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Luzifers Kathedrale

Luzifers Kathedrale

Titel: Luzifers Kathedrale
Autoren: Jason Dark
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tat dies auch. Sie spürte sein Zittern. Er stand noch immer unter einem gewaltigen Druck, und Lena wusste, dass sie ihm jetzt helfen musste.
    »Wir beiden schaffen das, Julian, wir haben bisher alles geschafft und bringen auch das hinter uns.«
    »Es war so schrecklich«, flüsterte er. »Einfach grauenhaft. Du kannst es dir nicht vorstellen. Ich selbst bin wie vor den Kopf geschlagen. Noch immer denke ich darüber nach, ob ich geträumt habe oder nicht. Aber das war kein Traum. Ich war in der Kathedrale und habe das Monstrum gesehen, und ich sah das schreckliche Gesicht über der Kirche schweben. Zerrissen und blutig. Wie aus dem Jenseits kommend.«
    Lena ließ ihren Mann los. »Möchtest du einen Whisky?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Warte, ich hole ihn dir.«
    Lena trank selten Alkohol. Nur an besonderen Tagen. Und das hier war ein solcher, auch wenn es kein freudiges Ereignis zu feiern gab. Einen kleinen Schluck konnte sie vertragen. Er würde das schlechte Gefühl aus ihrem Magen vertreiben.
    Beide tranken. Sie schauten sich dabei in die Augen, bis Lena nickte und ihr Glas zur Seite stellte. »Es ist klar, dass sich jetzt einiges geändert hat, Julian. Wir haben ein völlig neues Muster in unser Leben bekommen, und wir wissen, dass wir jetzt was tun müssen. Wir können das nicht auf sich beruhen lassen.«
    »Ich weiß, Lena. Aber was willst du tun? Wie stark sind wir überhaupt als Menschen, um etwas gegen dieses Grauen unternehmen zu können? Wenn du die gesehen hättest, dann... dann... wäre dir nichts mehr eingefallen. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich am Leben bin. Das hätte auch leicht anders kommen können.«
    »Alles klar, Julian. Aber willst du es wirklich auf sich beruhen lassen?«
    »Glaubt mir jemand?«
    Lena zeigte sich entschlossen. »Ja, ich denke schon, dass man dir glauben wird. Du brauchst nur an die Kirche zu denken. Sie wird schon lange nicht mehr aufgesucht, und das hat seine Gründe. Wir wissen es beide.«
    Er nickte.
    »Und dann war da noch die Sache mit dem fremden Reporter, den man fand. Eingewickelt in Stacheldraht. Schrecklich getötet. Niemand hat das Verbrechen aufklären können.«
    »Weil die Menschen hier gemauert haben. Auch wir. Ian Warren stammte ja von der Insel.«
    »Hat er mit dir gesprochen?«
    »Nein.«
    »Wusstest du überhaupt, um was es ging?«
    Julian nickte. »Ja, das wusste ich, obwohl er es mir nicht gesagt hat. Du weißt ja, wie das ist. Bei uns spricht sich alles schnell herum. Die Leute haben davon gesprochen, dass er sich für die Kathedrale interessiert hat. Er wollte etwas herausfinden. Es gab nur keinen, der ihn unterstützt hätte.«
    »Ich weiß«, flüsterte Julian. »Die Menschen haben Angst. Die meisten kennen die Geschichte dieser Kirche, die eigentlich keine mehr ist. Kein normales Gotteshaus mehr. Da ist zu viel geschehen in der blutigen Vergangenheit. Das weißt du auch.«
    »Denkst du an die Verbrechen?«
    »Woran sonst?«
    »Hast du Beweise?«
    Er musste lachen. »Nein, keine schriftlichen. Aber ich weiß, was die Menschen sich alles so erzählen. Da brauche ich keine Beweise. Die Kirche ist entweiht worden. Man hat sie umgedreht. Sie sollte auf die andere Seite kommen, und das ist geschehen.« Julian schaute seine Frau an. »Hast du schon mal einen Blick in sie hineingeworfen?«
    »Ja. Vor Jahren mal. Da stand die Tür offen. Aber ich bin nicht in ihr gewesen. Ich habe sie düster in Erinnerung.«
    »Genau das ist sie auch. Düster und dunkel. Da ballte sich einiges zusammen. Ich habe ja gehofft, in ihr Schutz zu finden. Das ist mir leider nicht gelungen. Zwar Schutz vor dem Wetter, aber ich kam vom Regen in die Traufe.«
    »Und was machen wir jetzt?«, frage Lena, als eine Weile verstrichen war.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Willst du es melden?«
    »Ha. Und wem?«
    »Der Polizei.«
    Julian McBell schaute seine Frau an, als hätte sie ihm wer weiß was gesagt. »Ich bitte dich. Es gibt eine Station auf der Hauptinsel Orkney. Wenn die Leute von Kirkwall rüberkommen, wollen sie Fakten haben, und die kann ich Ihnen nicht bieten. Sie würden mich auslachen, wenn sie hören, was ich erlebt habe. Ich brauche Beweise, und die gibt es nicht. Ich würde mich lächerlich machen.«
    »Aber lieber lächerlich als tot, Julian!«
    Er runzelte die Stirn. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Nur so.«
    »Nein, das glaube ich dir nicht. Was ist in deinem Kopf vorgegangen, Lena?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe nur einen bestimmten
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