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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
Autoren: Karin Wahlberg
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hatte Recht, er schien für ein Schwätzchen aufgelegt zu sein. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Beunruhigt?«, fragte sie so dahin.
    »Einerseits und andererseits«, sagte er und zuckte mit den Schultern. »Aber da hilft wohl nur Warten.«
    »Ja, das stimmt«, lachte sie. »Das wächst sich schon zurecht«, sagte sie dann mit Wärme und Nachdruck.
    Zwei Kinder, zwei Geburten, mit anderen Worten solide Erfahrung, die ihr niemand nehmen konnte. Der Chef dagegen sollte zum ersten Mal Vater werden. Sie blinzelte. Überraschend, und natürlich sehr schön. Nicht gerade ein Papa in letzter Sekunde, die Männer konnten ja Kinder bis ins Großvateralter zeugen, aber auf jeden Fall nicht eine Sekunde zu früh.
    »Ja, das wächst sich sicher schon zurecht«, erwiderte er lächelnd, holte leicht Luft und drehte sich um. »Sag mir Bescheid, wenn du die beiden siehst«, sagte er und wedelte noch einmal mit dem Papierbündel, bevor er den Flur entlang verschwand. »Und schick sie zu mir!«
    Sie sah an diesem Tag weder Fritjofsson noch Berg, und wenn sie es doch getan hätte, dann hätte sie vergessen, dass Claesson sie sprechen wollte. Sie hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Sie war an der Reihe, die Mädchen in die Schwimmhalle zu bringen. Janos hatte dafür versprochen, das Essen zu kochen. Sie versuchten darauf hinzuarbeiten, etwas mehr gemeinsames Familienleben zu haben, nicht nur ihren Terminen hinterherzulaufen. Denn das führte zu nichts, wie sie festgestellt hatten.
     
    Veronika klopfte sich den trockenen Schnee von den Schuhen, trat in die Mütterberatungsstelle und hängte ihr Zelt von einem Mantel auf. Pfützen geschmolzenen Schnees lagen auf dem Boden der Garderobe.
    Ihre Hebamme winkte ihr zu. »Setz dich noch einen Augenblick«, sagte sie.
    Veronika sank dankbar auf einen Stuhl. Sie war gezwungen gewesen, sich zu beeilen, obwohl sie sich vorgenommen hatte, genau das nicht zu tun. Sie hatte so genau geplant, alles ohne Hektik zu schaffen. Hatte bereits rechtzeitig gewarnt, dass sie früher aus der Klinik gehen würde, mit ihrem aktuellen Körperumfang bewegte sie sich nicht gerade mit größerer Geschwindigkeit oder Eleganz vorwärts, aber dann war wie üblich wieder alles zusammengekommen, und sie musste auf der Station aushelfen. Es war glatt, der Kopf des Kindes drückte nach unten, und sie hatte wie eine alte Ente so schnell sie konnte vorwärts watscheln müssen.
    Im Wartezimmer saß eine schmächtige dunkelhaarige Frau mit einer hübschen kleinen Kugel von einem Bauch. Veronika musterte sie schnell. Alle Bäuche von Schwangeren wurden mehr oder weniger bewusst begutachtet und bewertet. Die Dunkle, mit einem bleichen, fast knochigen dreieckigen Gesicht, gehörte zu der beneidenswerten, seltenen Gruppe, deren einzige körperliche Veränderung in der Schwangerschaft diese nett wachsende und sich rundende Kugel war. Vermutlich würde sie schon eine Stunde nach der Geburt wieder aussehen wie vorher, jung und schlank um die Taille! Keine plumpe Unbeweglichkeit, keine Kartoffelstamper als Beine!
    Wie sehr Veronika sich auch bemühte, die Gedanken beiseite zu schieben, so war ihr höheres Alter nun einmal eine Tatsache, die an ihr nagte, sie war sich dessen immer bewusst, auch wenn sie gleichzeitig sehr stolz auf ihren Körper war. Nicht gerade schön im Augenblick, aber funktionstüchtig. Immer noch fruchtbar.
    Sie waren sich schon einmal begegnet, die Dunkle und sie, hier im Wartezimmer, und jetzt nickten sie sich wiedererkennend zu, und Veronika lächelte so lange hartnäckig, bis die Dunkle auch auftaute. Veronika meinte sie auch schon im Krankenhaus gesehen zu haben, vielleicht als Patientin – sie hatte im Laufe der Jahre so viele gesehen, dass es nicht so leicht zu sagen war –, aber vielleicht arbeitete sie ja auch auf einer anderen Station und sie waren sich in der Kantine begegnet, ein Ort, wo sich alle trafen.
    Die dunkelhaarige Frau hatte eine Wochenzeitschrift auf dem Schoß. Sie blätterte unkonzentriert darin herum und schaute ab und zu mit einem vorsichtigen, entweder schüchternen oder unruhigen Blick auf. Veronika überlegte, ob diese deutlich bemerkbare Anspannung wohl an der Schwangerschaft selbst lag. Vielleicht erwartete sie ja ihr erstes Kind.
    »Hallo«, sagte Veronika und brach damit den Bann. »Wie geht’s?«, fragte sie lächelnd.
    »Gut«, antwortete die Dunkelhaarige und strich das lange Haar hinters Ohr. »Zieht es schon nach unten?«, fragte sie freundlich und ließ
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