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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala
Autoren: Mia Morgowski
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Ich hab’s nämlich nicht so mit der Schlagfertigkeit. Meine NichteBonnie, die damals mit mir von der Partie war, auch nicht, aber das mag daran liegen, dass sie zu diesem Zeitpunkt erst ein halbes Jahr alt war. Ich hatte mich dazu bereit erklärt, die Kleine für ein paar Stunden zu beaufsichtigen, weil meine Schwester – sie ist Unternehmensberaterin – bei wichtigen Kunden dafür sorgen musste, dass es in der Firma keine Toten gab.
    Natürlich habe ich mich nach der ganzen Aufregung bei Clemens bedankt und wurde dabei von den japanischen Geschäftsfreunden fotografiert, und selbstredend habe ich ja gesagt, als Clemens mich fragte, ob ich auf den Schreck mit ihm an den Landungsbrücken noch einen Schluck trinken möchte. Bonnie, die glücklicherweise ein sehr ruhiges Baby war, schlief die ganze Zeit brav und wurde selbst dann nicht wach, als die Japaner auch sie fotografierten.
    Während ich also mit Clemens und den Japanern einen Schluck nahm, fiel mir auf, dass Clemens ein sehr attraktiver Mann war. Und, auch das fiel mir auf, er trug keinen Ehering. Ich gehöre nämlich nicht zu der Sorte Frauen, die sich an verheiratete Männer heranmacht. So dachte ich damals. An diesem Abend dachte ich allerdings noch gar nicht daran, ich hoffte nur, dass diese verflixten Japaner irgendwann gehen würden und meine Schwester auftauchte, um Bonnie abzuholen, was dann auch irgendwann geschah, woraufhin ich mit Clemens alleine dasaß und über Gott und die Welt schwafelte. Über die Touristen, über die Beinahekatastrophe auf der Elbe, über Musicals, über Rotwein, über die Farbe Mauve, über schlimme Geburtstagsgeschenke (Clemens erzählte mir, er habe von seinem Cousin mal Boxershorts geschenkt bekommen, auf der sich schlaffe Penisse befanden, was er sehr geschmacklos fand, auch deswegen, weil außerdem die Sätze
Ich hab Kopfschmerzen, Liebling!
, und
Wer hilft mir hoch?
aufgedruckt waren, was demGanzen seiner Meinung nach die Krone aufsetzte. Selbstverständlich wollte er mir damit eigentlich nur sagen, dass er sehr potent ist, was ich zwei Stunden später selbst feststellen konnte, denn wir sind zusammen ins Bett gegangen. Im Hotel Hafen Hamburg. Clemens hatte die Spendierhosen an und buchte kurzentschlossen ein Zimmer für uns, und ich war viel zu angedüdelt, um ihn zu fragen, warum wir denn nicht zu ihm oder zu mir gehen wollten. Außerdem fand ich das auch ein Stück weit aufregend, denn ich hatte noch nie Sex in einem Hotel gehabt. Aber, was soll ich sagen, der Sex war so na ja. Da hatte ich schon besseren erlebt. Ein wenig gestört hat mich auch, dass ich Clemens ununterbrochen versichern musste, was für ein toller Liebhaber er doch sei. Fast komisch fand ich das.
    Aber ich kam mir ausgesprochen verwegen vor, als ich danach beim Zimmerservice noch eine Flasche trockenen Weißwein für uns bestellte, während Clemens dalag und befriedigt grinste.
    Da war es 22   Uhr. Um 22.11   Uhr stießen wir an, und Clemens strich mir zärtlich über die Wange, um mich damit noch glücklicher zu machen. Ich war selig. In meiner Phantasie stellte ich mir schon unsere gemeinsame Wohnung vor, Altbau selbstverständlich, und ich malte mir aus, wie wir samstags über einen Hamburger Wochenmarkt schlenderten, von anderen Besuchern neidisch angestarrt, weil wir das pure Glück ausstrahlten. Ich sah Clemens schon mit einem Weidenkorb an einem Gemüsestand stehen, während ich Eier aus Freilandhaltung erstand, und ich hörte uns darüber reden, wen wir abends zum Essen einladen sollten, denn selbstredend würden wir einen großen Freundeskreis haben. Man würde uns gern besuchen, weil wir perfekte Gastgeber waren und einfach das Traumpaar schlechthin.
    Zu diesem Zeitpunkt war ich seit einem halben Jahr geschieden (meinem Ex ging das damals mit der Hochzeit alles zu schnell, und er war sich sowieso nicht darüber im Klaren, was er überhaupt wollte), und seitdem hatte ich mich nicht aufraffen können, eine neue Beziehung zu wagen, noch nicht mal Sex war drin gewesen, von einem missglückten One-Night-Stand abgesehen, der in einem Desaster endete, weil der Typ mich mit den Namen diverser Exfreundinnen ansprach, aber nicht mit meinem.
    Um 22.17   Uhr sagte Clemens: «Ich muss nach Hause.» Und um 22.19   Uhr wusste ich, dass er verheiratet ist und zwei Kinder hat.
    Das Erste, was ich fragte, war: «Warum trägst du keinen Ring?», und Clemens antwortete, er und seine Frau, sie hätten damals auf Ringe verzichtet, weil sie kein Symbol
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