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Lucy's Song

Lucy's Song

Titel: Lucy's Song
Autoren: Bjorn Ingvaldsen
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Porsche oder Jaguar. Ein Fiat. Es gibt immer eine Möglichkeit, man muss sich nur mit dem zufriedengeben, was möglich ist. Und ein Fiat-Cabrio war möglich.
    Die Tante war bereits aufgestanden. Mama schlief noch. Ich freute mich darauf, ihnen von der Frau in dem roten Wagen zu erzählen.
    Inzwischen war der Fahrstuhl repariert worden. Lucy konnte auf dem Weg hinunter zum Frühstück in ihrem Rollstuhl sitzen.
    »Ich bin heute morgen ganz früh aufgestanden«, sagte ich. »Und weil ich nicht schlafen konnte, bin ich spazieren gegangen. Bis zur Seine hinunter.«
    »Du meine Güte!«, rief die Tante.
    »Du musst vorsichtig sein«, sagte Mama.
    »Da habe ich eine Frau in einem roten Sportwagen getroffen. Einem Cabriolet. Sie kommt morgen ganz früh hier vorbei. Und dann werdet ihr beide im Cabrio durch Paris fahren.«
    Ich schaute Mama an.
    »Was für eine Frau war das?«, fragte sie.
    »Eine, die in einem Hotel arbeitet.«
    »Und wie heißt sie?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und das Hotel?«
    »Keine Ahnung. Aber sie hat ein Cabrio.«
    »Hat sie wirklich gesagt, sie will kommen? Einfach so?«
    »Ja. Morgen früh um acht.«
    »Hmm«, sagte die Tante.
    »Ja, dann müssen wir uns wohl morgen schon früh anziehen«, sagte Mama. »Falls deine Freundin tatsächlich auftaucht.«
    »Natürlich kommt sie. Sie hat es mir doch gesagt.«
    An diesem Samstag liefen wir ein wenig in Paris herum. Mama konnte nicht so weit gehen, aber schon in den Straßen um unser Hotel herum gab es viel zu sehen. Viele Touristen und viele Geschäfte. Die Tante kaufte sich ein paar Kleidungsstücke. Mama kaufte einen Pullover für Lucy. In rosa. Ich kaufte mir Joggingschuhe. Nike. Sie kosteten die Hälfte von dem, was sie zu Hause gekostet hätten.
    Abends gingen wir in ein ziemlich feines Restaurant. Die Tante wollte uns zum Essen einladen. Anschließend liefen wir noch he- rum und schauten Musikern und Straßenkünstlern vor einer Art Kulturzentrum zu. Lucy hörte gern der Musik zu, aber sie bekam Angst, wenn die Clowns zu laut schrien. Wir gingen ziemlich früh ins Bett. Ich war todmüde, schließlich hatte ich letzte Nacht kaum geschlafen. Trotzdem schlief ich schlecht. Insgeheim hatte ich doch Angst, dass die Frau in dem roten Cabrio nicht auftauchen würde.

K
urz vor acht Uhr standen wir vor dem Hotel. Nicht viel später kam die Frau mit dem Cabrio. Sie hatte ihren Mann dabei. Er war auch sehr nett, konnte aber kein Englisch. Mama lachte, als sie den Wagen sah.
    »Und – hast du von so einem geträumt?«, fragte ich.
    »Ja, natürlich, genau von so einem.«
    Die Frau und ihr Mann halfen Mama ins Auto. Sie schnallte sich an. Dann nahm sie ihre Perücke ab.
    »Ich will doch nicht riskieren, dass sie mir wegweht«, erklärte sie.
    Ihre Haare waren schon wieder gewachsen. Nicht besonders viel, aber schon ein bisschen. Ein leichter Flaum.
    »Jetzt kannst du den Wind im Haar spüren«, sagte ich.
    Die Tante machte ganz viele Fotos. Dann fuhren Mama und die Frau im roten Cabrio davon. Wir anderen setzten uns auf die Stühle des Restaurants auf der anderen Straßenseite. Es hatte noch nicht geöffnet. Die Tante versuchte sich mit dem Mann der Cabriofrau zu unterhalten, doch das war schwierig. Er nickte zu allem, was sie sagte, aber uns war klar, dass er gar nichts verstand.
    Sie waren fast eine Stunde fort. Dann hielten sie direkt vor uns an. Mama stieg aus dem Wagen. Sie war ganz rot im Gesicht.
    »Ui!«, rief sie, »das war vielleicht eine Tour. Wir sind die Champs Élysées hochgefahren, um den Triumphbogen herum und wieder zurück. Richtig schnell. Dann sind wir durch viele andere Straßen gefahren. Jetzt weiß ich wirklich, wie es ist, in einem Cabrio durch Paris zu fahren.«
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte die Frau im Cabrio.
    »Ja«, sagte ich.
    Ihr Mann setzte sich wieder ins Auto und dann fuhren sie davon. Wir winkten ihnen hinterher. Nach einer Weile fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, mich zu bedanken.
    »Ich habe mich bei ihr bedankt«, sagte Mama, »mach dir da keine Sorgen.«

M
ama und ich saßen nebeneinander im Flugzeug. Die Tante und Lucy saßen in der Reihe vor uns.
    Mama schien in bester Form zu sein. Auf dem Weg zum Flughafen und auch während wir darauf warteten, an Bord gehen zu können, hatte sie viel geredet.
    »Hast du es dir so erträumt?«, fragte ich.
    »Ja, genau so«, antwortete Mama. »Das war ein fantastisches Wochenende. Tausend Dank.«
    »Bitte schön.«
    »Ich würde so gern auch etwas für dich tun«, sagte
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