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Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Titel: Macabros 023: Gefangen im Totenmaar
Autoren: Dan Shocker
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Bett, das nach eigenen Angaben
extra für ihn von einer großen Firma angefertigt wurde,
mindestens fünf Gäste zu übernehmen. So wurden
fünf Schlafplätze schlagartig frei. Er hatte sich
allerdings auserbeten, daß dieser Schlafraum nur fünf
Damen zur Verfügung stehe.
    Gerauer war ein merkwürdiger Mensch. So richtig klar mit dem
Charakter des anderen wurde Rudi Czernin nicht.
    Er kannte den Juwelier auch nur flüchtig. Vor Jahren machte
der Mann Urlaub am Wörther See, nur eine Steinwurfweite von
Czernins Haus entfernt. Die hervorragende Lage des Czerninschen
Hauses reizte den Wiener ungemein, und eines Tages sprach er dort vor
und sagte klipp und klar, daß er das Haus gerne kaufen wolle.
Czernin liebte die Umgebung und die Geräumigkeit des Hauses,
obwohl er selbst sehr bescheiden lebte und praktisch für sich
nur drei Räume benötigte. Eine eigene kleine Wohnung
gehörte einer alleinstehenden älteren Frau, die ihm den
Haushalt führte und sich um alles kümmerte.
    Czernin hatte nie geheiratet.
    Alle Räume des Hauses am Wörther See erinnerten an ein
Museum. Seltene Steine und andere erdgeschichtliche Funde waren dort
fein säuberlich in Regalen und Glaskästen untergebracht,
numeriert und katalogisiert.
    Czernin sah keinen Grund, sich von seinem Besitz zu trennen. Paul
Gerauer wollte ein gutflorierendes Hotel daraus machen.
    Bei diesem Gespräch hatten sie sich kennengelernt. Czernin
lehnte ab, aber Gerauer hoffte noch immer, eines Tages eine Zusage zu
erhalten…
    Rudi Czernin stellte sein leeres Glas auf eine marmorne
Fensterbank und ging dann hinaus in die Nacht. Die Luft war kühl
und erfrischend.
    Durch den alten Baumbestand wurden die Straßengeräusche
ferngehalten. Ein leises Raunen erfüllte die Nacht.
    In der großen Villa ging es hoch her. Sämtliche Fenster
waren erleuchtet, viele geöffnet. Wie Schattenrisse zeichneten
sich die Silhouetten der Gäste ab.
    Czernin atmete tief durch. Die Ruhe im Park tat ihm wohl. Er kam
an einer Bank vorbei. Ein Pärchen saß darauf. Sie
wechselten ein paar Scherzworte mit dem einsamen Spaziergänger
und fragten ihn, ob er eine lauschige Ecke suche oder sich von der
Schlacht am kalten Büfett erholen wolle.
    Czernin gab, wie er glaubte, eine witzige Antwort und ging
weiter.
    Seltsam, daß er immer wieder die Einsamkeit suchte. Dabei
war er ein ganz anderer Mensch. Er liebte Geselligkeit und Kontakte.
Nur nicht allein sein…
    Das hatte sich geändert.
    Plötzlich war die Angst wieder da, und Czernin stand wie
erstarrt.
    Das Fremde war ganz in der Nähe! Schon lange hatte er es
nicht mehr so intensiv gespürt.
    Er wurde beobachtet! Ein eiskalter Schauer jagte ihm über den
Rücken.
    Blitzschnell wirbelte er herum.
     
    *
     
    Die Bäume schienen plötzlich von geisterhaftem Leben
erfüllt.
    Alle Schatten begannen zu kreisen, rundum geriet alles in
Bewegung, und der sternenübersäte Nachthimmel schien auf
ihn herabzufallen.
    Rudi Czernin taumelte nach vorn.
    »Hilfe!« gurgelte er kraftlos. Ein Schwächeanfall
packte ihn.
    Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, wankte auf eine uralte
Eiche zu und stützte sich.
    Wie durch einen dichten, wogenden Schleier sah er zwei Gestalten
auf sich zukommen.
    Das Pärchen, das auf der Bank gesessen hatte? Rudi Czernin
konnte es nicht genau erkennen. Nur schemenhaft waren die Umrisse der
beiden Menschen wahrzunehmen.
    Er öffnete den Mund und wollte schreien. Nur ein heiseres
Krächzen kam über seine Lippen.
    »Helft… mir… bitte!«
    Er griff nach vorn. Die Gestalten kamen ihm so nahe vor. Seine
Hand stieß ins Leere, und er stürzte der Länge nach
auf den weichen Boden.
    Der junge Mann und seine Begleiterin bemerkten ihn zu spät.
Als er schon fiel, wollte Joachim Tenner noch den Sturz verhindern.
Er schaffte es nicht mehr.
    Seine Begleiterin schrie erschrocken auf. »Was ist denn jetzt
passiert?« Sie lief auf den Freund zu, der neben dem
Gestürzten in die Hocke gegangen war.
    »Wahrscheinlich hat er zu tief ins Glas geschaut«,
meinte Tenner. Sein dunkles Haar duftete nach Pomade. »Hier
draußen in der Luft hat es ihn dann umgehauen.«
    Er drehte Czernin langsam auf den Rücken. Der Geologe hatte
sich das Gesicht aufgeschlagen. Schürfwunden an den Backen- und
Stirnknochen. Sein Gesicht war mit krumiger Erde bedeckt.
    Tenner tupfte mit einem sauberen Taschentuch vorsichtig das
Gesicht ab.
    Der Gast vom Wörther See atmete flach. Seine Augenlider
zuckten.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte der junge Mann, als
er
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