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Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins

Titel: Luna, Seelengefährtin - mein Hund, das Leben und der Sinn des Seins
Autoren: Michaela Seul
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Satan, Katze, Killer, Hackfleisch – so laufen sie als vierbeinige Beweise für die Kreativität ihrer Besitzer durchs Revier.
    Der Name Luna sollte mich an Italien erinnern und ein bisschen auch an meinen Mann, mit dem ich so oft dort war. Nein, ich glaubte nicht, dass er in Luna wiedergeboren werden würde. Nein, ich glaubte nicht, dass er mir aus dem Jenseits den Wunsch nach einem Hund einflüsterte, um weiterhin in meiner Nähe zu sein. Aber schön wär so etwas schon. Für einen kleinen Welpen ist es allerdings keine günstige Ausgangssituation, den verstorbenen Lebenspartner ersetzen zu sollen. Und dann womöglich ein Faible für Skifahren entwickeln und bei Mozart feuchte Augen kriegen müssen, je nachdem, welche Vorlieben der Verstorbene pflegte. Aber all das dachte ich nicht, als ich den kugelrunden Bauch von Lilly anschaute. Da waren Welpen drin. Einen davon wollte ich gerne zu mir nehmen.
    Als Kind habe ich oft Lassie gespielt und meinen Eltern mit nasser Zunge über die Gesichter geschleckt, was zu wenig Begeisterung führte. Da mein Vater an einer Tierhaarallergie leidet, gab es bei uns zu Hause keine Tiere. Meine Spielkameradinnen hatten Hamster und Meerschweinchen. Ich tröstete mich mit Büchern, die ich kiloweise aus der Bücherei schleppte. Lassie, Blitz, der schwarze Hengst, Fury und Polizeihund Rex hießen einige Begleiter meiner Kindheit.
    Als ich älter war, erzählte mir mein Vater, dass er eine Zeitlang einen Hund gehabt hatte. Ein französischer Soldat war am Eingang einer Schieferhöhle erschossen im Wald aufgefunden worden, ein Schäferhund saß neben ihm. Als man den Leichnam begraben hatte, irrte der Hund durch die Gegend. Mein Vater teilte seine karge Kost mit dem Tier. In diesen Monaten kurz vor Kriegsende litten die meisten Menschen großen Hunger. Trotz der Fliegerangriffe rechts und links der Mosel, wo die Familie meines Vaters Zuflucht gesucht hatte, war es eine schöne Zeit für meinen Vater: wegen Jupp, wie er den Hund genannt hatte. Doch eines Tages war Jupp weg. »Brauchst ihn nicht mehr rufen«, teilte ihm ein Nachbar mit. »Wir haben ihn gegessen.« Bald darauf bekam mein Vater eine Tierhaarallergie.
    Als er mir von Jupps Ende erzählte, weil er mich für alt genug hielt, war der Große, der immer auf mich aufpasste, einen Wimpernschlag lang kleiner als ich, was mich verstörte. Dann aber begriff ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass mein Papa nicht immer zu den Großen gehört hatte, sondern auch einmal ein Kleiner gewesen war. Da streifte mich der Hauch einer Ahnung, wie es sein könnte, wenn ich größer als mein Papa wäre, wenn mein Papa so klein wäre, wie unser Opa geworden war. »Er benimmt sich manchmal wie ein kleines Kind«, sagte meine Mutter, auf das man gut aufpassen musste, damit es keine Spülmaschinentabs aß oder die Treppe herunterfiel.
    So ein Hund, der brennt sich in deine Seele ein.
    Das ist nicht nur traurig, es ist auch tröstend, denn solange ich lebe, lebt Luna. Erst wenn ich tot bin, erlischt ihr Bild in dieser Welt. Vielleicht auch nicht. Möglicherweise hat sich Luna in die Seele der vielen Kinder eingebrannt, die sie an meinem früheren Wohnort so oft zum Spielen abholten. Der kleine Simon und Sophie, Fritz und Tanja. Vielleicht erzählen sie eines Tages ihren Kindern von dem schwarzen Hund der Schriftstellerin, die am Rand des Dorfes in dem Hexenhäuschen voller Efeu wohnte, das im Herbst im Abendlicht rot leuchtete, als würde das Haus brennen. »Ich weiß jetzt nicht mehr genau, wie der Hund hieß, aber es war ein Weiberl, und wir haben sie oft abgeholt zum Spielen. Halt, jetzt fällt es mir ein. Luna! Luna hat sie geheißen. In den Ferien durfte ich bei der Frau übernachten. Weil ich doch damals eine Leseschwäche hatte, habe ich vor dem Einschlafen Luna vorgelesen. Die Schriftstellerin hat meinen Eltern einen Zeitungsartikel ge geben, dass es die Leselust fördert, wenn Kinder Hunden vorlesen.«
    Und so könnten die Kinder des kleinen Simon es weiter erzählen. Solange von Luna gesprochen würde, wäre sie ge nauso wenig vergessen wie Jupp.

Optimismus und Grammatik
    W as willst du, einen Hund? Spinnst du! Wie soll denn das gehen?
    Weißt du, wie teuer so ein Hund in der Haltung ist?
    Und wenn er dir ins Haus pinkelt?
    Du wirst überall Flöhe haben!
    Und dann bellt er dauernd!
    Wenn er jemanden beißt?
    Was sagt dein Vermieter dazu?
    Da kannst du nie mehr in den Urlaub fahren!
    Der wird dauernd weglaufen, und du hast nur
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