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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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auf. Er
nahm an dem Eisenstab Maß, schüttelte dann aber den
Kopf. Behutsam und voller Respekt legte er die Zange
zurück – um den Stab mit bloßen Händen zu packen.
Trix prustete. Was immer Sid vorhatte, ohne Werkzeug würde er das Eisen nicht losbekommen.
Sid Kang runzelte die Stirn, als müsse er sich an etwas
erinnern. »Die Kraft kam zu mir wie die Windbö vor
dem Sturm«, sagte er.
Seine Handflächen umspielte ein blasses, kaum sichtbares blaues Licht.
Ein Zauber!
Trix sprang hoch.
Ein schwacher Zauber, als hätte ihn ein unerfahrener
Magier gewirkt oder als sei er schon zu oft benutzt worden. Sid musste sich nämlich trotzdem noch anstrengen,
seine Armmuskeln traten hervor, sein Gesicht lief puterrot an, aber ganz langsam löste sich der Stab. Schließlich
bekam er ihn frei und warf ihn weg. Die Steinplatten des
Fußbodens waren mit einer derart dicken Dreckschicht
überzogen, dass er beim Aufprall nicht klirrte, sondern
nur leise klatschte. Das Licht um Sids Hände erlosch.
Sid Kang öffnete die Gittertür. Er sah Trix an. »Keine
Angst, junger Co-Herzog«, sagte er.
Diese Worte bedeuteten ja wohl, dass sein Vater tot war.
Trix schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter. Er
hatte seinen Vater nicht öfter gesehen als den Koch oder
den Stallburschen. Trotzdem war es sein Vater gewesen.
»Dein Vater ist tot«, erklärte Sid. »Er ist im Kampf
gefallen. Wie es sich ziemt. Du sollst auch umgebracht
werden, Co-Herzog Trix Solier.«
»Nur zu«, flüsterte Trix. Widerstand zu leisten wäre
töricht gewesen. Sid Kang war ein guter Soldat – und er
ein schlechter Thronerbe.
Sid schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig, Herr
Trix. Sator ist jetzt an der Macht. Er hätte dich geschont,
aber sein Sohn ist dagegen.«
»Wundert mich gar nicht bei meinem herzallerliebsten
Cousin Derrick«, sagte Trix. Die nächsten Worte kamen
ihm von selbst über die Lippen und diesmal kamen sie
ihm nicht so lächerlich vor wie die über Verrat und
Treue. »Tu, was du tun musst, Soldat!«
Der Hauptmann nahm schweigend einen leichten Umhang von der Schulter und warf ihn Trix zu. »Zieh das
an, Herr Trix. Warum sollten wir sinnlos Blut vergießen?
Ich bringe dich jetzt aus dem Palast.«
Trix starrte den Umhang an, der auf seinen Beinen gelandet war. »Was ist mit meiner Mutter?«, fragte er.
»Sie hat ehrenvoll gehandelt. Sie hat Gift genommen
und ist aus dem Fenster gesprungen.« Sid neigte andächtig den Kopf. »Es sind schon fünf Menschen gestorben,
Co-Herzog. Werde nicht der sechste.«
Trix erwiderte kein Wort. Das Verhalten seiner Mutter
verwunderte ihn nicht, denn genauso wurde es in allen
Balladen und Chroniken beschrieben. Wahrscheinlich
war sie durch das Fenster gesprungen, das zum Stadtplatz
hinausging, damit möglichst viele Untertanen ihre Tat
mitbekamen.
»Heul jetzt nicht, Trix!« Sids starke Hand legte sich
ihm fest auf die Schulter. »Dafür ist keine Zeit.«
Die Scheide mit dem Dolch an Sids Gürtel war zum
Greifen nah. Er brauchte bloß die Hand auszustrecken …
»Und mach keine Dummheiten«, warnte ihn Sid.
Trix nahm den Umhang an sich.
»Komm jetzt!«, befahl der Hauptmann.
»Ich brauche einen Strick«, sagte Trix zaghafter als
beabsichtigt.
»Wozu?«
»Meine Hosen rutschen.«
Kurzerhand schnitt Sid von dem Kasten mit den
Schmiedewerkzeugen einen derben Lederriemen ab und
gab ihn Trix.
    Unter dem Umhang wurde Trix warm. Er zog sich die
Kapuze tief ins Gesicht, genau wie Sid es befohlen hatte,
und hielt den Kopf gesenkt. Sie stiegen wieder nach
oben, schmale und dreckige Gänge entlang – Trix erkannte sie nicht einmal wieder –, und erreichten den Innenhof. Alles war friedlich. Viel zu friedlich. Im Stall
wieherten leise die Pferde, aus den offenen Fenstern der
Küche hörte er Geschirr klappern, am Turm schlug die
Uhr das erste Viertel nach Mitternacht. Trix hob den
Kopf. In einigen Fenstern brannte Licht. Sogar die Palastwache stand da, wo sie stehen sollte – nur waren es
jetzt andere Soldaten.
»Nur drei Diener haben bis zum Letzten Widerstand
geleistet?«, fragte er.
    »Zwei«, antwortete Sid. »Der dritte ist auf der Flucht
die Treppe runtergefallen und hat sich das Genick gebrochen. Schweig jetzt! Und verbirg dein Gesicht!«
    Sie gingen zum Tor. Sid legte Trix den Arm um die
Schulter und zog ihn eng an sich. »Alles ruhig?«, fragte
er laut.
    »Absolut, Hauptmann«, antwortete jemand mit dem
Akzent der Menschen aus dem Süden. »In der Stadt
auch. Und Ihr
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