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Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers

Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers

Titel: Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers
Autoren: Dan Shocker
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rollte es auseinander.
    Der rote Scheinwerfer war auf seinen Oberkörper gerichtet.
Man konnte jede Bewegung seiner Finger und sein Gesicht genau
sehen.
    Ein harter Zug lag um die schmalen Lippen des Magiers, in seinen
Augen glitzerte es wie Eis.
    Er las vor. Seine klare Stimme hallte durch den großen,
dunklen Saal.
    »Ich wünsche mir ein Tahitimädchen, vierundzwanzig
Jahre alt, und sie soll nicht mehr als einen Lendenschurz
tragen.«
    Alles lachte.
    Abraxas blickte in den dunklen Zuschauerraum.
    »Ein ausgefallener Wunsch! Ich gehe sicher nicht fehl in der
Annahme, daß der Schreiber männlichen Geschlechts
ist.«
    Erneutes Lachen.
    »Nun, welcher Herr war es? Ich möchte bevor ich zu
seinem Wunsch komme, gern eine Frage an ihn richten.«
    In der fünfzehnten Reihe erhob sich ein untersetzter,
jüngerer Mann.
    Sofort schwenkte der Scheinwerfer herum und tastete sich wie ein
riesiger Finger in die Dunkelheit. Die rote Farbe verschwand, und
helles Licht gleißte auf. Der Mann war nun deutlich zu sehen.
Er hatte borstiges Haar, eine kleine, spitze Nase, Pausbacken wie ein
Baby und strahlte übers ganze Gesicht.
    Björn Hellmark schätzte ihn auf Anfang dreißig.
Dieser Besucher machte ihm den Eindruck, daß er zu Scherzen
aufgelegt sei, was er durch seinen Wunsch auch eindeutig zum Ausdruck
gebracht hatte.
    Um Abraxas’ Lippen zuckte es. »Eine Frage, Sir: Haben
wir uns schon jemals irgendwann und irgendwo getroffen?«
    »Nein!«
    »Würden Sie bitte den anwesenden Herrschaften
bestätigen, daß dieser Text von Ihnen erst vor wenigen
Augenblicken geschrieben wurde, daß wir uns zuvor nicht
abgesprochen haben und das in Ihrem – wie in meinem Leben –
die ersten Worte sind, die wir miteinander wechseln?«
    »Ja. Ich kann bestätigen, daß es so ist.«
    »Würden Sie mir bitte noch Ihren Namen sagen?«
    »Jake Fuller.«
    »Sie stammen aus London, Mister Fuller?«
    »Nein. Ich bin hier zu Besuch. Bei Freunden. Ich lebe in
Hull.«
    Alles klang echt und überzeugend. Nur die wenigsten glaubten,
daß es doch eine geheime Absprache zwischen Fuller und dem
Zauberkünstler gab.
    Aber wie sollte das geschehen sein?
    Sie alle hatten gesehen, daß die Dinge vor aller Augen sich
abspielten, daß der Behälter zuvor leer gewesen war und
die Blondine dabei gestanden hatte, als der Magier die Rolle
herausnahm.
    »Ein Tahitimädchen, Mister Fuller? Sie bestehen darauf?
In der von Ihnen angegebenen Form?«
    »Hm, nun ja, wenn Sie einen BH trägt, dann macht’s
auch nichts.«
    Die Zuschauer lachten. Einige wischten sich die Tränen aus
den Augen. Die Schau, die hier unfreiwillig abgezogen wurde,
amüsierte.
    Björn Hellmark konnte sich der allgemeinen Heiterkeit
ebenfalls nicht entziehen. Er war gespannt, wie Abraxas das gestellte
Problem löste.
    Die Bühne war wieder leer.
    Der Mitarbeiter des Zauberkünstlers war in der Dunkelheit der
Kulisse untergetaucht, und die Blondine mit den aufregenden Formen
trippelte durch die Stuhlreihen und nahm ihren Platz wieder ein.
    Abraxas spreizte in beschwörender Manier die Hände.
    Feuerkugeln schwirrten auf der Bühne bin und her, als
würden sie an unsichtbaren Fäden gezogen.
    Flammenzungen leckten über seinen Körper und
hüllten ihn ein. In dem flackernden Licht- und Schattenspiel sah
er aus wie der leibhaftige Satan. Sein Gesicht glühte, hart
wirkten die Schatten auf seinem ausdrucksstarken, energischen
Gesicht.
    Mit dem Feuer hatte er es überhaupt gern zu tun.
    Die Funken sprangen knisternd über, und man fühlte die
Wärme, die einem von der Bühne entgegenschlug, und
besonders die Zuschauer in den ersten Reihen spürten und
irritierten. Bei diesem Feuerwerk müßte normalerweise ein
Brand ausbrechen, aber nichts geschah. Die Illusionen, die Abraxas
vermittelte, waren perfekt.
    Der Magier hob die Arme und breitete sie aus, als wolle er den
flackernden, unterhalb der schwarzen Drapierung glühenden
Flammenhimmel herunterreißen.
    »Ich werde es rufen, Ihr Mädchen aus Tahiti, Mister
Fuller. Und sie wird so sein, wie Sie sie sich gewünscht
haben.«
    Alle starrten gespannt nach vorn.
     
    *
     
    Moorea war eine der kleinen verträumten Inseln in der
Südsee mit weißem Strand, Palmen und einem herrlichen
Sonnenmorgen.
    Pierre Carnol hatte nicht geglaubt, daß es so etwas gab.
    Diese Nacht war wie ein Traum.
    Seit drei Tagen befand er sich auf der Insel, und er wähnte
sich im Paradies. Er hatte für diese Reise seit Jahren gespart
und sich jeden anderen Wunsch versagt, um die
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