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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua
Autoren: dtv
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sind jetzt auch nicht mehr sicher. Behalt sie hier bei dir in Schalkau, Frau Dzierżka.«
    »Ich werde mir alle Mühe geben. Aber was dich betrifft
. . .
«
    Dzierżka wendete ihr Pferd und ritt so nah heran, dass sich ihre Pferde Kopf an Kopf gegenüberstanden.
    »Du, mein Verwandter, bist hier ein gern gesehener Gast. Komm her, wann immer du willst. Aber, beim heiligen Eligius, hab
     doch auch ein wenig Anstand. Nimm ein wenig Rücksicht auf das Mädchen, hab ein bisschen Herz. Quäl sie nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Weine nicht vor Elencia wegen deiner Liebe zu einer anderen«, Dzierżka de Wirsings Stimme nahm einen schärferen Ton an, »gestehe
     ihr nicht deine Liebe zu einer anderen. Erzähle ihr nicht, wie groß diese Liebe ist. Und lass sie deswegen kein Mitleid empfinden.
     Lass sie nicht leiden.«
    »Ich versteh ni
. . .
«
    »Du verstehst schon, du verstehst schon.«
     
    »Du hast recht, Vater«, bekannte Reynevan mit bitterer Miene. »In der Tat ist ein jedes meiner Probleme weiblichen Ursprungs.
     Und die Probleme vermehren sich wie Pilze nach dem Regen
. . .
Das größte allerdings ist momentan Jutta. Und ich stecke in einer verzwickten Situation. Ich weiß absolut nicht, was ich machen
     soll
. . .
«
    »Na, dann sind wir ja schon zu zweit«, erwiderte Kanonikus Otto Beess ernst. »Denn ich weiß es auch nicht. Ich habe dich nicht
     unterbrochen, als du deine Geschichte erzählt hast, obwohl sie sich stellenweise so anhörte wie die Dichtung eines Troubadours,
     denn sie klang genauso abenteuerlich. Ich kann mir den Inquisitor Gregor Hejncze beim besten Willen nicht als Mädchenräuber
     vorstellen. Hejncze hat seine Spione und Kundschafter, er unterhält ein eigenes Agentennetz, man weiß auch, dass er seit langem
     versucht, die Hussiten zu infiltrieren, und dass er, was seine Methoden anbelangt, nicht gerade wählerisch ist. Aber ein Mädchen
     zu entführen? Irgendwie will mir das nicht recht in den Kopf. Was soll’s, möglich ist alles.«
    »Das stimmt nun auch wieder«, brummte Reynevan.
    Der Kanonikus heftete seine Augen auf ihn, sagte aber nichts. Er trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    »Heute ist
Purificatio Mariae
«, sagte er schließlich. »Der zweite Februar. Seit der Schlacht bei Altwilmsdorf sind fünf Wochen vergangen. Ich schließe
     daraus, dass du die ganze Zeit in Schlesien gewesen bist. Wo warst du? Hast du vielleicht dem Kloster in Weißkirchen einen
     Besuch abgestattet?«
    »Nein. Erst wollte ich es
. . .
Die Äbtissin ist Magierin, Magie hätte mir bei der Suche helfen können. Aber ich bin nicht hingeritten. Damals
. . .
Damals war ich der Grund dafür, dass sie bedroht wurden, Jutta, die Nonnen und das Kloster, beinahe hätte ich ihren Untergang
     verschuldet. Und dann
. . .
«
    »Und dann hattest du auch Angst davor, der Äbtissin in die Augen blicken zu müssen, kurz nachdem du ihren Bruder umgebracht
     hast. Aber damit, dass du Unheil über das Kloster gebracht hast, hast du recht, und wie! Grellenort hat nichts vergessen.
     Der Bischof hat das Kloster aufgelöst, die Klarissen sind alle einzeln in verschiedenen Klöster untergebracht worden, die
     Äbtissin hat man fortgeschickt, um zu büßen. Trotz allem hat sie aber noch Glück gehabt. Die Schwesternschaft des Freien Geistes,
     die Dritte Kirche, Beginen, Katharertum, Magie
. . .
Dafür kommt man auf den Scheiterhaufen. Der Bischof hätte sie verbrennen lassen, so gewiss, wie zwei mal zwei vier ist, ohne
     auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber irgendwie schien ihm das wohl nicht ganz zusammenzupassen, die Schwester des Johann
     von Münsterberg, den er damals bereits zum Märtyrer im Kampf um den Glauben erhoben hatte, für dessen Seelenheil er Messen
     lesen und landauf, landab in Schlesien die Glocken läuten ließ, der Häresie und der Zauberei zu bezichtigen und sie öffentlich
     hinzurichten. Das Kloster hat also noch mal Glück gehabt, es ist büßend davongekommen. Sie ist eine Magierin, sagst du? Von
     dir heißt es auch, du seist ein Hexer. Dass du dich auf Zauberei verstehst und dich mit Hexern und Monstern abgibst. Warum
     hast du damals nicht bei denen Hilfe gesucht?«
    »Das habe ich.«
     
    Das Dorf Grauweide hatte man nicht niedergebrannt, es war davongekommen. Auch die eine halbe Meile entfernt gelegene Siedlung
     Schwerdtfeger war unversehrt geblieben. Dies war ein gutes Zeichen, das einen mit Optimismus erfüllte. Umso tiefer und schmerzlicher
     war die Enttäuschung.
    Von dem
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