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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
Autoren: Karin Wahlberg
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ihren Blick auf Veronikas im Vergleich anstößig angeschwollenen Bauch gleiten, und Veronika fühlte sich wie ein auseinander fließender Fleischberg.
    »Noch nicht so richtig«, antwortete sie. »Aber man könnte es annehmen. Es wird langsam etwas anstrengend.«
    »Ist es dein Erstes?«
    »Nein, mein Zweites. Meine Älteste ist einundzwanzig.«
    »Oi!«
    Die Dunkle klang nicht kritisch, auch nicht neugierig, eher beeindruckt, und das ging Veronika runter wie Öl.
    »Es ist ein ziemlicher Abstand zwischen den beiden, ja«, sagte sie. »Und du?«
    »Mein Erstes«, erklärte die Dunkle und legte eine Hand auf die kleine Kugel unter der Bluse mit Gänseblümchen auf lila Untergrund. »Aber es ist wohl zu klein, wie sie sagen. Viel zu klein.«
    Veronika sah die Unruhe in den Augen der anderen, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte, wie sie so in ihrer prächtigen Unförmigkeit dasaß. Ihr eigenes Kind war ganz gewiss nicht zu klein. Eher im Gegenteil.
    Vielleicht war etwas nicht in Ordnung. Das erste Kind dieser Frau, das da unter ihrem Herzen lag, war vielleicht krank, missgebildet, hatte eine Chromosomenanomalie. Was sagt man in so einem Fall?
    »Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen«, sagte Veronika und streckte ihre rechte Hand vor. »Ich heiße Veronika.«
    »Sara.«
    Die Tür zum Sprechzimmer knarrte. Ein kleines Mädchen mit dem Daumen im Mund kam heraus und guckte mit großen Augen auf die Frauen im Wartezimmer. Ihre Mutter, in der Hundert-Kilo-Klasse, watschelte heraus und nahm die Kleine bei der Hand. Jetzt war Veronika an der Reihe. Die Dunkle sollte zu der anderen Hebamme.

KAPITEL 3
    Jemand hatte bereits ein Warndreieck in den Schnee am Straßenrand gestellt. Es glühte rot in der Dunkelheit, als die Scheinwerfer des Polizeiwagens darauf fielen. Die Straße war ansonsten abgelegen und nur wenig befahren. Als sie näher kamen, sahen sie das Heck eines hellen Personenkraftwagens, und davor war ein etwas größeres Fahrzeug zu erkennen. Die Warnblinklichter blinkten an beiden Autos. Konturen von Menschen bewegten sich weiter vorn im Scheinwerferlicht. Rotes, oranges und weißes Licht glänzte in den Schneewällen am Straßenrand. Es roch schon von weitem nach Unfall.
    Die Polizeibeamtin Erika Ljung schaute in den Rückspiegel und sah, wie sich ein kaltblaues, pulsierendes Licht näherte.
    »Der Unfallwagen kommt«, sagte sie ihrem Kollegen Jesper Gren.
    Ein weiterer Polizeiwagen mit Verstärkung war auch unterwegs, wie sie erfahren hatten. Es war nicht klar, wie schwer der Unfall war. Zumindest eine Person war verletzt, so viel hatten sie von der schrillen Männerstimme erfahren, die angerufen hatte.
    Erika parkte den Wagen, sie sprangen in die fast greifbare Stille hinaus, die von der dicken Schneedecke herrührte. Das Einzige, was zu hören war, war das knirschende Geräusch der Schuhsohlen, die im Schnee stapften, und außerdem ein dumpfes Motorengeräusch aus der Ferne.
    Es waren ein Honda, wie Erika im Vorbeigehen sah, und ein roter Chrysler Voyager.
    Erika Ljung und Jesper Gren fanden drei Personen, die sich um einen Mann gruppiert hatten, der mitten auf der Fahrbahn auf dem Rücken lag, eine karierte Decke über sich. Der Mann hatte eine Mütze tief über Stirn und Ohren gezogen. Die Augenlider waren halb geschlossen. In dem weißen Scheinwerferlicht des Chryslers sah er tot aus, wie er da auf dem fest gestampften Schnee lag. Die Reste eines abgebrochenen Langlaufskis und gebrochene Stöcke lagen um ihn herum.
    »Was ist passiert?«, fragte Jesper Gren, während Erika sich hinhockte und nach Lebenszeichen suchte: ein Zwinkern, eine Bewegung im Gesicht oder ein Frosthauch aus dem Mund, aber nichts von dem fand sie.
    Sie hatten sich nicht getraut, ihn zu bewegen. Erika drehte sich in der Hocke um und sah, wie hinter den geparkten Autos das blinkende Blaulicht näher kam. Der Unfallwagen müsste jeden Moment da sein.
    Sieht aus wie ein Denkmal, dachte sie, der verletzte Mann, der keinen Laut von sich gibt, und die im Halbkreis um ihn herumstehenden Personen wie festgefrorene, unbewegliche Granitfiguren.
    Ein Mann mittleren Alters mit Pelzmütze und klassischem Kugelbauch unter dem Mantel begann nun behutsam mit den Füßen zu stampfen, um warm zu bleiben. Er drehte den Kopf einem etwas jüngeren und größeren Mann in einer großen, dunklen Steppjacke zu. Es war offensichtlich, dass der Mann mit dem Bierbauch wollte, dass der andere anfing zu reden, aber dieser stand weiterhin nur starr da,
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