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Luciano

Luciano

Titel: Luciano
Autoren: Jack Higgins
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namens Meyer aus Himmlers persönlichem Stab
verpaßt. Dem Feld marschall tat es sehr leid, aber er konnte
nicht viel dagegen machen.«
      Er suchte in seiner Tasche nach
Zündhölzern, und der Um schlag, den Kesselring ihm gegeben
hatte, fiel heraus. Brandt hob ihn auf, während Koenig sich eine
Zigarette anzündete. »Herr Major«, sagte er und hielt
den Umschlag hoch.
      »Kesselrings
Abschiedsgeschenk«, erklärte Koenig ihm. »Machen Sie
ihn auf, damit wir sehen, was er nicht gewagt hat,
    mir persönlich mitzuteilen.«
    Er wandte sich ab und blickte hinaus aufs Meer,
hörte, wie Brandt den Umschlag aufriß und dann einen Ruf
ungläubigen Frohlockens ausstieß. Koenig fuhr herum, und
Brandt hielt ihm lächelnd den Umschlag entgegen.

      »Ihre Beförderung zum Oberstleutnant!«
      Koenig starrte den Feldwebel lange
Zeit schweigend an, dann riß er ihm das Schreiben aus der Hand.
Die feierliche Formulierung bedeutete ihm nichts. Wichtig war nur,
daß Kes selring ihn befördert hatte. Als er jetzt den
Umschlag ansah, fiel ihm erst auf, daß er an
Obersturmbannführer Max Koenig adressiert war. Was hatte
Kesselring gesagt? Ich habe getan, was ich, wie die Dinge liegen, für Sie tun konnte.
      Er schlug Brandt auf die Schulter.
»Das, mein lieber Rudi, ist entschieden eine Feier wert.«
Auf dem Rückweg zum Ku belwagen lachte er: »Herrgott, ich
möchte zu gern Meyers Ge sicht sehen, wenn er das
erfährt.«

    4

    Vier Wochen später stieg Harry Carter
abermals vor dem prächtigen Eingang der Villa dar el Ouad aus
einem Jeep, ging langsam die Vordertreppe hinauf und trat in die
kühle Dämme rung der Halle.

      Cusak blickte von seinem Schreibtisch
hoch und sprang freudig auf. »Major Carter! Freut mich, Sie zu
sehen, Sir.«
    »Ich glaube, ich werde erwartet.«
      »Stimmt, Sir. Ich melde General Eisenhower, daß Sie hier sind.«
      Er entfernte sich, und Carter trat auf die Terrasse hinaus. Ist es erst sechs Wochen her, seit ich zuletzt hier stand? Er
spürte wieder den Schmerz in der Brust, aber trotzdem – oder
gerade deshalb – zog er das alte silberne Etui aus der Tasche,
nahm sich eine Zigarette, zündete sie an und sog mit voller
Überle gung den Rauch tief in die Lungen.
      Er hörte hinter sich rasche
Schritte, und als er sich umwand te, sagte Cusak: »Der General
läßt bitten, Major.« Als Carter vor dem Schreibtisch
stand, überfiel ihn das seltsame Gefühl, er müsse diesen
Augenblick schon einmal durchlebt haben. Eisenhower musterte ihn
stirnrunzelnd. »Besonders gut sehen Sie nicht aus, Major.«
      »Geht bald vorüber, Sir. Ich überlegte nur gerade, ob es da mals ist oder jetzt.«
      Eisenhower lächelte. »O
ja, Sie waren schon einmal hier, ich kann's bezeugen. An manchen Tagen
geht es mir genauso. Nehmen Sie Platz.« Er zog eine Akte hervor
und schlug sie auf. »Ich habe Ihren Bericht mit großem
Interesse gelesen.« Carter holte sich einen Stuhl. »Vielen
Dank, Sir.« Er zögerte. »Wird es Ernst mit der Landung
auf Sizilien, General?«

       Eisenhower blickte auf und
sagte ruhig: »Im Lauf der näch sten Wochen werden die Briten
am östlichen Rand der Insel zur Invasion ansetzen, während
General Patton mit der Sieben ten Armee im Süden landen und in
Richtung Palermo vorsto ßen wird. Überrascht Sie das?«
      »Nicht eigentlich, Sir, obwohl
sich auf Sizilien seit Monaten hartnäckig ein Gerücht
hält, das auch die Deutschen für wahr zu halten scheinen,
nämlich daß Sardinien das Ziel ist.«
       »Genau das sollen sie
auch glauben. Aber kommen wir jetzt auf die Frage zurück, die ich
Ihnen bei Ihrem letzten Besuch stellte. Nach Ihrem Bericht zu
schließen, sind Sie überzeugt, daß Washington sich von
der Mafia-Connection zuviel er hofft.«
      »Davon bin ich leider wirklich überzeugt, General.«
      Eine kurze Weile starrte Eisenhower
schweigend und mit düsterer Miene auf die vor ihm liegende Akte.
»All right, was würden Sie vorschlagen?«
      »Nun, General, ich denke an einen Mann namens Luca. Don Antonio Luca. Er ist in ganz Sizilien bekannt als capo dei tutti capi. Boß
aller Bosse. Die Faschisten verhafteten ihn 1940. Schickten ihn aufs
Festland ins Gefängnis – Neapel. Noch im gleichen Jahr
gelang ihm die Flucht und die Rückkehr nach Sizilien, wo er sich
seitdem versteckt hält. Er ist der einzige, auf den alle
hören. Ich möchte nicht lästern, aber in Sizilien
könnte er noch größere Anziehungskraft auf die Menschen
ausüben als der
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