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Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Titel: Macabros 023: Gefangen im Totenmaar
Autoren: Dan Shocker
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Stein.
    Der Weg zurück? Aber wie? Als sie draußen waren, sahen
sie, daß der Spalt über den nadelspitzen, bizarren Bergen
sich geschlossen hatte. Ein großer Schatten schwebte über
der Stelle, durch die die Gegner in die Welt der Daiss eingedrungen
waren. Ein Vogel mit mächtigen Schwingen und schwarz wie die
Nacht, segelte dort im Wind und ließ sich von der Luft tragen.
Er war zu weit entfernt, als daß man Einzelheiten von ihm
hätte wahrnehmen können.
    Doch Björn wußte: das war der Schwarze Manja, der
rätselhafte heilige Vogel, dessen sieben Augen von so
großer Bedeutung für ihn in der Gegenwart der anderen
Welt, aus der er kam, waren.
    Die Menschen aus Atamia jubelten. Sie tanzten und stimmten frohe
Gesänge an, daß die orangefarbene Wüstenluft
widerhallte von sphärischen Klängen. Eine junge Frau
pflückte eine Blüte und drückte sie Hellmark in die
Hand. Kleine, buntschillernde Vögel und Schmetterlinge tanzten
über den Blütengärten, und einer dieser Schmetterlinge
flog der Blüte nach, die Hellmark in der Hand hielt, als wolle
er auf den Nektar dieser Blume nicht verzichten.
    Der Schmetterling schwebte heran, leicht wie eine Feder und setzte
sich auf Hellmarks Handrücken.
    Mehrere Sekunden lang saß er reglos da. Wunderbare Farben
schillerten auf seinen halbtransparenten Flügeln Farben von nie
gesehener Leuchtkraft.
    Björn hielt den Atem an.
    »Bailea?« murmelte er dann und nannte den Namen so
leise, daß keiner der Umstehenden, die von den glücklichen
Menschen aus Atamia umarmt und mit Blumen und Blüten
bekränzt wurden, etwas davon hörte.
    Und er dachte daran, daß Bailea ihre Reinkarnation erlebt
hatte. In seiner Welt, in seiner Zeit. Wenn er nach Hause kam, trug
er ein Geheimnis mehr im Herzen, denn er wußte: in Carminia
Brado, der Frau, die er über alles liebte, hatten sich Seele,
Körper und Geist der geliebten Bailea wieder vereint.
     
    *
     
    »Ich kann mir denken, was jetzt in dir vorgeht«, sagte
Rani Mahay, als er dem Schmetterling nachblickte, der von seiner Hand
aufstieg. Der Inder aber glaubte, Björn würde hinauf
blicken zu dem Schwarzen Manja, der noch immer seine großen,
lautlosen Kreise zog. »Am liebsten möchtest du ihn da
herunter holen und ihm die Augen auskratzen, wie?« Rani
wußte um die Wichtigkeit der Manja-Auge für Hellmarks
Mission.
    Der Freund schüttelte den Kopf. »Die Augen des lebenden
Manja nützen mir nichts. Dieser heilige Vogel ist die Garantie
für das Glück und den Frieden dieser Welt. Ich bin auf der
Suche nach den Augen eines toten Manja. Das ist etwas ganz
anderes.«
    Sie gingen zu der Kugel aus schimmerndem Lacht.
    Erst jetzt fand Björn die Zeit, sich bei dem so
plötzlich aufgetauchten Arson für sein Eingreifen zu
bedanken.
    Der lächelte, aber es war kein glückliches Lächeln.
Irgend etwas bedrückte ihn. »Ich kann nicht sagen,
daß ich zufällig hier vorbei kam«, sagte er leise.
»Ich bin auf der Suche und durchstreife die Räume und
Zeiten nach den Dämonen, die das Leben der Menschen in allen
Zeiten und Räumen bedrohen. Aber da ist noch mehr, viel
mehr…« Es klang traurig, wie er das sagte, aber er sprach
nicht weiter.
    »Es ist das zweite Mal, daß sich unsere Wege
kreuzen«, bemerkte Hellmark. In den Blutgärten von Sodom
hatte ihre erste Begegnung stattgefunden.
    »Es wird auch ein drittes Mal geben«, sagte Arson,
geheimnisvoll lächelnd und mit einer einladenden Geste auf das
Zeitschiff deutend, in dem sich lautlos und wie durch Zauberhand eine
Öffnung bildete, durch die sie gingen. »Wer die Gegenwart
verstehen und die Zukunft meistern will, muß die Vergangenheit
kennen, um die Fehler der Alten nicht zu wiederholen.«
    Mahay grinste breit. »Das müßten unsere Politiker
hören«, warf er ein. »Mir gefällt, was Sie da
gesagt haben. Unsere Zeit erinnert mich daran, daß viele nichts
aus Vergangenem gelernt haben.«
    Die Worte, die Arson, der Mann mit der Silberhaut, aussprach,
sollten noch von viel größerer Bedeutung werden, als sie
alle in diesem Moment ahnten.
    ENDE
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