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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala
Autoren: Mia Morgowski
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denn so leicht will ich es Philipp nicht machen. Der soll sich mal schön ins Zeug legen!
    «Jetzt würde ich gern mit dir aufs Zimmer gehen und dir beweisen, wie sehr ich dich liebe   …»
    Schauer jagen meinen Rücken hinunter. Doch nicht vor Lust, sondern aus purer Angst. Wie soll ich Philipp klarmachen, dass in meinem Hotelbett der Barmann liegt, mit dem ich kurz nach der Trennung mehrere Male echt heißen Sex hatte? Und dass kurz zuvor Andreas an derselben Stelle lag?
    «Wollen wir nicht lieber zu dir?», versuche ich mich aus meinem Dilemma herauszuwinden und bete inständig, dass Philipp so schlau war, sich ein eigenes Zimmer zu nehmen, bevor er unangemeldet hier hereinplatzt.
    War er aber nicht: «Ich habe kein Quartier, denn ich hatte natürlich gehofft   …»
    Irgendetwas an diesem Satz stört mich gewaltig. Ob es die Selbstverständlichkeit ist, die Arroganz, die Ignoranz, ich weiß es nicht. Auf alle Fälle gefällt es mir nicht, dass Philipp davon ausgeht, dass er nur mit dem Finger zu schnippen und einige nette Sachen zu sagen braucht, und schwups, sind wir wieder ein Paar. Nein, mein Lieber, so funktioniert das nicht!
    «Hast du denn ein Geschenk für mich?», höre ich mich auf einmal fragen und weiß gar nicht, wieso.
    Philipp nestelt an seinem Hemdkragen, ein Zeichen für Nervosität. «Äh, nein, Schatz, habe ich nicht. Ich dachte, ehrlich gesagt, meine Reise hierher sei Geschenk genug. Und außerdem, du weißt ja   …»
    Ich halte gespannt den Atem an.
    «…   Weihnachten kommt doch immer so plötzlich!»
    Da ist er, Satz Nummer drei, der Sargnagel, der unserer einstigen Liebe endgültig den Todesstoß versetzt.
    «Tut mir leid, dass du extra den weiten Weg auf dich genommen hast», sage ich und fühle mich mit einem Mal leicht wie eine Feder. «Du hättest wirklich vorher anrufen sollen. In meinem Zimmer wartet ein Mann auf mich. Ein Mann, der weiß, waser will. Der das im Übrigen von der ersten Sekunde an wusste.» Dass damit nur Sex und nichts weiter gemeint ist, bleibt mein Geheimnis. Voller Genugtuung sehe ich, wie ungesunde Röte sich auf Philipps Gesicht breitmacht. Doch weitaus mehr als meine Abfuhr scheint ihn die Sorge darum zu beschäftigen, wo er heute Nacht schlafen soll. Aber das ist nicht mein Problem.
    «Mach’s gut, Philipp», sage ich und nicke dem Barkeeper zu. Er soll meinen Martini auf die Rechnung setzen.
    Ohne mich umzudrehen, stolziere ich von dannen.
    Um einen Moment später erneut mit einem Tablett und dem dazugehörigen Mann zu kollidieren. «Sie sind ja ganz schön beschäftigt, seit Sie hier sind», sagt der charmante Kellner und setzt das Tablett ab. «Aber ich bin froh zu sehen, dass es Ihnen offenbar wieder bessergeht. Am Strand wirkten Sie ja etwas mitgenommen.»
    Am Strand? Wie meint er das?
    Und dann dämmert es mir. Er war der Mann, der mir netterweise das Taschentuch gab, als ich mich wegen Philipp in ein Tränenmeer verwandelt hatte.
    «Es ist nicht so, wie Sie denken», antworte ich lahm und fühle mich total albern. Drei Männer sind innerhalb weniger Stunden nach Sylt gekommen, um bei mir zu sein.
    Und der Einzige, der mir wirklich gefällt, ist ein Zimmerkellner, von dem ich nichts weiter weiß, als dass er gut aussieht, nett ist und offenbar viel Herz hat.
    Was natürlich auch schon eine ganze Menge ist.
    «Ich weiß, das ist es nie», grinst er und deutet auf den Rotwein und die beiden Gläser. «Wollen Sie einen Schluck?»
    «Was? Hier? Mitten auf dem Gang? Das können wir doch nicht machen. Außerdem wartet doch bestimmt ein Gast darauf.»
    «Das stimmt», sagt der Kellner grinsend. «Ein gewisser Herr mit französischem Akzent von Nummer 102.   Wenn Sie den Wein lieber mit ihm trinken möchten, will ich Sie natürlich nicht aufhalten!»
    «Nein, nein, schon okay», gebe ich ebenfalls grinsend zurück, und das Gefühl der Leichtigkeit verleiht mir erneut Flügel. «Aber bevor wir das tun, nennen Sie mir bitte einen vernünftigen Grund, weshalb wir unsere Begegnung vertiefen sollten, wo Sie doch auf dieser Insel leben und ich in Hamburg.»
    «Bevor ich Ihnen diese Frage beantworte, möchte ich Ihnen gern erst einmal sagen, wie ich heiße. Ich bin Daniel Winter.»
    «Und ich Maja Volkmar.»
    «Ich weiß!»
    «Ach? Woher?»
    Daniel deutet auf den Zettel mit der Bestellung. Da steht mein Name, obwohl Jaques den Wein geordert hat.
    «Was die Frage des Wohnortes betrifft, kann ich Sie vielleicht ein bisschen beruhigen. Ich lebe auch in Hamburg.
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