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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)
Autoren: Melanie Vogltanz
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Seufzer, seine Lider senkten sich über die
gelben Raubtieraugen. In diesem Moment fühlte er sich … menschlich.
    Du kennst die Antwort , sagte das Wesen. Du
musst es zu Ende bringen, Andreas. Ein für alle Mal.
    Ich habe ihn bewahrt, Eloin , sagte er und
klammerte sich fester an das Licht, das Wunden heilte. Den Augenblick
unseres Abschieds. Er ist in meinem Herzen, verschüttet zwar von den Ruinen
meiner dunklen Seite, aber da.
    Ich kann es sehen , sagte das Wesen, und obwohl
es kein Gesicht hatte, glaubte er, dass es lächelte.
    Wirst du bei mir bleiben? Mit einem Mal hatte
er Angst. So vielen Menschen hatte er den Tod gebracht und dabei nie den
Gedanken an sein eigenes Ende zugelassen, in der widersinnigen Überzeugung,
ewig zu leben. Er hatte es versucht, bei Gott, hatte es mit allen Mitteln
versucht. Und fast wäre es ihm gelungen. Welch ein grausiger Gedanke, wie er
nun erkannte.
    Eine
aus Licht und Wärme bestehende Hand schloss sich um seine, drückte sie
tröstlich. Ja, mein Geliebter. Fürchte dich nicht. Ich werde bei dir
bleiben, die ganze Zeit über. Ich begleite dich in die Nacht.
    Dann werde ich es tun.
    Die
Worte waren kaum gesprochen, als die Lichtgestalt in ihn eindrang, ihn durch drang.
Das letzte Opfer war erbracht, die Pforten des Kosmos´ öffneten sich für ihn.
Ein weißes, gleißendes Licht entbrannte um ihn und in ihm. Die Geister der drei
Sphären griffen mit glühenden Fingern nach seiner Seele, reinigten sie
endgültig von all dem Schmutz, der sich wie halb geronnener Teer darauf gesammelt
hatte. Nun war er vollständig nackt, den geballten Mächten des Universums
schutzlos ausgeliefert.
    Sie zerreißen mich , durchfuhr es ihn. Bei
Gott, sie zerreißen mich!
    Lass es zu , hörte er da eine sanfte Stimme in
ihm.
    In
diesem Moment fiel die Angst vor dem Tod von ihm ab. Er wehrte sich nicht
länger, als die Geister der Sphären seine Seele zerpflückten, sie davontrugen.
Gemeinsam mit Eloin, deren tröstliche Anwesenheit er die ganze Zeit über tief
in sich spürte, glitt er hinüber ins Nichts.
     
    Das zornige,
fordernde Bimmeln der Glocke verstummte im selben Moment, als Laura, Andreas
und Eloin zeitgleich zusammenbrachen wie Marionetten, deren Fäden durchtrennt
worden waren. Kiro hatte gesehen, wie ein geheimnisvolles, sanftes Licht das
widerwärtig entstellte Gesicht seines Vaters erleuchtet hatte, hatte gesehen,
wie sich seine Augen zuerst in Schrecken geweitet, dann in stiller Resignation
wieder geschlossen hatten, und obwohl er dies alles deutlich wahrgenommen
hatte, konnte er es dennoch nicht begreifen.
    Aber
was auch immer geschehen war, es hatte das grausige Ritual abrupt beendet. Die
finsteren Schatten, die den Himmel verschlungen hatten, verzogen sich, der dämonische
Mond verblasste zusehends, als wäre er lediglich eine ans Firmament geworfene
Projektion. Die Welt schien gerettet, die Beschwörung zu Ende.
    Und
dies ließ nur einen einzigen Schluss zu.
    Mit
einem entsetzten Schrei stürzte Kiro vorwärts, zu Laura, die grässlich
verkrümmt unter der stillstehenden Glocke lag und sich nicht regte.
Rücksichtslos ließ er sich neben dem Mädchen auf die Knie fallen, hob ihren
Kopf behutsam an, streichelte ihr erschlafftes Gesicht. Ihre Augen waren
geschlossen, ihre Lippen leicht geöffnet und voller Blut, das nur langsam trocknete.
    »Laura!«,
hauchte er, strich mit dem Daumen über ihre gesprungenen, besudelten Lippen. Bei
Gott, wie kalt sich ihre Haut anfühlte. Wie Glas. »Was hat er dir nur angetan? Laura,
mach die Augen auf. Ich flehe dich an, wach auf.«
    Beinahe
furchtsam tastete er mit seinen magischen Sinnen nach Lauras Lebensflamme, nur
zu gut wissend, dass allein ihre Aura ihm Sicherheit geben konnte. Verzweifelt
suchte er nach jenem hellen, unverkennbaren Licht, das er einst über hunderte
Meter hinweg hatte wahrnehmen können – und fand nichts.
    Kiros
Schultern sackten herab, Tränen stachen schmerzhaft in seine Augen. Lauras Aura
war verloschen. Für Magier gab es keinen Scheintod, keinen Zweifel. Es war
vorbei.
    Da
brach all seine Trauer in einer gewaltigen Sturzflut aus ihm hervor, er presste
das leblose Mädchen an sich, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
    »Nein!
Bitte, Gott, nein! Du darfst sie nicht haben! Ich lasse nicht zu, dass du sie
nimmst!«
    Schluchzend
wiegte er sie hin und her. Das Gefühl ihres schlaffen, eisigen Körpers in
seinen Armen ließ seine Brust noch klammer, den Schmerz in ihm noch größer
werden.
    Hansen
hatte recht gehabt. Er
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