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Luciano

Luciano

Titel: Luciano
Autoren: Jack Higgins
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die Wälle und zerriß den
Rauchschleier.
      Meyer stand nur ein paar Schritt von
ihm entfernt und hatte die Schmeisser auf ihn gerichtet. »Fallen
lassen!« sagte er. »Sofort!«
      »Wie Sie wünschen«, sagte Luciano und legte die Smith and Wesson behutsam auf die Mauerkrone.
      Meyer war erstaunlich ruhig. »Wer sind Sie?«
      »Salvatore Lucania, aber die meisten Leute nennen mich Lu ciano.«
      Meyer erschrak zutiefst, er riß
die Augen auf, und der Finger am Abzug erlahmte. Die Elfenbeinmadonna
lag in Lucianos linker Hand bereit. Als er ausholte, sprang die Klinge
hervor und fuhr unter Meyers Kinn, schlitzte den Gaumen und traf das
Gehirn. Luciano brauchte seine ganze Kraft, um das Messer wieder
herauszuziehen. Meyer taumelte zurück; noch lebte er, und sein
Gesicht spiegelte grenzenloses Erstaunen, dann stürzte er
rücklings über die niedrige Mauer.
      Die Tauben gebärdeten sich wie
rasend in ihrem Stall. Lu ciano hakte den Verschluß aus und
öffnete die Gittertür, und die Tauben schwärmten hinaus,
schwangen sich in die Luft
    hoch über den Rauch in den reinen Regen.
    Er sah ihnen nach, dann bemerkte er, daß er
noch immer die Elfenbeinmadonna in der Hand hielt. Einen Augenblick
lang war er versucht, sie weit von sich zu schleudern, aber das
hätte nicht zu Salvatore Lucania gepaßt und zu Lucky Luciano
auch nicht.
      Er küßte die Klinge, die
noch naß war von Meyers Blut – die rituelle Erfüllung
des Schwurs, den er auf dem Dorfplatz getan hatte, dann wischte er sie
ab, klappte sie ein und steckte die Madonna wieder in die Tasche.
      Leben um Leben, Blut um Blut, und
nichts war damit ge wonnen. Maria hätte es ihm am besten sagen
können. Er wand te sich ab und ging die Treppe hinunter in den
Hof.

      Maria Vaughan lag in einem Sarg vor
dem Altar der kleinen Kirche von Bellona, die Gesichtszüge im Tode
friedlich und gelöst, die Wunden von einem Schleier verhüllt.
      Kerzen, von den Dorfbewohnern
aufgesteckt, flackerten rings um den Sarg, aber jetzt war die Kirche
leer bis auf Cate rina in der vordersten Kirchenbank und Antonio Luca,
der ne ben der Toten stand.
      Luciano und Mario Sciara sahen aus
dem dunklen Kirchen schiff zu, wie Luca sich über den Sarg beugte,
um das bleiche Gesicht zu küssen. Caterina stand auf und legte den
Arm um ihn. Dann gingen sie beiden dem Ausgang zu. Sciara öffnete
die Tür, und er und Luciano warteten. Als Luca bei ihnen an
gekommen war, blieb er stehen.
      »Du weißt, was du zu tun hast, Mario«, sagte er zu Sciara.
      »Ja, capo .«
    »Gut.«
    Er wandte sich von Sciara ab, und sein dunkler Blick hob
    sich zu Luciano. Luciano wartete, aber Luca sagte
nichts, es gab nichts mehr zu sagen. Caterinas Arm schloß sich
fester um ihn, und sie gingen hinaus. Sciara folgte ihnen.
      Es war sehr still in der Kirche, und
Lucianos Schritte hallten von den Wänden wider, als er den
Mittelgang entlang zum Sarg ging. Er blickte auf die Tote herab und
fühlte sich plötz lich sehr müde. Zart berührte er
ihr Haar. Es war kalt und leb los.
        Vielleicht wenden sich die Menschen Gott zu, wenn der Teu fel keine Verwendung mehr für sie hat.
      Diese Worte, die er einmal zu ihr gesagt hatte, kamen ihm wieder in den Sinn. Und auch Marias Antwort:
       Nein, Signor Luciano, mit einem solchen Gedanken könnte ich mich niemals abfinden. Niemals.
      Er wandte sich ab und verließ mit raschen Schritten die Kir che.

      Harry Carter lag in Vito Barberas
Bett, auf Kissen gestützt, und nippte an dem Branntwein, den
Barbera ihm an die Lippen hielt. Er war noch immer sehr schwach.
      »Schließlich haben wir doch genau das erreicht, was wir wollten.«
      Luciano, der am Fenster stand und auf
den Dorfplatz hinun tersah, nickte. »Im ganzen Gebiet von
Cammarata, in jedem Dorf, jeder Stadt Westsiziliens, bis hinauf nach
Palermo wird die Meldung schon verbreitet. Antonio Luca ist auf seiten
der Amerikaner.«
      »Weil ein Deutscher seine Enkelin getötet hat?«
      »Genau«, sagte Luciano.
»Blut um Blut, ein alter siziliani scher Brauch. Das haben Sie
inzwischen wohl begriffen.«
      Carter nickte. »Und die Fallschirmjäger?«
      »Wir haben sie in dem
Truppentransporter abrücken lassen, so viele noch von ihnen
übrig waren, damit sie versuchen kön nen, sich
durchzuschlagen. Sie haben Koenig mitgenommen.«
    Carter fragte verdutzt: »Ich verstehe nicht.«
      »Es stellte sich heraus,
daß er noch lebte. Schwer verletzt, aber er hat eine
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