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Lyon - A.M.O.R. 01

Lyon - A.M.O.R. 01

Titel: Lyon - A.M.O.R. 01
Autoren: S Madea
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weiter geschürt. Bevor er sich im Fall in einen Mauersegler verwandelte, rissen ihm mächtige Krallen die linke Gesichtshälfte auf. Ein be i ßender Schmerz fuhr Lyon über die Wange, das magyce Gift entfachte seine teuflische Wirkung.
    Hinter sich hörte er einen Magycen rufen: „Der neue König der Amorphen hat die Tochter unseres Monarchen ermordet. Ergreift ihn! Tötet ihn!“

467 Jahre später – 3.9. 2012 - Maine, USA
     
    A
    dina Cyburn hielt vor dem letzten Steilstück inne und atmete tief durch. Der Septemberwind trug das Tosen der Brandung herauf, zerrte an ihrem Haar, kühlte ihre erhitzten Wangen. Wolkenberge verwehrten dem Mond, den engen Weg zu erleuchten, doch den steinigen Pfad zu den Felsklippen kannte sie von Kindesbeinen an. Sie würde den Aufstieg auch in völliger Dunkelheit bewältigen.
    Adina wartete dennoch einen Moment, bis der bläuliche Schimmer zur Erde drang, dann bezwang sie die aufragenden Felsen. Vor einem schmalen Plateau entledigte sie sich ihrer Schuhe und Socken und zog sich mit einem Klimmzug auf den höchsten, gleichsam den am steilsten abfallenden Punkt der Küste. Ihr Platz der Ruhe.
    Die Schattenspiele des Mondes und vorbeiziehender Wolken schlichen über den ebenen Findling. Adina setzte sich, schob die Füße an die Kante und legte die Zehen um sie. So hatte sie als kleines Mädchen oft hier gesessen und der wilden Weite ihre Geheimnisse anvertraut. Die Oberfläche des Felsbrockens war bizarr verwittert, er musste seit einer Unendlichkeit den Wetterverhältnissen trotzen, sich Sturm und Regen entgegenstellen und sich von der salzigen Luft und den wirbelnden Aufwinden vom Meer her formen lassen. Sie seufzte. Wie sehr hatte sie diese Stelle vermisst. Doch sie allein hatte vor Jahren die Entscheidung getroffen, das Kloster und ihre gewohnten Pfade zu verlassen, um sich in einer großen Stadt zu verwirklichen. New York schien ihr gerade groß genug. Adina verlangte sich stets viel ab, erwartete von sich immer das Beste. Sie würde die weiterführende Ausbildung zu ihrem Traumberuf als Neonatologin bald mit Bestnoten abschließen.
    Ihr Leben verlief wunderbar, bis sie vor einigen Wochen zum ersten Mal bemerkt hatte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Bei der Entbindung eines Frühchens hörte sie den schwachen Herzschlag des Ungeborenen bar jeglichen Hilfsmittels. Tage später legte sie ihre Brille auf den Nachttisch, weil sie ohne besser lesen konnte. Ein Gefühl gesellte sich zu den Phänomenen, als bekäme sie die Grippe. Sie hatte Mittelchen geschluckt und ihr Blut untersucht, ohne Ergebnis. Herzschmerzen versetzten sie schließlich in leichte Panik, und als die neuen Fähigkeiten sich verstärkten und ihren Körper regelrecht zu übernehmen schienen, ließ sie sich krankschreiben. Sie flüchtete an den einzigen Rückzugsort, an dem sie sich sicher fühlte, um herauszufinden, was mit ihr geschah – das Kloster, in dem sie aufgewachsen war.
    Adinas Blick wanderte über den Tannenwald hinter sich, der sich nicht bis zu ihrem Platz erstreckte, das dahinter liegende Land aber wie ein Moosteppich bedeckte. Sie sah vor sich gute vierzig Meter die schroffen Felsklippen hinab zu den aufgewühlten Wellen des Atlantiks, die Jahrtausende im Düsteren liegende Grotten gebildet hatten. Das Wasser glitzerte silbrig. Adina schlang die Arme um die Knie, als ein Frösteln sie erfasste. Sie wusste einfach nicht weiter. Sie wünschte sich, eine Beichte gegenüber der Weite des Meeres würde ebenso Gehör finden wie in einem Beichtstuhl. Sie brachte es nicht über sich, ihrem ehrerbietungswürdigen Prior Laughlin eine Silbe von dem zu offenbaren, was dreizehn Jahre nach ihrem Weggang in ihrem Leib und ihrem Geist ausgebrochen war. Das Schlimmste war, es verstärkte sich von Tag zu Tag.
    „Ich bin doch zurückgekommen.“ Ungestüme Windböen verschluckten ihr Wispern. „Ich habe alles abgebrochen, also nimm diesen Fluch von mir.“ Ihre Stimme brach. „Bitte.“
    Gedankenversunken sah sie den Mond-Schatten-Spielen auf dem Meer zu, grübelte, ob es eine Krankheit sein könnte, die sie veränderte, bis sie alarmiert den Kopf hob. Ein Schauder ergriff sie, ohne dass sie den Grund dafür erfasste. Sie wandte sich um, blinzelte in die im Zwielicht liegende Umgebung.
    Ein winziger Ruck ging durch sie hindurch. Adina hielt erschreckt die Luft an. Die schmale Plattform, auf der sie saß, bewegte sich. Der Felsbrocken musste sich über die Jahre hinweg gelockert haben. Sie spürte die
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