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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung
Autoren: N Cross
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nicht fassen. Seine Hände sind nass vom Blut.
    Luther stürmt die Treppe hinunter, als Henry Madsen die Tür öffnet.
    Luther streckt eine Hand aus, schlägt die Tür zu.
    Dann rammt er Henry Madsen mit der Schulter.
    Madsen knallt gegen die Massivholztür.
    Luther packt Madsen am Revers. Schleudert ihn gegen die Tür, gegen
die Wand. Wieder gegen die Tür.
    Er schaut auf, hält einen in sich zusammengesunkenen Madsen in den
Händen.
    Jeremy Madsen steht am oberen Ende der Treppe, leichenblass vor
Schreck.
    »Weg da«, ruft Luther. »Zurück in Ihr Zimmer.«
    »Meine Frau …«
    »Weg da!«, schreit Luther, und Jeremy zieht sich wie ein Gespenst zu
seinem Krankenbett zurück.
    Henry Madsen grinst und holt mit einer Zungenbewegung eine
Rasierklinge hervor. Er klemmt sie sich zwischen die Schneidezähne und geht
damit auf Luther los.
    Luther weicht zurück.
    Madsen rennt in die Küche.
    Luther ist nur einen Augenblick hinter ihm.
    Madsen rutscht auf den Pfützen aus Blut aus. Seine Beine gleiten
unter ihm weg. Er rappelt sich auf.
    Luther ringt ihn wieder zu Boden.
    Madsen attackiert ihn mit der Klinge zwischen den Zähnen.
    Luther packt Madsens Handgelenk, dreht es herum, drückt es ihm
zwischen die Schultern.
    Madsen schreit auf. Lässt die Rasierklinge fallen.
    Er liegt mit dem Gesicht nach unten.
    Luther setzt ein Knie auf Madsens Rücken. Dann richtet er sich auf,
hält Madsens Arm dabei weiter im Polizeigriff und kickt ihn dreimal in die
Rippen.
    Er schleift Madsen über den blutverschmierten Boden und fesselt ihn
mit Handschellen an den Griff der Ofentür. Es ist ein alter Ofen. Der Griff ist
schwer, ein wenig fettig an der Unterseite.
    Madsen liegt mit verdrehten Beinen da.
    Luther eilt zu Jan Madsen. Sie liegt zusammengerollt neben der
Hintertür. Ein Schraubenzieher mit gelbem Griff ragt aus ihrer Augenhöhle.
    Howie lebt. Der Schraubenzieher hat ein Loch in ihre Brustwand
gerissen. Blut schäumt am Rand der Wunde hervor – ihre Lunge ist kollabiert.
Bald wird ein irreversibler Schock eintreten. Sie stirbt.
    Luther greift hastig in seine Tasche, holt sein Portemonnaie hervor.
Nimmt eine Kreditkarte heraus. Er reißt Howies Bluse auf. Die sprudelnde Wunde
auf ihrer blassen, mit Muttermalen gesprenkelten Haut kommt ihm obszön vor. Er
presst die Karte auf das Loch, das schäumende Blut.
    Er fragt: »Isobel. Isobel, können Sie hier draufdrücken?«
    Er führt ihre Hand. Sie ist leicht in seinem Griff. Er wartet, bis
sie auf die Kreditkarte drückt.
    Ihr Gesicht hat die falsche Farbe.
    Er sagt: »Halten Sie sie gedrückt.« Er rennt zu den
Küchenschubladen. Macht sie auf und wieder zu.
    Henry beobachtet ihn vom Boden aus, ein verschlagenes kleines
Grinsen im Gesicht.
    Luther will hineintreten.
    In der untersten Küchenschublade findet Luther eine Rolle
Frischhaltefolie.
    Er packt sie, rennt zu Howie. Kniet sich hin. Er sagt: »Kommen Sie.
Setzten Sie sich auf. Nur einen Augenblick.«
    Er versucht, ihr in eine sitzende Position zu helfen. Aber sie
schafft es nicht. Sie bekommt Panik. Sie kann nicht atmen. Ihr Atem ist ein
hässliches, saugendes Keuchen.
    Okay.
    Luther legt sie auf den Boden. Reißt ein Stück Frischhaltefolie ab.
Presst das auf die Wunde. Howies nächster Atemzug saugt es ein wenig hinein,
verschließt damit das Loch.
    Luther wickelt immer mehr Frischhaltefolie um Howies Körper. Das
Zellophan ist blutverschmiert und glitschig.
    Er kniet da und konzentriert sich, sagt ihr, alles wird gut, alles
wird gut, alles wird gut.
    Nachdem Luther für Howie getan hat, was er konnte, kehrt
er zurück zu Madsen.
    »Henry, wo ist Mia?«
    Madsen grinst ihn besiegt und bitter an.
    Luther verlassen die Kräfte.
    Er schaut um sich, auf das Blut und das Chaos. Howies Atmen unter
Todesqualen. Jan Madsen, ermordet von ihrem eigenen Kind.
    Auf diese Küche, in der zehntausend eheliche Gerichte zubereitet,
zehntausend Tassen Tee gekocht wurden. Ein ganzes Eheleben, das auf diesen
einen Abend zusteuert. Zerschellt wie ein Schiff an einem Eisberg.
    Luther setzt sich auf den blutigen Boden neben Henry. Er lehnt den
Rücken an die Küchenschubladen.
    Die herannahenden Sirenen klingen hektisch.
    Luther fragt: »Sie werden es mir nicht sagen, stimmt’s?«
    Madsen zuckt mit den Schultern.
    Luther schaut auf die Küchenuhr. Sie hängt über der Tür. Sie tickt
dort schon, seit Margaret Thatcher Premierministerin wurde und versprach,
Hoffnung zu bringen, wo Verzweiflung herrschte.
    Es ist 23.19 Uhr.
    »Wie lange hat sie
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