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Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Titel: Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom
Autoren: Dan Shocker
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Recherchen
auf.
    Er sprach mit dem Portier an der Rezeption und zeigte ihm ein
Bild. »Kennen Sie diesen Mann?« Es handelte sich um eine
Aufnahme Watkins’, die kurz vor seiner Abreise nach den
Philippinen gemacht worden war.
    »Irgendwie kommt er mir bekannt vor, Sir.«
    »Sein Name ist Watkins, Professor Donovan Watkins.«
    Der andere lauschte und wiederholte den Namen, als müsse er
ihn sich einprägen. Dann tippte er sich leicht gegen die Stirn.
»Ja, jetzt erinnere ich mich. Richtig! Er war unser Gast, aber
das ist schon eine Zeitlang her.«
    Das Personen- und Namensgedächtnis des Mannes war beachtlich,
wenn man bedachte, daß er täglich Hunderte von Namen
hörte und Hunderte von neuen Gesichtern sah. Garry Blish hatte
absichtlich verschwiegen, daß Watkins seinerzeit mit seiner
Tochter angereist war. Auf diese Weise hatte er eine Kontrolle
darüber, ob der andere wirklich wußte, worüber er
sprach.
    Er entsann sich, daß Watkins vor ungefähr zwei oder
zweieinhalb Jahren hiergewesen war.
    Der Eintrag fand sich in dem betreffenden Buch. »Ja, da
steht’s. In seiner Begleitung befand sich seine Tochter. Sie
hatten die Zimmer hundertsiebzehn und hundertachtzehn.«
    »Beabsichtigten der Professor und seine Tochter lange zu
bleiben?« erkundigte sich Blish.
    »Eingetragen sind fünf Tage. Die waren vorbestellt. Die
Gäste blieben die ganze Zeit hier.«
    »Hatte Professor Watkins in dieser Zeit öfters
Besuch?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Aber nach dieser
langen Zeit kann ich das natürlich nicht mehr mit absoluter
Sicherheit sagen.« Der Philippine hinter dem Tresen zuckte
bedauernd die Achseln. »Er wollte auf eine der Inseln. Er trieb
Studien. Daran erinnere ich mich noch. Aber, Moment mal, da
fällt mir noch etwas ein, Sir. Er fragte, an wen er sich am
besten wenden könne, der bereit sei, ihn und seine Tochter auf
die Inseln zu rudern und sie zu begleiten. Ich verwies ihn an
Ronquolli.«
    Theodoro Ronquolli war Fischer von Beruf. Er und seine drei
Söhne fuhren täglich hinaus. Was sie dem Meer entrissen,
reichte gerade zum Leben.
    Ronquolli war Mitte fünfzig, ein von Wind und Wetter
gegerbter Marin. Als Blish in das Haus des Fischers kam, empfing ihn
Ronquolli an der Tür und bat ihn herein. Er wurde zum Abendessen
eingeladen. Es gab getrockneten Fisch, als Vorspeise ein Salat aus
Bambussprößlingen.
    Ronquolli erinnerte sich noch an den Professor, der von dem
Portier aus dem Hotel Manila geschickt worden war. »Alfonso, das
ist der Portier, ist ein guter Freund unserer Familie. Ihm haben wir
es zu verdanken, daß wir unsere Fische regelmäßig an
das Hotel verkaufen können. Alfonso läßt mich auch
wissen, wenn mal besonders viel zu tun ist und Aushilfskräfte
benötigt werden, dann springt dabei recht oft eine hübsche
kleine Nebeneinnahme für meine Söhne oder Töchter
heraus. Als er Watkins zu mir schickte, glaubte er damals, uns einen
besonderen Gefallen zu tun. Aber das war nicht der Fall.«
    Ronquolli seufzte und leckte sich die Finger ab. »Man kann
nicht alles annehmen.«
    »Mit was für einem Wunsch wandte Professor Watkins sich
an Sie?«
    »Er wollte zu einer der Inseln gebracht werden.«
    »Erinnern Sie sich noch an den Namen der Insel?«
    »Ja…« Er zögerte.
    »Wie war er?«
    »Ich spreche diesen Namen nicht gern aus. Er bringt
Unglück.«
    Garry Blish war überrascht. Er schätzte Theodoro
Ronquolli als einen Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben
stand.
    »Hatten Sie Angst?«
    »Ja.«
    »Wegen der Rebellen?«
    »Auch.«
    Also gab es noch etwas! Blish blickte aufmerksam in die Runde.
Dunkle Augen beobachteten ihn. Außer dem Hausherrn und ihm
sprach sonst niemand ein Wort.
    Im stillen fragte Blish sich, ob George Retcliff sich die
Mühe gemacht hatte, den Dingen wirklich so gründlich
nachgegangen zu sein, wie er stets behauptet hatte.
    Retcliff hatte Blishs Meinung nach, überhaupt nicht
recherchiert! Er hatte davon gehört, daß Watkins nach Kuan
wollte – und fuhr dorthin, um dessen Spuren aufzunehmen.
    Aber das war nicht genug…
    Was war dem Weg nach Kuan vorausgegangen? Vielleicht war vor der
Ankunft auf Kuan, die noch gar nicht so sicher war, wie es Blish
schien, eine Entscheidung getroffen worden oder vielleicht war ein
Ereignis eingetreten, das Retcliff nicht beachtet hatte, weil er sich
nicht bemühte, darüber Nachforschungen anzustellen.
    »Sie haben ihn also nicht nach…« Blish ertappte
sich dabei, daß er den Namen »Kuan« aussprechen
wollte, sich im letzten
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