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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins
Autoren: Michaela Seul
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ist wirklich recht weiß.
    Manche Menschen schauen mich besonders freundlich an, und ich glaube, in ihren Blicken Mitgefühl zu lesen, weil sie sich an die Zeit mit ihrem eigenen alten Hund erinnern, diese ganz besondere Zeit des Glücks, wenn der Sommer sich dem Herbst zuneigt, wenn der Herbst müde wird und in den Winter fällt.
    Während Johannes in einem Kaufhaus etwas für seinen Bruder besorgt, sitze ich auf einer Bank und beobachte Menschen und werde beobachtet. Viele Blicke treffen Luna, wandern von ihr zu mir. Luna und ich passen in irgendeine Schublade. Frau mit Hund. Luna merkt, dass es noch eine Weile dauern wird, und legt sich hin. Eine Frau setzt sich neben mich.
    »Meine Sissy vermiss ich heut noch«, sagt sie, als wären wir mitten im Gespräch. Mit Hund ist man das irgendwie auch immer.
    »Wie alt ist sie denn geworden?«, frage ich, was ich nun oft frage und dann vergleiche.
    »Siebzehn.«
    So etwas höre ich gerne.
    »Und Ihre, wie alt ist die?«
    »Zwölf«, sage ich.
    »Da haben Sie ja noch viele schöne Jahre vor sich«, sagt die Frau.
    »Ja«, nicke ich, und in diesem Moment zweifle ich nicht dran.
    Lunas gute Laune bricht jäh ab, als es immer öfter zu knallen beginnt. Je älter sie geworden ist, desto mehr Angst bekam sie vor Schüssen. Als Johannes noch am See wohnte, zog sie bei Böllerschüssen, die eine Regatta ankündigten, den Schwanz ein und wollte nur eins: ins Haus.
    Johannes und ich beeilen uns, zum Auto zurückzukehren. Leider knallt es auch in dem eigentlich ruhigen Wohnviertel bei Johannes’ Bruder. Luna will das Haus nicht mehr verlassen. Johannes und ich möchten am Abend zu einer Party. Luna sollte bei seinem Bruder und seiner Familie bleiben …, doch wenn sie ihre Geschäfte nicht verrichtet, können wir sie nicht bei der hundeunerfahrenen Familie lassen. Ich habe mich sehr auf die Party gefreut, weil sie bedeutet, dass jetzt wieder alles normal ist. Die Großen gehen manchmal ohne die Kleine aus, das ist so. Silvester ist ein Fest, kein Abschied, an dem man Trübsal bläst, weil es womöglich das letzte Silvester ist, das man miteinander verbringt. Das ist es immer, nicht nur Silvester, in jeder Sekunde.
    Luna sträubt sich, das sichere Haus zu verlassen. Schließlich tragen wir sie ins Auto auf der Suche nach einem Ort, an dem es nicht knallt. Wir fahren weit, halten an einem freien Feld, doch auch hier knallt es aus der Ferne. Luna hat das, was wir Verschlusssache nennen. Da geht gar nichts. Dabei müsste sie dringend mal. Mit eingezogenem Schwanz läuft sie neben uns. Nicht mal ein Ball hilft. Aber sie kommt mit. Wie immer tut sie, was wir von ihr wollen, auch wenn es ihr widerstrebt. Endlich pinkelt sie wenigstens. Wir loben sie und fahren zurück. Der Bruder und seine Familie empfangen uns feixend. Sie finden uns wahrscheinlich ein wenig seltsam, aber wir sind herzlich willkommen, was sicher auch an Luna liegt, die hier alle Herzen erobert hat. »Geht nur«, werden wir gedrängt. »Wir schaffen das schon mit Luna.«
    Die Musik auf unserer Silvesterparty ist schrecklich. Die Luft ist stickig, es wird viel geraucht, und dauernd werden Knallfrösche gezündet. Johannes und ich wechseln einen Blick. Dann verabschieden wir uns und fahren dorthin, wo es am schönsten ist. Luna merkt erst nach einer Weile, dass wir wieder da sind, womit sie uns die größte Freude macht.

Selig im See
    D er Frühling hält Einzug, zwei, drei Tage sitze ich im T-Shirt im Garten, lese Korrektur des Buches, das ich mit dem Verhörexperten Dieter Bindig geschrieben habe. Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht, weil er bei derselben Kriminalpolizei tätig ist wie mein Romankriminaler Felix Tixel. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, Felix Tixel in dem Buch auftauchen zu lassen. Ich liebe es, wenn sich die Figuren aus meinen Büchern befreien, den Zaun der Seiten durchbrechen und mal kurz in andere Bücher hineinschlüpfen. Was ist schon wahr, was ist schon erfunden? Alles Ansichtssache.
    Luna schnuppert an Schneeglöckchen entlang, immer wieder hebe ich den Blick und schaue ihr zu. Sie ist da. Es wird wärmer. Der Sommer kommt. Noch ein Sommer für Luna und mich. Und vielleicht noch einer und noch einer … und ein Herbst und ein Winter und ein Frühling … Egal, jetzt sind wir draußen, und genauso schaut Glück aus. Doch am vierten Tag bricht der Frühling zusammen wie ein halbseidenes Versprechen, und die Schneeglöckchen verschwinden unter einer bitterkalten weißen Decke. Luna wälzt sich
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