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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine
Autoren: Marina Schuster
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angesprochen werde, dass sie dich beinahe hüllenlos in dieser Model-Sendung gesehen hat? Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    Jill schob sie zur Couch. »Setz dich erst mal hin, ich mache uns einen Kaffee und dann sprechen wir in Ruhe darüber.«
Sie verschwand in der Küche, und während die Kaffeemaschine lief, überlegte sie fieberhaft, was sie jetzt erzählen sollte. Normalerweise schaute ihre Mutter sich solche Shows nicht an, und eigentlich hatte Jill gehofft, spätestens bei der nächsten Sendung auszuscheiden und zurück zu sein, bevor sie etwas bemerken würde.
Doch offenbar hatte Phyllis Atkins, die alte Klatschtante von nebenan, mal wieder nicht den Mund halten können. Seit Jill hier eingezogen war, ließ die Nachbarin keine Gelegenheit aus, um ihr hinterher zu spionieren und anschließend jede Kleinigkeit brühwarm ihrer Mutter zu berichten. Scheinbar hatte sie zufällig die letzte Sendung gesehen, und danach nichts Besseres zu tun gehabt, als sofort die Buschtrommeln in Gang zu setzen.
Jetzt erwartete ihre Mutter eine Erklärung. Auf keinen Fall konnte Jill ihr den wahren Grund für ihre Teilnahme an der Show nennen, sie durfte nicht über ihre Einsätze sprechen. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als ihrer Mutter einzureden, dass sie auf das Preisgeld spekulierte.
»Mom, sieh mal«, begann sie vorsichtig, nachdem sie die Tassen ins Wohnzimmer gebracht hatte, »ich hatte schon immer vor, mich irgendwann einmal selbstständig zu machen. Mit dem Geld, das es dort in der Sendung zu gewinnen gibt, könnte ich mir diesen Wunsch erfüllen.«
»Aber doch nicht, indem du dich splitternackt ausziehst«, sagte Alice Moore empört. »Meine Tochter präsentiert sich unbekleidet im Fernsehen – so eine Schande.«
»Ich war nicht nackt«, widersprach Jill und dachte mit Unbehagen daran, dass sie sich genau so gefühlt hatte, »ich hatte einen Bikini an.«
»Als ob das einen großen Unterschied machen würde«, ereiferte ihre Mutter sich weiter. »Und überhaupt, was wird Simon dazu sagen? Denkst du etwa, er wird sich jemals wieder mit dir verabreden wollen, wenn er davon erfährt?«
Jill verdrehte die Augen. »Mom, was Simon darüber denkt, ist mir eigentlich so ziemlich egal. Ich lege keinen Wert darauf, noch einmal mit ihm ausgehen.«
»Aber Jill, er ist so ein netter Mann und eine gute Partie obendrein.«
»Das mag ja sein, doch er ist auch furchtbar langweilig, und ich glaube nicht, dass ich Lust habe, für ihn das Heimchen am Herd zu spielen.«
»Wie kannst du nur so etwas sagen?« Alice Moore schüttelte verständnislos den Kopf. »Du solltest froh sein, dass er dir den Hof macht, es wird langsam Zeit, dass du heiratest und Kinder bekommst.«
»Mom, bitte«, seufzte Jill genervt, »wie oft soll ich es dir noch erklären? Ich bin grade mal sechsundzwanzig und habe es nicht eilig zu heiraten, und schon gar nicht einen Mann, der aus mir ein Hausmütterchen machen will. Also hör endlich damit auf, ich will von Simon und generell von diesem Thema nichts mehr hören.«
»Gut, dann eben nicht«, sagte ihre Mutter spitz. »Aber komm mir bloß nicht in ein paar Jahren an und jammere mir die Ohren voll, weil alle deine Freundinnen verheiratet sind und du nicht. – Und was ist mit dieser Show? Du wirst da sicher nicht weiter mitmachen, oder?«
»Doch Mom, das werde ich.«
»Und was sagt dein Chef dazu? Er kann unmöglich damit einverstanden sein, dass eine Polizeibeamtin sich so in der Öffentlichkeit zeigt.«
»Im Gegenteil, er hat mich sogar in meinem Entschluss bestärkt und mir unbezahlten Urlaub gegeben, bis ich wieder zurück bin«, schwindelte Jill hastig. Als sie das unglückliche Gesicht ihrer Mutter bemerkte, setzte sie sich neben sie und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Mom, bitte mach dir nicht so viele Gedanken darüber, es ist absolut nichts dabei. Vielleicht komme ich ja auch gar nicht sehr weit, und das Ganze erledigt sich schneller als du glaubst.«
Alice Moore schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich verstehe dich wirklich nicht. Aber du bist alt genug, um zu wissen, was du tust, es ist dein Leben, das du dir ruinierst. – Ich werde jetzt gehen und hoffen, dass du eventuell doch noch zur Vernunft kommst, bevor es zu spät ist.«
Mit einem schlechten Gewissen begleitete Jill sie zur Tür.
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, ging Jill seufzend ins Schlafzimmer und stellte sich vor den großen Wandspiegel.
Kritisch musterte sie ihr Spiegelbild und fragte sich zum wiederholten Male,
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