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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine
Autoren: Marina Schuster
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Streifendienst geblieben.
     
    Jill beschloss die freie Zeit zu nutzen, um sich mit weiteren Informationen zu versorgen. Zunächst besorgte sie die DVD der vorhergehenden Super-Model-Staffel, und verbrachte den ganzen restlichen Tag damit, sich die Folgen anzusehen. Natürlich hatte sie vorher schon in etwa gewusst, worum es ging, der Hype der Medien war auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen. Aber als sie sich jetzt die Bilder der zickigen, teilweise hysterisch wirkenden Mädchen anschaute, wurde ihr flau im Magen. Der Gedanke, Stunden in der Gesellschaft solch abgedrehter, post-pubertierender Halb-Teenies zu verbringen, gefiel ihr überhaupt nicht, und sie verfluchte Walt, dass er ihr das angetan hatte.
Sie versuchte die Models zu ignorieren, und sich mehr auf die Personen drum herum zu konzentrieren. Die meisten von ihnen würden auch in dieser Staffel wieder dabei sein, und es wäre gut, sich vorab ein Bild zu machen.
Irgendwann schaltete sie den Fernseher aus, und wollte gerade in die Küche gehen, um sich ihr Abendessen zuzubereiten, als ihr Handy klingelte.
»Hallo Jill.«
»Simon«, entfuhr es ihr überrascht.
»Ich … ich wollte nur mal hören, wie es dir geht.«
Sie seufzte. »Danke, es geht mir gut.«
»Eigentlich würde ich dich gerne fragen, ob du Lust hast, mit mir essen zu gehen.«
»Tut mir leid, heute ist es schlecht«, lehnte sie ab.
»Vielleicht in den nächsten Tagen?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Ich glaube nicht, ich bin im Moment sehr beschäftigt«, wich sie aus, »Ich melde mich bei dir, wenn ich Zeit habe, einverstanden?«
»In Ordnung«, stimmte er zu, und sie konnte die Enttäuschung in seiner Stimme deutlich hören. »Dann noch einen schönen Abend.«
»Danke, dir auch.«
Mit dem Anflug eines schlechten Gewissens legte sie den Hörer auf. Sie hatte keinesfalls die Absicht, sich nochmals mit ihm zu treffen, und eigentlich wäre es besser gewesen, ihm reinen Wein einzuschenken. Aber sie brachte es nicht übers Herz, vor allem ihrer Mutter zuliebe.
Ständig lag sie Jill in den Ohren, dass sie sich Enkelkinder wünschte, und dass es nicht »normal« sei, dass Jill mit ihren sechsundzwanzig Jahren immer noch unverheiratet war. Wochenlang schwärmte sie ihr in den höchsten Tönen vor, was für ein anständiger, netter Mann Simon doch sei, und dass er der ideale Schwiegersohn wäre.
Vor einer Woche schließlich hatte Jill es nicht mehr ausgehalten, und sich um des lieben Friedens willen mit ihm verabredet. Bereits nach der Vorspeise wusste Jill, dass Simon keineswegs der Mann war, mit dem sie ihr restliches Leben verbringen würde.
Der Abend war eine einzige Tortur gewesen, zumindest für Jill. Simon erzählte fast ausschließlich von sich und seiner Firma, so trocken und langweilig, dass Jill Mühe hatte, wach zu bleiben. Die restliche Zeit über malte er lang und breit aus, wie er sich eine Ehe vorstellte, und was er von seiner zukünftigen Gattin erwartete. Es dauerte nicht sehr lange, bis Jill feststellte, dass sie auf gar keinen Fall die Frau war, die er beschrieb. Als er sie beim Abschied fragte, ob sie sich wiedersehen würden, antwortete sie mit einem vagen »Vielleicht«. Sie wollte ihn nicht verletzen, und hoffte, er würde ebenfalls bemerkt haben, dass sie keinesfalls zusammenpassten.
Doch offenbar sah er das anders, und ihre Mutter wohl auch, denn nur von ihr konnte er Jills Handynummer bekommen haben.
»Ich bin viel zu gutmütig«, dachte sie kopfschüttelnd, während sie sich ein Sandwich belegte und dann mit ihrem Teller ins Wohnzimmer hinüber ging.
Sie zappte noch eine Weile durchs Fernsehprogramm, aß dabei ihr Brot, und eine knappe Stunde später lag sie im Bett.
     

2
    A m nächsten Morgen setzte sie sich an den PC und suchte alle Informationen zusammen, die sie über die Super-Model-Crew finden konnte. Es war fast Mittag, als sie alles gesammelt hatte, was ihr wichtig erschien. Mit den Notizen kuschelte sie sich auf die Couch und ging die einzelnen Personen durch.
Da war natürlich als Erste die Hauptjurorin und Produzentin des Labels, Harriet Grumb. Sie war selbst ein sehr erfolgreiches Model gewesen, doch mit ihren vierunddreißig Jahren hatte sie ihre besten Zeiten bereits weit hinter sich. Nun nutzte sie die Unerfahrenheit und Naivität der Mädchen aus, um sich eine goldene Nase zu verdienen. Angeblich sprang sie sowohl mit den Models als auch mit ihren Mitarbeitern nicht gerade besonders sanft um. Es gab genügend Berichte in denen geschildert wurde, wie sie die
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