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Luciano

Luciano

Titel: Luciano
Autoren: Jack Higgins
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Koenig nieder und drehte ihn behutsam um. Er blickte zu Meyer
auf, und sein Gesicht wurde eisenhart. Meyer packte die Griffe des
schweren Maschinengewehrs und schwenkte es herum, um Brandt und die
Fallschirmjäger damit in Schach zu halten.
      »Er war ein Verräter an
Reich und Führer«, sagte er. »Habt ihr verstanden?
Zurück jetzt, alle!« Er rief seinen Leuten zu: »In die
Fahrzeuge, los. Wir fahren.«
      Sie stiegen schleunigst in den anderen Geländewagen, der sofort startete.

    18

    Luciano und Barbera traten aus dem Haus und
liefen über den Platz. Luciano kniete neben Maria nieder. Brandt
sagte: »Sie ist tot. Beide sind tot.«
      Ihr Gesicht war friedlich und
unversehrt, die Kugeln saßen in der Brust und im Herzen. Luciano
verharrte lange auf den Knien und blickte auf Maria herab, dann
berührte er zart ihre Brust. Seine Finger wurden blutig, und er
führte sie an die Lip pen. Er stand auf. Jetzt war er wieder ganz
Sizilianer und flü sterte die uralte Formel: »So will ich
das Blut dessen trinken, der dich getötet hat.«
      Auf dem Platz waren Männer
aufgetaucht, alte und junge, bewaffnet mit allem möglichen, von
Jagdflinten bis zu automa tischen Gewehren, und Brandt und die
übrigen Fallschirmjäger rückten zusammen. Ihre Gesichter
spiegelten Erbitterung, sie waren zu allem bereit. Ein
halbwüchsiger Junge kam über den Platz gerannt und meldete
Barbera: »Sie haben die Straße nach Norden
eingeschlagen.«
      »Dann wollen sie zum Kloster. Die Straße führt nur dort hin.«
       Zwei alte Frauen knieten neben
Maria nieder und legten sie zurecht, und die eine nahm ihren Schal ab
und bedeckte das bleiche Gesicht. In Luciano löschte die
Verzweiflung jeden anderen Gedanken aus.
      Er drehte sich zu den Männern
um. »Gut, dann wollen wir ihn uns holen.« Er wies mit dem
Kopf auf den Transportlaster. »Kann irgend jemand dieses Ding
fahren?«
      »Ich«, sagte Rudi Brandt.
    Einen Augenblick hielten alle den Atem an. Luciano sagte: »Ich dachte, wir sind im Krieg.«
      »Das hier ist persönlich.«
      Luciano sah Barbera an. Vito nickte. »Ich hole meinen Lie ferwagen.«
      »In Ordnung.« Er wandte sich wieder an Brandt. »Ich fahre mit euch, Jungens. Los jetzt.«

      Sie hielten kurz vor dem
Hügelkamm unterhalb des Haupt tors. Barbera, der in seinem alten
Lieferwagen mehr als zwan zig Männer beförderte, stieg aus
und eilte zu dem Mann schaftswagen.
      »Wie wollen wir vorgehen?«
      »Der Transporter fährt
zuerst«, wies Luciano ihn an. »Die einzige
Möglichkeit, durch diese Tore zu kommen. Wenn es klappt, folgt ihr
nach, und denkt daran, daß Padre Giovanni und die Franziskaner
auf unserer Seite sind.«
      »Okay.« Barbera grinste. »Soll ich Ihnen Glück wünschen?«
      »Wann hätte ich das je
nötig gehabt?« erwiderte Lucky Lu ciano, gab Brandt einen
Schlag auf die Schulter, und sie fuhren wieder los.

    Als Meyer im Haupthof des Klosters aus seinem
Gelände wagen stieg, war niemand zu sehen, der ganze Bau lag
unnatür lich still unter dem heftigen Regen. Das einzig sichtbare
Zei chen dessen, was sich hier vor kurzem ereignet hatte, waren die
Fallschirme, die halb geöffnet auf den Mauern und im Hof he
rumlagen und sich in der leichten Brise sanft hoben und senk ten.
    Zur gleichen Zeit wartete Padre Giovanni drunten
in der Krypta, bis die beiden letzten Franziskaner, die den jungen
Fallschirmjäger mit dem gebrochenen Bein trugen, im Tunnel
verschwunden waren. Er sah sich ein letztes Mal um, dann folgte er
ihnen. Der hölzerne Thron schwang mitsamt seiner makabren Last auf
den alten Platz zurück.
      Meyer war außerstande, einen
klaren Gedanken zu fassen. Alles war so schnell gegangen, sein
wahnwitziger Wutaus bruch, eine Tat, die sich nicht mehr ungeschehen
machen ließ. Jetzt würde er die schlimmen Folgen zu tragen
haben.
      Ein Unteroffizier kam aus dem
Gebäude, lief die Stufen hin ab und eilte auf ihn zu. »Keine
lebende Seele weit und breit. Still wie das Grab, Herr Major.«
      »Unmöglich«, sagte Meyer.
      Einer der Männer am Tor rief laut: »Es kommt jemand, Herr Major.«
      Meyer lief hinaus und stellte sich
auf die Brücke, die über den Graben führte. Von diesem
Standort aus konnte man die Zufahrtsstraße ganz überblicken.
Der Truppentransporter kam mit hohem Tempo herauf, dahinter folgte ein
alter Lieferwa gen. In großer Entfernung folgte eine
beträchtliche Menschen menge zu Fuß.
      Die Ukrainer scharten sich um Meyer;
einer
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