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Luciano

Luciano

Titel: Luciano
Autoren: Jack Higgins
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hängte.
      »Mein lieber Brandt, ist mir
wirklich eine Freude, das sage ich unter uns Soldaten. Das war
längst fällig. «
      Brandt war selig, und Koenig konnte
ein flüchtiges Lächeln nicht unterdrücken. Ein
Meisterstreich, Kesselring verstand mit den Leuten umzugehen. Dann
stand der Feldmarschall vor ihm, mit heiterreumütigem Ausdruck,
als habe er Koenigs Gedanken gelesen und bitte ihn um Nachsicht.

      »Was könnte ich zu Ihnen
sagen, Herr Koenig? Sie sind erst der dreizehnte Träger der
Schwerter zum Ritterkreuz seit der Schaffung dieses Ordens.
Normalerweise würde der Führer Ihnen die Auszeichnung
persönlich überreichen wollen, aber wir leben in einer
Ausnahmezeit. Ich kann nur sagen, ich freue mich, daß diese Ehre
nun mir zufällt.«
      Seine Hände lagen einen
Augenblick auf Koenigs Schultern, und dann, wie in einer jähen
Gefühlsaufwallung, zog er den Major an sich.
      Später, als sie wieder in
Walthers Büro waren und vor dem Mittagessen einen Cognac tranken,
sagte Kesselring: »Ein sehr bemerkenswerter junger Mann.«
      »Ganz zweifellos«, stimmte Walther zu.
      »Anständig, aufrecht,
ritterlich. Ein brillanter Soldat. Ver körpert das Bild, das jeder
Angehörige der Waffen-SS gern von sich hätte. Holen Sie ihn
rein und bringen wir's hinter uns.« Walther drückte einen
Summer auf seinem Schreibtisch, und sofort meldete sich ein Adjutant.
      »Major Koenig«, sagte Walther.
      Der Adjutant verschwand, und Koenig
trat ein. Er blieb vor dem Schreibtisch stehen, schlug die Hacken
zusammen und legte salutierend die Hand an den Mützenschirm.
      Der Feldmarschall sagte: »Nehmen Sie sich einen Stuhl, Herr Koenig, und setzen Sie sich zu uns.«
      Koenig tat, wie ihm befohlen.
Kesselring wandte sich der vergrößerten Generalstabskarte
von Sizilien zu, die an der Wand hing. »Wie ich höre, haben
Sie bereits um Versetzung nachgesucht.«
      »Jawohl, Herr Feldmarschall.«
    »Die Versetzung ist abgelehnt.«
    »Dürfte ich fragen, warum?«
    »Ich könnte sagen, weil die
Silberplatte, die man Ihnen nach Ihrem letzten Streich in Rußland
in den Schädel montieren mußte, Sie für weitere
Absprünge aus Flugzeugen untauglich macht. Aber ich kann mir die
Ausrede sparen. Ihre Aufgabe hier in Sizilien ist von lebenswichtiger
Bedeutung.«

      General Walther sagte: »Die
Partisanentätigkeit im Zentral gebirge ist noch immer viel zu
rege, besonders im Gebiet um Cammarata. Im Falle einer feindlichen
Invasion wäre dies für uns verhängnisvoll.«
      »Ich dachte, die Alliierten
beabsichtigten, es zuerst auf Sar dinien zu versuchen, Herr
General?« meinte Koenig fragend. Walther und Kesselring tauschten
einen Blick, und Kesselring lachte. »Los, sagen Sie's ihm. Ich
wüßte nicht, was dagegen spräche.«
      Walther sagte: »Was Sie
vermuten, Herr Koenig, kommt der Wahrheit ziemlich nahe. Das
Oberkommando in Berlin und auch der Führer persönlich sind
der Ansicht, daß die Landung in Sardinien erfolgen werde.«
      »Vor ein paar Wochen wurde die
Leiche eines britischen Kuriers an der spanischen Küste
angespült«, fuhr Kesselring fort. »Ein Major der
königlichen Marine. Er hatte Briefe an General Alexander in
Tunesien bei sich. Außerdem einen von Lord Louis Mountbatten an
Sir Andrew Cunningham, den Oberkommandierenden der britischen
Mittelmeerflotte. Aus diesen Briefen geht eindeutig hervor, daß
Sardinien und Grie chenland die Ziele der alliierten Invasion sein
sollen. Ein even tueller Angriff auf Sizilien würde nur ein
Ablenkungsmanöver darstellen.«
      Die drei Männer schwiegen lange.
Dann sagte Walther: »Wir möchten gern Ihre Ansicht
hören, Herr Koenig. Sprechen Sie
    frei heraus.«
    »Was kann ich dazu schon sagen, Herr
General.« Koenig zuckte die Achseln. »Auch heutzutage
geschehen tatsächlich noch Zeichen und Wunder. Eines davon war
vermutlich die Leiche dieses britischen Majors, die ausgerechnet an der
spani schen Küste auftauchte, so daß unsere Agenten die
Briefe fin den konnten.«

      »Aber im großen und ganzen«, sagte Kesselring, »glauben Sie nicht an Wunder, wie?«
      »Das ist vorbei, seit ich nicht mehr die Märchen der Brüder Grimm lese, Herr Feldmarschall.«
      »Gut.« Kesselring wurde
jetzt ganz sachlich. »Lassen Sie mich Ihre Einschätzung der
Lage auf Sizilien hören.«
      Koenig stand auf und trat vor die
Landkarte. »Was die Parti sanentätigkeit betrifft, gibt es
zwei bedeutende Gruppen. Die Separatisten, die ein
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