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Lucy's Song

Lucy's Song

Titel: Lucy's Song
Autoren: Bjorn Ingvaldsen
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Kaffee dort. Also ging ich stattdessen auf den Balkon, um nach dem Hubschrauber zu schauen. Es war toll, bei den Startvorbereitungen zuzusehen. Alle hatten es eilig, aber irgendwie auf eine eingespielte Art und Weise. Jeder wusste, was zu tun war. Und noch spannender war es, wenn der Hubschrauber landete. Wenn die Leute herumliefen, um zu helfen, den Patienten herauszuholen. Aber die Luke zum Hangar war jetzt geschlossen, ich konnte den Hubschrauber drinnen stehen sehen.
    Ein alter Mann saß gleich neben mir auf einem Stuhl. Er trug ein Joggingdress und stützte sich auf ein Stativ mit einer Tropfflasche. Ein Schlauch war an seinem Arm befestigt. Er bemerkte mich nicht. Oder war nicht an Kontakt interessiert. Was mir nur recht war. Es brauchte sich niemand um mich zu kümmern. Ich beugte mich übers Geländer, um zu sehen, ob mein Fahrrad noch dort stand, wo ich es abgestellt hatte. Es stand da, es war das einzige Fahrrad, das dort im Ständer stand. Vielleicht sollte ich eine Runde Rad fahren?
    Das Motorengeräusch eines Autos ließ mich aufhorchen. Ein kleines gelbes Auto hatte Probleme, aus einer Parklücke herauszukommen. Der Fahrer gab zuviel Gas und ließ den Wagen vorund zurückhüpfen. Ich musste lachen. Das sah so komisch aus. Mir wäre es fürchterlich peinlich gewesen, wenn ich am Steuer gesessen hätte. Ein Mann und eine Frau blieben auf dem Bürgersteig stehen, um zuzugucken. Ob der Person im Auto wohl die Hitze in den Kopf schoss? Die Szene erinnerte mich an diese lustigen Filmclips, die man sich im Internet ansehen konnte. Nur schade, dass sich der Wagen direkt unter mir befand, so konnte ich nicht sehen, wer da am Steuer saß.
    Endlich war es geschafft, der Wagen konnte losfahren. Ich sah dem gelben Auto hinterher, wie es die Straße entlangfuhr, bis ich einen anderen Wagen entdeckte. Ein rotes Cabrio mit offenem Verdeck. Die Frau, die ihn fuhr, hatte lange blonde Haare. Obwohl sie nicht besonders schnell fuhr, wurden ihre Haare nach hinten geweht. So ein Auto …
    Sie hielt direkt unter mir an und fuhr rückwärts auf den freien Parkplatz, auf dem gerade noch der kleine gelbe Wagen gestanden hatte. Die hat keine Probleme mit dem Einparken, dachte ich. Als der Wagen stand, öffnete sich der Kofferraumdeckel von allein. Das Verdeck kam herausgefahren und legte sich an seinen Platz. Ein richtig festes Verdeck. Nicht so ein dünner Stoff. Ich wollte es weiter beobachten, sehen, wohin die Frau ging, doch da waren plötzlich Sirenen zu hören.
    Ein Krankenwagen kam mit hoher Geschwindigkeit auf den Eingang der Notaufnahme zugefahren und hielt abrupt an, während zwei Personen aus dem Krankenhaus angelaufen kamen, um zu helfen. Sie öffneten die hinteren Türen und zogen eine Trage heraus. Drei Personen in Sanitäterkleidung stiegen aus dem Krankenwagen. Der eine schob Räder unter die Trage, so dass sie geschoben werden konnte. Ein anderer hielt einen großen Apparat in den Händen. Irgendwelche Schläuche waren an der Person auf der Trage befestigt. Ob es ein Mann oder eine Frau war, das konnte ich nicht sehen, aber es war viel Blut da. Jemand rief etwas und alle fünf verschwanden mit der Trage zwischen sich im Krankenhaus. Der Krankenwagen blieb draußen stehen, mit laufendem Motor und blinkendem Blaulicht auf dem Dach. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
    Dann schaute ich wieder auf den Parkplatz. Die Frau, die das rote Auto gefahren hatte, war fort. Sie war sicher zum Haupteinganggegangen. Für einen Moment dachte ich, dass ich herausfinden müsste, wer sie war, um sie zu fragen, wie viel so ein Auto wohl kostet. Aber warum eigentlich? Ich könnte so ein Auto ja sowieso niemals kaufen.
    Einer der Sanitäter kam wieder heraus, verschloss die hinteren Türen des Krankenwagens und fuhr ihn rückwärts in die Garage gleich neben dem Eingang. Als sich das Garagentor öffnete, konnte ich mehrere Krankenwagen drinnen stehen sehen. Da kam mir eine Idee, was ich antworten würde, sollte mich jemand fragen, was ich werden wollte: Krankenwagenfahrer. Das sah richtig heftig aus. Und man musste sicher sehr, sehr gut Auto fahren können, um einen Krankenwagen zu fahren. Aber vielleicht würde es mir doch nicht so gut gefallen, immer mit Leuten zu tun zu haben, die voll mit Blut waren.
    Ich schaute auf die Uhr. Es war halb sechs. Ich hatte gesagt, dass ich um sechs Uhr zu Hause sein würde. Meine Tante wollte Essen kochen. Mein Onkel sollte mit uns essen. Vielleicht blieb er dann noch den Abend über bei
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