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Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht
Autoren: Philipp Seitz
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aber wenigstens war es windstill. Sie gingen an den hölzernen Bänken vorbei nach vorn. Dort brannten vor dem Altar Kerzen. Rechts neben der Kanzel führte ein kurzer Flur zu einer Tür.

    „Hier muss es sein“, flüsterte Rebekka Lukas zu. „Hier ist sicher der Zugang zum Pfarrhaus von der Kirche aus.“
    „Was macht dich so sicher?“, fragte Lukas.
    „Nichts. Aber es ist unsere einzige Chance, oder?“

    Langsam drückte Lukas die Türklinke nach unten. Das Geräusch kam den beiden unglaublich laut vor. Lukas wartete einen Augenblick und zog dann die Türe langsam ein paar Zentimeter weit auf. Licht kam ihnen entgegen und sie hörten Stimmen.

    „… habe ich für meinen kleinen Sohn gemacht. Der ist unverkäuflich.“
    „Ich wiederhole mein Angebot nicht!“

    Lukas und Rebekka gingen in die Knie und beobachteten durch den Türspalt den Mann im dunklen Mantel, der mit dem Rücken zu ihnen auf einem Schemel saß und ihm gegenüber saß eine Frau. Auch sie trug altmodische Kleidung.

    „Ich kann keinen neuen machen, woher soll ich denn neue Kekse bekommen? Wir haben kein Geld für Zucker und Mehl, um es für noch mehr Gebäck auszugeben. Es tut mir leid, aber ich kann ihnen den Kalender nicht verkaufen. Und wenn mein Mann nach Hause kommt, wird er ihnen dies bestätigen. Gerne biete ich ihnen eine heiße Suppe an. Sie können hier auf ihn warten“, hörten sie die Frau sagen.
    „Sie scheinen nicht zu verstehen, Frau Lang, ich biete Ihnen nur einmal Geld dafür an. Da sie es ausschlagen, nehme ich den Kalender so mit.“
    „Was fällt ihnen ein …“
    „Mama“, hörten sie eine Kinderstimme rufen, „Was macht der böse Mann?“

    Lukas und Rebekka sahen, wie der Mann aufstand und durch den Raum ging. Sie konnten nicht erkennen, was er tat. Die Frau stand auf und ging in dieselbe Richtung. Lukas öffnete die Tür weiter. Der Mann nahm etwas von der Wand, das wie ein viereckiges Tuch aussah. Am Tuch selbst hingen Fäden herab, an jedem von ihnen hing jeweils ein Keks.

    „Lassen sie das!“, rief die Frau.
    „Gehen sie mir aus dem Weg!“ Der Mann stieß die Frau beiseite. Sie fiel auf den Boden. Der Junge neben ihr begann zu weinen. Der dunkle Mann würdigte die beiden keines weiteren Blickes und verließ das Haus mit dem Tuch und den Keksen unter seinem schwarzen Mantel.
    Erschrocken kam die Frau auf die Beine und ließ sich auf dem Schemel nieder. Sie sah zu Lukas und Rebekka hinüber.

    „Wer seid ihr?“, fragte sie.

    Lukas und Rebekka erschraken. Sie waren entdeckt! Das Kind sah nun auch zu ihnen hinüber. Sie öffneten die Türe nun ganz und erhoben sich.

    „Wir … wir sind … also ich bin Lukas und das hier ist meine Schwester Rebekka.“

    Nachdem die beiden ihre Geschichte erzählt hatten, erfuhren sie von der Frau, dass sie die Frau des Pfarrers Lang war und der Junge, der ein Jahr jünger war als Lukas, hieß Gerhard.

    „Das ist eine merkwürdige Geschichte, die ihr beiden mir da auftischt. Aber heute ist genug Merkwürdiges geschehen“, sprach Frau Lang.
    „Wo genau sind wir?“, fragte Rebekka.
    „Ihr seid in Maulbronn. Na ja, eigentlich eher in der Nähe. Wir sind am Rande Maulbronns“, antwortete Gerhard.
    „Der Ortskern liegt weiter nördlich, dort gibt es große, herrschaftliche Gebäude. Und natürlich unser Kloster, das seht ihr bei Tagesanbruch auch von hier aus“, erklärte Frau Lang.
    „Und was hat der Mann Ihnen gestohlen?“
    „Rebekka ist dein Name, stimmt’s? Ich will es dir sagen, Kind. Ich habe meinem Sohn Gerhard einen Kalender gebastelt. Er freut sich schon so auf das Weihnachtsfest. Morgen ist der erste Dezember. Dieser Kalender dauert nur bis zum 24. Dezember, bis zum Heiligen Abend. An jeden Tag habe ich mit einem Faden einen Keks gebunden. So hat Gerhard jeden Tag eine Freude und kann genau absehen, wie viele Tage es noch sind bis zum Weihnachtsfest. Das heißt, jetzt kann er es ja nicht mehr.“
    „Ein Adventskalender! Sagen Sie’s doch gleich! Logisch, dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin!“, rief Lukas.
    „Ein was?“, fragte Gerhard.
    „Ja“, sagte Frau Lang, die Frau des Pfarrers von Maulbronn, „so könnte man sagen: ein Kalender zum Advent, ein Adventskalender!“
    „Was will der Mann denn damit? Da hab ich schon bessere gesehen, die gibt’s doch an jeder Ecke. Oh, Entschuldigung, Frau Lang. Aber ich verstehe einfach nicht, warum er ihren Kalender stehlen musste!?“, sagte Rebekka.
    „Hat er etwas gesagt?“, fragte
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