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Lyon - A.M.O.R. 01

Lyon - A.M.O.R. 01

Titel: Lyon - A.M.O.R. 01
Autoren: S Madea
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Verunsicherung breitete sich unangenehm aus, weil sie sich nicht beruhigte und immer noch zitterte.
    „Hör mal …“ Sie zuckte zusammen. Er ging einen Schritt rückwärts. Warum er sie nicht sofort als Amorphin identifiziert hatte, leuchtete ihm ein. Der Tiefschlaf schwächte seine Sinne ebenso wie die unzureichende Ernährung. Aber er würde ihr niemals etwas antun. Weshalb war ihr das nicht klar? Sie befand sich längst in einem Alter, in dem sie aufgeklärt worden sein müsste.
    „Spürst du deine Veränderung schon?“
    Sie schien ihn nicht gehört zu haben, denn sie musste doch wissen, dass sie dem König zu antworten hatte. Furcht strömte ihr aus jeder Pore, dennoch streckte sie den Rücken und atmete tief durch. Gleich würde sie sich umdrehen. Vielleicht wusste sie von ihren Eltern noch nicht alles über ihre Sitten und Bräuche und er sollte zurückhaltender sein mit dem, was er sagte. Er erwog für einen Augenblick, sich hinter Zweige zurückzuziehen, als ihm einfiel, dass Menschen sein wahres Antlitz nicht sehen konnten, wenn er es nicht beabsichtigte. Und sie war eindeutig noch menschlich. Seine entstellte Gesichtshälfte würde ihr also keinen zusätzlichen Schrecken einjagen, weil sie nur sah, was er zeigte. Einen durchschnittlich gebauten, gewöhnlichen Mann Mitte bis Ende dreißig.
    Sie wandte sich um und blickte ihm in die Augen.
    Eine sinnliche Gefühlswelle holte ihn fast von den Beinen. Er wollte zurückweichen, verharrte aber in der Unfähigkeit, sich zu rühren. Ihre dunkelblauen Iris glänzten vor Panik, trotzdem musterte sie ihn. Dieses zierliche Geschöpf gab sich, als wüsste sie tatsächlich nicht, wer sie war und vor allem, wer er war. Sein Gefühl suggerierte ihm, er musste bei ihr bleiben, sie beschützen und ihr beistehen. Mutierte sie, war es lebensnotwendig, einen Amorphen zur Seite stehen zu haben. Doch sein Verstand weigerte sich heftigst, zu glauben, ein Amorph würde sein Kind im Stich lassen. Außerdem bestand nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass sie sich noch wandelte.
    Er sollte sich höflich und vor allem rasch verabschieden. Wenn er mit ihr entdeckt wurde, war der Frieden in Gefahr. Er durfte mit keinem Amorphen Kontakt haben. Lyon hob die Hand, um eine Verbeugung anzudeuten und zu verschwinden.
     

     
    Adina rollte sich reflexartig zu einer Kugel zusammen, die Arme über dem Kopf verschränkt. Wollte er sie schlagen? Ihr Puls raste. Fliehen schien sinnlos. Sie wartete, versuchte, ihre Panik zu unterdrücken, den Atem zu kontrollieren und stillzuhalten. Sie spürte, er war noch in der Nähe, obwohl sie seit einer Weile nur den Wind in den Zweigen hörte. Weshalb hatte er sie gerettet? Um ihr danach etwas anzutun? Und vor allem, wie hatte er ihren Sturz abfangen können? Die verwischten Bildsequenzen, die vor ihren Augen abliefen wie im Schnelldurchlauf, rafften ihr Herz zu einer schmerzhaft kleinen Faust. Sie musste sich zusammenreißen, durfte nicht die Nerven verlieren, musste sich der neuen Situation stellen.
    Leichter gedacht als getan. Ihr Verstand trichterte ihr hartnäckig ein, dass sie eigentlich tot sein müsste. Langsam hob sie den Kopf. Der mächtige Hüne lehnte mit einer Schulter an einem Baumstamm, hielt sich im Schatten des düsteren Waldes. Sein Furcht einflößendes Charisma wehte herüber, aber die Augen schienen nicht mehr rot zu glühen. Die Lederkleidung verlieh ihm zu seiner Statur eine aggressive Ausstrahlung. Körperlich unterlag sie ihm himmelhoch und ihr Gehirn strotzte vor Leere, ihr fiel nichts ein, wie sie sich aus der Lage befreien könnte. Sie zwängte ihre Stimme aus dem engen, rauen Hals. „Bitte tu mir nichts.“
    Es raschelte und sie zuckte zusammen. Kam er näher?
    „Du weißt wahrhaftig nicht, wer wir sind.“ Sein Tonfall klang traurig, fast resignierend.
    Adina versuchte verwirrt, den Kloß in ihrer Kehle hinunterzuwürgen. Genoss er das Katz-und-Maus-Spiel als Ouvertüre oder wollte er sie wirklich nicht anrühren? Er hielt Abstand, sprach mit ihr, wenn auch in Rätseln. Vielleicht hatte er sie aus Versehen auf den Boden geworfen, weil sie weggerannt war? Das war absurd. Eigentlich betrachtete sie Dinge rational. Aber dann hätte er sie in der Luft aufgefangen und es stand kein Mensch vor ihr. Bildete sie sich das alles ein, wollte er sie überfallen? Aber das passte zu seinem jetzigen Verhalten absolut nicht. Sie sollte versuchen, ihn dahingehend zu manipulieren, ihr kein Leid zuzufügen.
    Ihre Gedanken und
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