch nicht einmal mit mir
getanzt, ist dir das klar?«
    Paul Gerauer winkte mit beruhigender Geste ab. »Bei rund
fünfzig Damen, Charlotte, ist es ein bißchen schwierig,
alle vor Mitternacht zu bedienen.«
    Die Angesprochene lachte hell auf und nahm einen Schluck aus ihrem
Glas. Den Rest des goldenen Champagners kippte sie kichernd über
die Brüstung der Galerie. Unten vor dem Treppenbogen stand eine
steinerne Statue, eine Art Venus, mit üppigen Brüsten und
klassisch geformten Beinen, die im Verhältnis zum Körper
wohlproportioniert waren. Die Statue hatte ein Gesicht. Lieblich und
verträumt war der Ausdruck. In der Rechten hielt die steinerne
Schöne eine flache Schale, in der ein farbenprächtiges
Blumenarrangement steckte.
    Man erzählte sich, daß ein Bildhauer, mit dem Gerauer
befreundet war und der heute abend ebenfalls an der Party teilnahm,
eine von den Lieblingsfreundinnen des Juweliers auf diese Weise
verewigt hatte.
    Champagner fiel in die Blüten, das kostbare Naß hing
daran wie Tautropfen.
    »Stell dir vor, es wäre Salzsäure«, meinte die
junge Dame mit dem Dekolleté. »Dann wären die
schönen Blümchen jetzt hin. Ich kann mir das direkt
illustriert vorstellen. Die liebliche Venus mit ein paar
ausgefransten Blüten in der Blumenschale.« Sie kicherte.
Man merkte ihr an, daß sie mehr als ein Glas Champagner
getrunken hatte. »Nun komm schon. Paul! Herr Czernin – wie
ist es mit Ihnen? Sie sind auch dauernd verschwunden.«
    Czernin lächelte süßsauer. Er war perfekt
gekleidet, machte einen scheuen Eindruck und schien irgendwie nicht
in diese fröhliche Umgebung zu passen. Er war ständig in
Gedanken, etwas beschäftigte ihn. »Das Haus ist so
groß, gnädige Frau, daß man sich darin verlaufen
kann.«
    »Wie war’s mit einem Tänzchen?« fragte die
andere Dame, die einen Kopf kleiner war, einen kurzen Haarschnitt und
ein trägerloses Kleid trug. Ihre samtene, weiche Haut in
nahtloser Bräune deutete darauf hin, daß die Besucherin
gerade erst von einem längeren FKK-Urlaub in Jugoslawien oder
Korsika zurück war.
    »Gern. In ein paar Minuten. Ich wollte eigentlich einen
kleinen Spaziergang durch den Park machen. Herr Gerauer hat mich hier
unten abgefangen.«
    »Wollte er mit Ihnen ein Geschäft tätigen?«
reagierte die silberhelle Stimme der Dunkelblonden. »Ich traue
ihm das alles zu. Selbst wenn’s ums Vergnügen geht, kann er
sich von geschäftlichen Dingen nicht loseisen.«
    Alle lachten.
    Paul Gerauer stieg die breiten Marmorstufen hinauf. Der dicke,
rote Teppich schluckte seine Schritte, man hörte keinen
Laut.
    Oben wurde er von den beiden Damen in Empfang genommen. Gerauer
hakte sich bei ihnen ein.
    Unten aus dem Keller kam ein Pärchen, verließ durch die
breite Holztür die Halle und ging hinaus in den gepflegten Park.
Die großzügige Terrasse war von den bunten Lichtern der
Lampions erhellt. Die Spazierwege waren mit kleinen rotglühenden
Stäben markiert.
    Alles war sehr geschickt und einfallsreich gemacht. Für
solche Dinge hatte Gerauer eine Schwäche.
    Aus allen Himmelsrichtungen waren die Geladenen gekommen. Manche
hatten einen Anreiseweg von zweihundertfünfzig Kilometern hinter
sich. Es war Samstag. Die meisten würden bis Sonntag früh
durchfeiern und dann auch hier im Haus bleiben, um ihren Rausch
auszuschlafen. Zwar standen nicht für alle hundert Personen
Betten zur Verfügung, aber Notliegen und Matratzen waren
herbeigeschafft und in die oberen Räume des riesigen Hauses
transportiert worden. Außerdem hatte Paul Gerauer sich bereit
erklärt, in seinem superbreiten
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